Okay, der Start war beschissen. Man muss es so drastisch sagen. Als Ende August fast das gesamte Bundesliga-Spiel zwischen Hamburg und Köln nicht zu sehen war, durfte sich der Eurosport Player über mehr Aufmerksamkeit freuen als den Verantwortlichen von Discovery recht war. Nichts ging mehr, rien ne va plus, alles Mist. Es dauerte sich nicht lange, bis sich der Shitstorm in den sozialen Netzwerken zu einem derart gewaltigen Orkan aufbraute, dass sich der Konzern dazu gezwungen sah, jedem Kunden ein Drittel des Kaufpreises zurückzuerstatten. Und als auch beim nächsten Spiel der Pixelmatsch Einzug in viele Wohnzimmer hielt, schien es, als könnten Fans und Eurosport so schnell keine Freunde mehr werden.

Wenige Wochen später hat sich der Ärger weitgehend verzogen. Sicher: Es ist noch immer ein Ärgernis, dass sich Discovery nicht mit Sky auf eine Verbreitung des Bundesliga-Senders einigen konnte, sodass der Stream für viele Fans die einzige Möglichkeit ist, die Eurosport-Partien zu sehen. Doch wer es einmal geschafft hat, das Bild auf seinen Fernseher zu bringen, wird mit einer wunderbaren Übertragung belohnt. Auch wenn erst mal nicht viel darauf hindeutet.

Da sitzen Moderator Jan Henkel und Experte Matthias Sammer zunächst einmal an einem ziemlich hässlichen Tisch in einer Loge mit Blick aufs Feld. Rechts und links haben findige Redakteure die Trikots beider Mannschaften aufgehängt – wohl in der Hoffnung, so etwas wie Kabinen-Atmosphäre nach Hause zu übertragen. Nein, schön ist das alles nicht und natürlich ist es kein Vergleich zum Hightech-Studio, das sich Sky pünktlich zur neuen Saison geklöppelt hat. Während bei Sky Aufstellungen auf dem Hochglanz-Boden erscheinen und Hashtags in Endlosschleife durch die Kulisse tickern, begnügt sich Eurosport mit einer schlichten Taktik-Tafel.

Selbst für die Tafel ist im Studio eigentlich zu wenig Platz, was dazu führt, dass sich Sammer regelmäßig zwischen ihr und dem Tisch durchquetschen muss, mit farbigen Magneten und ein paar wenigen Strichen zu zeigen, was da gerade gut oder – meistens – schlecht läuft auf dem Platz. Und genau hier beginnt die Brillanz der Eurosport-Sendung. Plötzlich ist es nämlich völlig schnuppe, in welch traurige Kulisse man den ehemaligen Bayern-Sportvorstand verfrachtet hat; es zählt allein das Gesagte. Leidenschaftlich zeigt Sammer die Zusammenhänge auf, kommt vom Hundertsten ins Tausendste und gestaltet seine Analyse nicht selten spannender als das eigentliche Spiel. 

Matthias Sammer© Eurosport

Wenn ihm die Tafel zu klein wird, schreitet er zweieinhalb Schritte durchs Studio und bittet Jan Henkel, ihm die gewünschten Szenen einzuspielen, damit er noch tiefer in das Innere des Geschehens eindringen kann. Dass Sammer dabei gelegentlich wirkt wie ein Oberlehrer – geschenkt. Man klebt als Zuschauer selbst dann an seinen Lippen, wenn man gedanklich noch bei den Magneten ist. Herrlich nerdig und fundiert, bietet Eurosport bei der Bundesliga so ziemlich das genaue Gegenteil dessen, was Sky seinen Zuschauern Woche für Woche auftischt.

Während sich der Platzhirsch bisweilen in der eigenen Inszenierung verliert, seine Moderatoren und Experten in Einheitszwirn zwängt und die auf mittlerweile zweieinhalb Stunden aufgeblähte Vorberichterstattung am Samstagnachmittag nicht ohne sinnlose Sky-Schalten zu Fans und zähe Studien von Instagram-Accounts der Fußball-Profis auskommt, stellt Eurosport das Wichtigste in den Mittelpunkt: Das Spiel. Glänzende Analysen, ein gut vorbereiteter Moderator und mit Marco Hagemann auch noch ein Spitzen-Mann am Mikrofon. Jetzt, da nichts mehr ruckelt und sich der Shitstorm in ein laues Lüftchen verwandelt hat, muss man es einfach mal sagen: Eurosport macht das richtig gut. Da wird selbst ein Spiel am Sonntagmittag zum großen Spaß.