Nun ist es also passiert: Die Deutsche Kredit-Bank, kurz DKB, hat erstmals ein WM-Spiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft gesendet. Und um es kurz zu machen: Schlecht war sie nicht, die Übertragung aus Frankreich, zumindest als sie nach geschlagenen 20 Blackout-Minuten wieder ins Laufen kam. Kommentator Markus Götz – seit vielen Jahren ein versierter Beobachter des Sports – leistete sich hingegen keine nennenswerten Fehler. Ende gut, alles gut? Nun, ganz so einfach stellt sich die Situation freilich nicht dar, immerhin war bis in die vorige Woche hinein überhaupt nicht klar, ob die deutschen Fans überhaupt eine WM-Minute zu Gesicht bekommen würden.
Dass sich letztlich ein Sponsor durchsetzte, ist ein Novum – und zwar eines, das trotz der bislang sehr soliden Übertragungen via YouTube eine Ausnahme bleiben sollte. Mal ganz davon abgesehen, dass die Bank streng genommen nicht über eine Rundfunk-Lizenz verfügt, ist es bedenklich, wenn plötzlich Sponsoren die klassischen Medienhäuser verdrängen. Tatsächlich fehlt es der DKB nämlich an einer journalistischen Rahmenberichterstattung, wie man sie von ARD, ZDF oder Sky gewohnt ist. Kritische Fragen nach dem Spiel? Fehlanzeige.
Vor allem aber sollte sich die Internationale Handballförderation (IHF) in Zukunft bestens überlegen, wen sie mit der Rechtevergabe anvertraut. Dass mit der Al-Jazeera-Tochter beIn Sports plötzlich ein Unternehmen die Rechte hielt, dem es vorwiegend darum ging, sein Pay-TV-Angebot auf dem französischen Fernsehmarkt zu schützen, ist trotz der Rekordsumme von gut 80 Millionen Euro rückblickend betrachtet ein Irrsinn – erst recht, wenn einer der größten Märkte, aus dem noch dazu der amtierende Europameister stammt, um ein Haar im wahrsten Sinne des Wortes schwarz sieht.
Von Weitsicht zeugt das alles jedenfalls nicht. Vielmehr wird offensichtlich, dass für manchen Verbandsvertreter das Geschäftemachen längst wichtiger geworden ist als der Sport selbst. Gleichzeitig muss die Politik sich fragen lassen, wie ernsthaft ihr Bemühen ist, den Blick auch abseits des Fußballs zu richten. Erstaunlich still war es, als der TV-Blackout näher und näher kam. Kaum vorstellbar, wie groß der Aufschrei gewesen wäre, wäre die deutsche Fußball-Nationalmannschaft als amtierender Weltmeister nicht bei der nächsten Europameisterschaft im TV zu sehen gewesen.
Bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten aus den Ereignissen der zurückliegenden Wochen lernen. Eine erneute Hängepartie wäre jedenfalls Gift – für die Zuschauer, vor allem aber für diesen wunderbaren Sport, der mehr verdient als eine Sponsoren-Schau für ein paar hunderttausend Fans im Netz.