Gleich mehrfach hat Mathias Döpfner die öffentlich-rechtlichen Sender in der Vergangenheit als "Staatspresse" bezeichnet. Am Donnerstag saß er nun gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer und ihrem Amtskollegen Reiner Haseloff aus Sachsen-Anhalt sowie den Chefs von ARD und ZDF gemeinsam bei einer Pressekonferenz, um zu verkünden, wie gelungen die nun überraschend schnell beschlossene Reform des Telemedienauftrags nun sei.

Gelungen war aus Döpfners Sicht vor allem die Lobbyarbeit des Verbands, dessen Vorsitzender er ist. Über Jahre hinweg haben die Verlage lautstark darauf gepocht, dass ARD und ZDF im Netz keine langen Texte veröffentlichen sollen. Genau das findet sich nun auch im Entwurf des Staatsvertrags wieder, auch wenn die exakte Festlegung für Textlängen, wie sie der BDZV lange forderte, vom Tisch ist – ein Punkt-Gewinn für die Öffentlich-Rechtlichen.

Dass Döpfner nun Seit an Seit mit Politik und Sendern auf dem Podium saß, hat in der Branche nicht allen gefallen. Mehrere Verbände der Filmbranche zeigten sich fassungslos ob des Beschlusses, auch der Privatsender-Verband Vaunet äußerte Kritik. Der von den öffentlich-rechtlichen Angeboten betroffene Medienmarkt bestehe "nicht nur aus den Angeboten der Verlage", mahnte Vaunet-Chef Hans Demmel und forderte, auch die private Seite an den Tisch zu holen.

Die Schuld für die Unzufriedenheit der Privatsender ist aber womöglich auch ein Stück weit in den eigenen Reihen zu suchen. Wenige Tage zuvor hatte Demmel das Unheil schon kommen sehen und auf der ANGA COM in Köln erklärt, in Zukunft wohl lauter für die eigenen Belange trommeln zu müssen. Tatsächlich hat wohl niemand so laut für seine eigenen Anliegen geworben wie Mathias Döpfner. Seine populistischen "Staatspresse"-Rufe hatten Erfolg – ein beunruhigendes Signal.

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