Wenn es darum ging, den Vertrag zu verlängern, der die Verbreitung der Bezahlsender von Discovery über die Sky-Plattform regelt, dann war das für beide Seiten in den vergangenen zwei Jahrzehnten in aller Regel kaum mehr als Routine. Seit sich Discovery jedoch Eurosport zu Eigen gemacht hat und einen erstaunlichen Eifer an den Tag legt, um den Sender mit hochkarätigen Sportrechten auszustatten, hat sich die Situation gehörig verändert. Erst die Olympischen Spiele, dann die Bundesliga – es besteht kein Zweifel daran, dass die Discovery-Führung in den zurückliegenden eineinhalb Jahren ganze Arbeit geleistet hat.
Welchen Wert der Erwerb dieser Sportrechte letztlich besitzt, ist allerdings noch vollkommen offen, weil der US-Riese davon abhängig ist, welchen Preis Plattformbetreiber wie Sky für die Eurosport-Verbreitung zu zahlen bereit sind. Mit welch harten Bandagen da gekämpft wird, ließ sich in den vergangenen Tagen beobachten, als Discovery in für deutsche Verhältnisse beispielloser Manier an die Öffentlichkeit ging, um die Zuschauer seiner Sender auf eine drohende Abschaltung bei Sky vorzubereiten. "Um Himmels Willen - Sky schickt seine Stars ins Aus?", orakelte Discovery in den sozialen Netzwerken, während Sky in Großbritannien gegen angeblich "komplett unrealistische" Preisvorstellungen wetterte.
Dass sich beide Seiten kurz vor Toreschluss doch noch einigten, mag überraschen. Zunächst einmal ist es insbesondere mit Blick auf den deutschen Markt jedoch eine Entscheidung der Vernunft – und zwar für alle Beteiligten. Sky ist nach der Trennung von gleich mehreren Partnersendern gut beraten, nicht gleich die nächsten Marken über Bord zu werfen. Vor allem aber braucht Discovery Sky, um in Millionen Haushalte zu kommen. Ende gut, alles gut? Mitnichten, schließlich wurde in den vergangenen Tagen viel Porzellan zerschlagen. Dass Sky und Discovery die Vertragsverlängerung anders als in der Vergangenheit in separaten Mitteilungen verkünden und sich darin jeweils selbstbewusst als "erste Adresse" für Sportfans feiern, sagt schon einiges aus über das derzeitige Verhältnis.
Tatsächlich dürfte sich das Muskelspiel beider Konzerne bis zum Sommer eher noch verstärken, nachdem bei den jüngsten Verhandlungen ein zentraler Knackpunkt zunächst ausgeklammert wurde. Über die Ausstrahlung der von Discovery erworbenen Bundesliga-Spiele soll nämlich erst noch separat gesprochen werden. Der Druck liegt hier vor allem auf Seiten von Discovery. Zwar käme es Sky ganz sicher nicht ungelegen, auch weiter damit werben zu können, seinen Kunden alle Spiele und alle Tore zu zeigen, doch gleichzeitig muss man eben kaum fürchten muss, dass viele Abonnenten mit einer Kündigung drohen, wenn gerade mal 40 von über 600 Spielen pro Saison nicht mehr übertragen werden, zumal es ursprünglich nicht mal abzusehen war, dass mit Eurosport plötzlich ein Sender die Rechte erwarb, mit dem Sky bereits zusammenarbeitet.
Gerechnet hatte man damit in Unterföhring eher nicht - und wären die Rechte an den Freitagsspielen sowie einigen weiteren Bundesliga-Partien an DAZN oder Amazon gegangen, hätte sich die Frage der Verbreitung über Sky ohnehin gar nicht gestellt. Wirklich schmerzhaft wäre für Sky im Falle einer ausbleibenden Einigung mit Discovery allenfalls der Verlust der Relegation, die in Zukunft exklusiv bei Eurosport zu sehen sein soll, doch mit diesem möglichen Szenario haben sich die Sky-Verantwortlichen letztlich bereits im Sommer abgefunden, als sie mit dem klaren Ziel, die Mehrzahl der Rechte zu ergattern, aber auf eben jenes nun bei Discovery gelandete Paket zu verzichten - das Bundeskartellamt hatte verboten, alle Rechte an Sky zu vergeben - in den Bieter-Wettstreit zogen.
Das alles hat seinen Preis: Schon jetzt beläuft sich die Rechnung, die die DFL ihrem wichtigsten TV-Partner ab der nächsten Saison Jahr für Jahr zukommen lassen wird, auf durchschnittlich 876 Millionen Euro, und bereits in der ersten Saison der neuen Periode muss Sky satte 32 Prozent mehr bezahlen als zuletzt. Die Frage wird also sein, inwiefern Sky angesichts dieses dicken Batzens überhaupt bereit ist, zusätzlich zu dieser massiven Preiserhöhung auch noch eine stattliche Summe an Discovery zu überweisen, um seinen Kunden weiter das Rundum-Sorglos-Paket bieten zu können. Unbedingt notwendig ist das aus Sicht von Sky jedenfalls kaum. Nicht ausgeschlossen also, dass es in diesem Millionen-Poker am Ende mehrere Verlierer geben wird. Allen voran Discovery und die Fußball-Fans.