Eigentlich gilt Kai Sturm nicht gerade als besonders großer Anhänger von Kuppelshows. Aus gutem Grund hat der Vox-Chefredakteur dieses eigentlich überstrapazierte Genre in den vergangenen Jahren stets anderen überlassen. Es muss also etwas Besonderes passiert sein, dass Sturm von diesem Montag an mit "First Dates – Ein Tisch für zwei" ein solches Format sogar täglich ins Programm nimmt – das im Übrigen von Warner Bros. kommt und damit von jener Produktionsfirma, die seit elf Jahren für RTL "Schwiegertochter gesucht" macht.
Was also ist das Besondere an "First Dates"?
Nun, eine Stärke liegt womöglich schon darin begründet, dass sich das Konzept der ursprünglich aus England stammenden Show in einem einzigen Satz erklären lässt: Zwei Menschen treffen sich zum Blind Date in einem Restaurant und müssen sich am Ende entscheiden, ob sie sich wiedersehen möchten oder nicht. So einfach, so genial.
Streng genommen ist es allerdings gar kein echtes Restaurant, in dem die Singles bewirtet und von zahlreichen Kamera bei jedem noch so verräterischen Blickkontakt beobachtet werden. Vielmehr hat Vox eine alte Lagerhalle im Kölner Stadtteil Ehrenfeld nach den Wünschen von Roland Trettl zu einem - ansonsten nur für Statisten zugänglichen - Restaurant umfunktioniert, in dem die Kandidaten, die der Südtiroler Koch viel lieber als Gäste bezeichnet, am Ende auch tatsächlich bezahlen müssen. Da scheitert also so manches Wiedersehen schon an der Frage, wer das Dinner denn nun überhaupt spendiert.
"Wenn wir ein erfolgreiches Format auf die Beine stellen wollen, dann muss es authentisch sein", sagt Gastgeber Trettl, dessen Aufgabe es ist, den einsamen Herzen einen möglichst geselligen Abend zu bereiten. "Deshalb war es mir auch so wichtig, das Restaurant nach meinen Vorstellungen einzurichten, und Gerichte zu servieren, hinter denen ich voll und ganz stehen kann." Und so bekommen die Turteltäubchen oder jene, die es noch werden wollen, bei ihren mehr oder weniger romantischen Dates ein wahrlich schmackhaftes Mahl serviert. Ganz im Gegensatz zur spanischen "First Dates"-Adaption, wo das Essen vom Cateringservice auch gerne schon mal kalt auf den Tisch kommt.
Es sind Kleinigkeiten wie diese, die die deutsche Version derart stimmig wirken lassen. Stimmiger im Übrigen als jene Version, die vor einiger Zeit schon einmal weitgehend unbeachtet bei Sixx zu sehen war. Im Vergleich dazu haben Vox und Warner Bros. das Format mit viel Liebe zum weiterentwickelt. Dank passender Musik und guter Schnitte bekommen die Zuschauer schnell einen Eindruck davon, an welchem Tisch es knistert – und an welchem nicht. Beachtlich ist aber auch die Bandbreite der Kandidaten. Jung oder alt, dick oder dünn, hetero oder schwul: Fast jeder darf flirten. Wer zueinander passen könnte, entscheidet dabei glücklicherweise kein Computer, sondern alleine die Redaktion aufgrund von Telefonaten mit den Singles.
"First Dates" ist leicht bekömmliche Vorabend-Kost, bei der man zwischendurch allerdings schon mal genauer hinschauen muss, um so manch bewusste oder unbewusste Reaktion der einsamen Herzen nicht zu verpassen. Letztlich macht die Kuppelshow vermutlich auch deshalb so großen Spaß, weil sich fast jeder in die Situation der Protagonisten hineinversetzen kann. Wer kennt nicht die Anspannung, die sich vor dem ersten Ma(h)l einstellt? Und wie oft hat man sich beim Restaurantbesuch für das Treiben am Nachbartisch mehr interessiert, als für das Essen auf dem eigenen Teller? Vox macht seine Zuschauer also gewissermaßen zu Dating-Voyeuren, allerdings stets mit angenehmer Distanz.
Man freut sich, wenn ein Topf seinen Deckel gefunden hat und kann kann lachen, wenn ein Single mal wieder kein Fettnäpfchen auslässt. Ihnen allen bereitet Roland Trettl eine Bühne, ohne sich jedoch selbst in den Mittelpunkt zu stellen. "Ich bin nicht der Star, ich bin Beiwerk", betont der Koch, der im Vergleich zu den Kandidaten einen riesigen Vorteil hat: Er hat seine Traumfrau nämlich längst gefunden.
Vox zeigt "First Dates - Ein Tisch für zwei" ab sofort montags bis freitags um 18:00 Uhr.