Ähnlich wie "Bad Cop" und "Sankt Maik" legt auch die dritte neue RTL-Serie schnell los: Hannes Beck, gespielt von Bert Tischendorf, ist Hausmann und kümmert sich um die Kinder, während seine Frau arbeitet. Als er seine Frau zum Geburtstag im Büro überraschen will, erwischt er die Anwältin in flagranti mit dem Staatsanwalt. Beck beendet daraufhin die Beziehung, zieht mit seinen Kindern in eine neue Wohnung und beschließt, selbst wieder als Pflichtverteidiger zu arbeiten. Das verspricht zwar nicht das große Geld, dafür hilft er aber denen, die es wirklich brauchen. Und schon sind die ersten fünf Minuten von "Beck is back" vorbei.
Was so schnell beginnt und in der Theorie viel Stoff für spannende Geschichten bietet, entpuppt sich im weiteren Verlauf jedoch als zu gewollt. Man merkt, dass die Macher von UFA Fiction gleich mehrere erfolgreiche Serien im Kopf hatten, als sie "Beck is back" entwickelten. Da wäre auf der einen Seite der Anwalt, der sich mit bescheidenen Mitteln um seine Mandanten kümmert ("Danni Lowinski") und dabei immer unerbittlich auf der Suche nach der Wahrheit ist und moralisch seinen Gegnern oft überlegen ist und knifflige Fälle mit einem Augenzwinkern löst ("Der Lehrer").
Auf die Spitze haben es die Macher aber mit Andreja Schneider getrieben, die in der Serie die vorlaute Putzfrau Jasmina spielt. Weil sie früher als Richterin in Kroatien gearbeitet hat und Beck noch dringend eine Assistentin sucht, wird die patente Frau also schnell befördert. Sie ist es auch, die mit ihren manchmal eigenwilligen Ideen und ihrem gebrochenen Deutsch für Lacher beim Publikum sorgen soll. Die Ähnlichkeiten zu "Magda macht das schon" sind hier besonders offensichtlich.
"Beck is back" tut sich so schwer, ein eigenständiges Profil zu entwickeln. Auch der vermeintliche Running Gag in den ersten zwei Episoden, ist schnell verbraucht: Weil Beck und Jasmina ihr Büro im Hinterzimmer eines Imbiss’ eingerichtet haben, riechen sie ständig nach Brathähnchen. Das fällt natürlich auch den anderen Protagonisten auf, die das immer wieder süffisant kommentieren.
In seinem Bestreben, den Zuschauern eine leicht konsumierbare Serie zu bieten, die sich bei Bedarf auch wiederholen lässt und die bloß nicht zu tief in das Leben der jeweiligen Protagonisten eintaucht, war RTL erfolgreich. Das führt aber auch dazu, dass die Folgen sehr schablonenmäßig aufgebaut sind und eins wohl in Stein gemeißelt ist: Beck gewinnt immer. Zumindest die juristischen Fälle, pro Folge gibt es einen davon, löst er am Ende doch immer irgendwie - sehr zum Missfallen des Staatsanwalts, der ja nun mit Becks Frau liiert ist.
Die fortlaufende Handlung haben RTL und UFA Fiction bei Becks Ehefrau eingebaut: Diese will sich einen Namen in der Politik machen und bekommt dabei Unterstützung von dem neuen Mann an ihrer Seite. Für das perfekte Image müssen aber die Kinder bei ihr leben - hier entsteht Konfliktpotenzial mit Beck, der ohnehin nicht gut auf sie zu sprechen ist, seinen Kindern aber auch nicht dem Umgang mit der Mutter verbieten will. Ein zweiter fortlaufender Handlungsstrang ist dagegen weniger kreativ: Eine ehemalige Freundin läuft Beck schnell über den Weg. Sie arbeitet ebenfalls am Landgericht und schnell kommen sich die beiden näher. Doch das Verhältnis der beiden wird schnell kompliziert - auch das kennen geneigte RTL-Zuschauer bereits bestens von "Der Lehrer".
Das fehlende Profil von "Beck is back" ist das wohl größte Problem der neuen RTL-Serie. Zu sehr war man darauf bedacht, alles richtig zu machen und sich erfolgreiche Elemente anderer Serien abzuschauen. So ist "Beck is back" zu glatt und vorhersehbar geworden. Ob es eine gute Idee von Hauptdarsteller Bert Tischendorf war, für die Serie die ZDF-Produktion "Letzte Spur Berlin" zu verlassen, darf jedenfalls bezweifelt werden.
RTL zeigt die zehn Folgen von "Beck is back" ab sofort immer dienstags ab 21:15 Uhr.