Mit der Bewertung von Filmen und Serien ist es ja so eine Sache. Bei vielen Produktionen gehen diese von himmelhoch jauchzend bis hin zum total Verriss. Jetzt ist es nicht so, als wäre ich ein begnadeter Kritiker von US-Serien. Ich schaue ziemlich viel und vergesse daher auch so einiges. Vor dem Start einer neuen Staffel muss ich mir erst einmal bei Wikipedia durchlesen, was zuletzt überhaupt passiert ist. Das macht Spaß, erlebe ich viele tolle Erinnerungen dann noch einmal neu. Es sorgt aber auch dafür, dass ich kleine Details gar nicht mitbekomme und mich schnell langweile.

So ist das vielleicht auch bei "The Walking Dead". Die ersten Staffeln habe ich noch mit Freude geschaut. Wow, was für eine Welt. Und diese mutigen Menschen darin! Irgendwann kam dann die Langeweile. Spätestens da, als Rick & Co. aus dem Gefängnis mussten und über mehrere Folgen hinweg durch den Wald geirrt sind, verspürte ich Lustlosigkeit.


Irgendwie habe ich dann aber trotz der Langatmigkeit in vielen Folgen immer weiter geschaut. Ich bin schließlich ein Gewohnheitstier und der Governor war damals eine tolle Figur. Ich wollte sehen, wie es für die Gruppe weiter geht. Ob sie irgendwann einen vermeintlich sicheren Hafen findet oder vielleicht sogar das Rätsel um die Zombieapokalypse gelöst wird? Vor allem die sechste Staffel hat mich dann wieder verstärkt in ihren Bann gezogen.

Alexandria und die Bewohner haben mich fasziniert. Die aufkommenden Machtkämpfe zwischen Ricks Gruppe und den alteingesessenen Bewohnern waren toll anzusehen. Einzelne Episoden, in denen es monothematisch um eine Figur geht und darin ihr Lebensweg erzählt wird, gab es schon da. Gefühlt hat sich die Zahl dieser Folgen zuletzt aber wieder erhöht. Leider kann ich mit diesen Folgen oft nicht sehr viel anfangen, auch wenn sie der Serie bzw. der einzelnen Figur vermeintlich mehr Tiefe geben. Ich ärgere mich dann über verlorene 45 Minuten, in denen schon wieder nichts vorangegangen ist.

Genauso wie meine Kollegin Ulrike Klode war ich fasziniert vom Finale der sechsten Staffel und dem Auftakt des siebten Durchlaufs. Endlich ist da wieder ein starker Charakter, der alles aufmischt. Endlich passiert wieder was. Leider hat die Serie danach schnell an Tempo verloren und ist in ihren altgewohnten Trott zurückgekehrt. Nur sehr langsam gaben die Macher preis, wie groß die Welt von Negan wirklich ist. Dazwischen immer ein Ausflug in noch mehr Gruppen, die von ihm unterdrückt werden.

Wohin die Reise geht, dürfte jetzt schon relativ klar sein. Die verschiedenen Städte werden sich verbünden und irgendwann aufbegehren. Rick jedenfalls hat zuletzt wieder neuen Mut gefasst, das kann man auch in dem Trailer zum zweiten Teil der siebten Staffel sehen. Doch ganz egal ob Rick & Co. Negan irgendwann stürzen und wieder in vermeintlicher Sicherheit sind, ich sorge mich viel mehr um das große Ganze. Wie geht es danach weiter? Kommen jetzt noch sieben weitere Staffeln, in denen die Gruppe durchs Land zieht und überleben muss?

Ich kenne die "The Walking Dead"-Comics nicht, habe nicht einen davon gelesen. Aber ich  plädiere für eine gute alte Tradition, die meist nie eingehalten wird: Aufhören, wenn es am Schönsten ist. Entweder endet die Zombieserie im völlig Chaos, oder aber es gibt doch noch irgendwo Hoffnung. Was spricht überhaupt dagegen, die Welt des ewigen Untergangs irgendwann zu verlassen? Eine Welt nach der Apokalypse wäre ja auch denkbar. Die Zombies könnten phasenweise immer noch auftreten, aber wäre es nicht auch spannend zu sehen, wie sich die Charaktere in einer sich normalisierenden Welt verhalten würden? So in etwa wie "Lost" in der Zeit nach der Insel.

Dass AMC wohl nicht auf Jahre hinweg das Spiel "Neuer Bösewicht wird irgendwann doch gestürzt und weiter geht es für die Gruppe um Rick" spielen kann, beweisen die Quoten aus den USA. Die befanden sich nach einem fantastischen Auftakt zur siebten Staffel im freien Fall und waren plötzlich so niedrig wie schon seit Jahren nicht mehr. Vielleicht ist es ein Zeichen an die Macher, endlich an den großen Stellschrauben zu drehen und nicht nur an einzelnen Charakteren. Die Fans werden es schon bald erfahren. Wenn nicht mit dem zweiten Teil der siebten Staffel, dann hoffentlich Ende des Jahres mit der achten Staffel, die bereits in Auftrag gegeben wurde (DWDL.de berichtete). Ich werde jedenfalls weiterschauen, denn trotz des vielen Haderns bin ich ein Gewohnheitstier.

Der zweite Teil der siebten Staffel von "The Walking Dead" ist ab Sonntag, den 12. Februar, beim US-Sender AMC zu sehen. Ab Montag, den 13. Februar, zeigt Fox die Folgen um 21 Uhr auch in Deutschland.