Willkommen Zuhause: Der Claim von RTL trifft seit einiger Zeit auch wieder auf Christian Rach zu. Nach seinem erfolglosen ZDF-Intermezzo kehrte der Sternekoch 2015 zurück zu den Kölnern. Weil in der Rolle des Restauranttesters dort allerdings Steffen Henssler zu sehen war, präsentierte Rach zunächst die Formate "Rach Undercover" und "Deutschlands Lieblingsrestaurants". Nun kehrt Rach zurück in seine Paraderolle als Restauranttester - diese hatte ihm erst zu seiner großen Bekanntheit und Popularität verholfen.
Bei seinem Abschied von RTL sagte er 2013 im Interview mit DWDL.de, dass er den Erfolg nicht bis zum letzten Tropfen auskosten und sich lieber etwas Neuem widmen wolle. "Ich hatte das Gefühl, dass ich mit der Zeit Handbremsen angezogen hatte, die ich wieder lockern wollte, um mit voller Power nach vorne zu blicken", so der Koch, der gleichzeitig betonte, es werde mit der Zeit in der immer gleichen Rolle sehr schwer, aus entsprechenden Schubladen rauszukommen. Wenn RTL am Abend nun die erste neue Folge von "Rach, der Restauranttester" zeigt, ist er aber genau dort angekommen: In der Schublade.
Das ist auch überhaupt nicht negativ gemeint. Christian Rach ist nun einmal der Restauranttester der Nation und das Publikum liebt ihn in dieser Rolle. Deshalb hat man bei RTL auch keinen Grund gesehen, groß am Konzept der Sendung zu feilen und so steht Rach am Montagabend im China King von Phung Ban, die eigentlich Gynäkologin ist. Und schon ist der Stoff bereitet, mit dem RTL eine Stunde Sendezeit füllt.
Natürlich ist es gleich wieder "eine der größten Katastrophen", die Rach jemals gesehen hat. Ist es natürlich nicht, er muss das so oder so ähnlich in jeder Folge sagen, damit die Zuschauer denken, dass es von Woche zu Woche noch ein Stückchen extremer wird. Die Küche ist dreckig, die Gäste unzufrieden und Rach redet mit engelsgleicher Geduld auf die zierliche Eigentümerin des Restaurants ein. Im Gegensatz zu Frank Rosin war Christian Rach ja schon immer etwas ruhiger und weniger der Elefant im Porzellanladen.
Das obligatorische Testessen fällt dieses Mal aus. Rach hilft der überforderten Phung Ban dabei, eine Gruppe Asiaten zu verköstigen, was natürlich in die Hose geht. Der Kellner, der eigentlich Opernsänger ist und in dem Restaurant nur Geld verdienen will, kommt natürlich auch zur Sprache und muss dann auch direkt ein Ständchen zum Besten geben. Dann folgt der große Umbau: Neue Möbel, neue Küche, neues Team und neue Aufgabenverteilung. So weit, so bekannt. Weil nicht alles glatt laufen darf, kommt es zwischendurch zu einem kleinen Disput, weil Phung Ban augenscheinlich nicht sehr motiviert ist. Auch das hat man so oder so ähnlich schon in vielen Formaten dieser Art gesehen.
Was "Rach, der Restauranttester" unterhaltsam macht ist - Christian Rach. Der Koch spricht angeregt mit der Restauranteigentümerin und dreht sich plötzlich unerwartet in Richtung Kamera und redet mit dem Publikum. Seine altbekannten Gesten vergisst er dabei nicht: Rach schaut wahlweise grimmig bzw. ungläubig, reibt sich die Hände, zieht die Augenbrauen hoch, reißt die Augen auf und krempelt die Ärmel hoch. Zu sehen ist das übrigens auch alles im leicht überarbeiteten Intro, die bekannte "Restauranttester"-Melodie ist geblieben. An diesem Rach hätte auch Max Giermann größten Spaß.
Und so ist "Rach, der Restauranttester" durchaus gutes, gelerntes Fernsehen, weil auch einfach der Kopf vor der Kamera stimmt. Das Genre der "Koch rettet Restaurant"-Sendungen entwickelt das Format nicht weiter, Überraschungen gibt es keine. Das ist aber auch nicht die Absicht des Formats: Hier geht es nur darum, den Zuschauern das zu geben, was sie vermeintlich sehen wollen. Da kann man für RTL nur hoffen, dass das Publikum inzwischen nicht schon Restauranttester-müde ist. Christian Rach hat jedenfalls nichts verlernt. Willkommen in der Schublade.