In „Instinct“ wird der Psychologie-Professor Dr. Dylan Reinhart (Alan Cumming) von der New Yorker Polizei darum gebeten, bei der Klärung eines Mordfalls zu helfen. Durch diese Anfrage entfacht das NYPD ein Feuer in ihm, welches auch dem Geburtssender CBS selbst gut gestanden hätte. Denn während der ehemalige „Good Wife“-Star Cumming seine Rolle mit einer überschwänglich guten Laune abliefert und er mit Dr. Reinhart authentisch zeigt, wie sehr er Lust auf Verbrecherjagden hat, scheint der Rest des Teams keinerlei Ambitionen gehegt zu haben, aufregendes Fernsehen machen zu wollen. Bis auf den charismatischen, homosexuellen, ehemaligen CIA-Agenten und nun arbeitenden Uni-Professoren, bietet „Instinct“ absolut nichts innovatives.
Mit einem Blick auf die jüngste Crime-Serien-Historie des amerikanischen Senders scheint dies nicht einmal verwunderlich. Was „Bull“ und „MacGyver“ für das Jahr 2016 waren und „S.W.A.T.“ für 2017, ist „Instinct“ für CBS im Jahr 2018. Die Adaption des Romans „Murder Cases“ von James Patterson reiht sich in die Vielzahl der typischen Kriminalserien des Senders ein und bietet eine helle Freude für all diejenigen, die von Fernsehserien nicht positiv überrascht werden wollen.
Umso bitterer ist das, wenn ein Mann im Cast vorhanden ist, der alles für eine großartige Rolle mitbringt. Der mehrfach Emmy-nominierte Alan Cumming hat mit seiner „Good Wife“-Performance als Eli Gold bereits bewiesen, wie viel er aus einer Figur herausholen kann. Ein Ex-CIA-Agent, der vom trubeligen Leben ins triste Professoren-Dasein springt, bietet ebenfalls ein gewisses Potenzial. Sein Anstoß in die Geschichte fängt auch ganz nett an: Seine Verlegerin, gespielt von Whoopi Goldberg, findet das aktuelle Buch, das Dr. Reinhart schreibt, recht dröge und lahm. Deswegen rät sie ihm, eine kleine Auszeit von seiner Lehrertätigkeit zu nehmen und mit neuem Schwung in den Alltag zu treten. Den „sexy Dylan“, den sie von seinem ersten Buch kennt, möchte sie dringend wieder sehen.
Da passt es natürlich perfekt, dass plötzlich die junge Polizistin Lizzie Needham (Bojana Novakovic) auf der Matte steht und seine Hilfe braucht. In der Tat hat ihre Bitte sogar mit dem ersten Buch Reinharts zu tun, scheint sich der Killer an seinem Bestseller „Freaks“ zu orientieren. Nach der anfänglichen Motivation, eine interessante Geschichte ins Rollen zu bringen, stapfen die Autoren jedoch rasant wieder in den Treibsand der immer gleich ausschauenden Krimi-Serien.
So beginnt die Augen-Rollerei damit, dass Polizeifrau Lizzie eine Schablone vor dem Herrn ist. Als attraktive Ermittlerin hatte sie bereits mehrere Arbeitspartner. Schnell wird klar, warum. So wollte der ein oder andere etwas mehr von ihr als Arbeitszeit. Später enthüllt sie Reinhart eine Information, die sie natürlich noch niemandem erzählt hat: Einer ihrer ehemaligen Partner war gleichzeitig auch ihr Verlobter. Bei einem Einsatz verlor er sein Leben, was sie bis heute zur eiskalten Polizisten gemacht hat. Reinhart lässt sie nun jedoch auftauen und der Fakt, dass er homosexuell ist, verhindert immerhin eine Liebesgeschichte, die sonst wohl unausweichlich gewesen wäre.
Der größte Fehler von „Instinct“ liegt aber darin, dass der Serie ihre Lustlosigkeit durch und durch angemerkt werden kann. Ohne Alan Cumming wird es schwer, Gründe dafür zu finden, diese endlosen Déjà-vu-Momente zu ertragen, die vermutlich auch in der bereits beschlossenen zweiten Staffel ihre Fortsetzung finden werden. Wer noch nie eine Crime-Serie gesehen hat, wird mit „Instinct“ sicherlich einen geschmeidigen Einstieg ins Genre finden. Alle anderen werden jedoch lediglich eine entspannte Einschlafhilfe vorfinden.
Die 13-teilige erste Staffel von "Instinct" ist ab heute um 20:15 Uhr auf TNT Serie zu sehen. In unbestimmter Zeit soll die Serie auch im Free-TV bei Sat.1 zu sehen sein.