Der US-amerikanische Fernsehmacher Norman Lear hat eine Menge Serien auf dem Kerbholz. Seine von 1975 bis 1984 produzierte Sitcom "One Day at a Time" war nicht seine Beste. Zu konventionell war sie, um sich wirklich ins Gedächtnis zu brennen. Trotzdem entschied Netflix sich nicht dafür, "Maude" oder "All in the Family" - zwei von Lears erfolgreichsten Sitcoms - wieder aufleben zu lassen, sondern schnappte sich Titel und Grundkonzept von "One Day at a Time" und versucht sich nun an einer Neuauflage. So hat man immerhin nicht das Problem, allzu hohe Erwartungen treffen zu müssen, die der Vorgänger mit sich gebracht hätte. Und die Chance, vieles Besser als im Original zu machen.

 

Nach gefühlten drölfzillionen Fernsehserien, die ohne jegliche Liebe zu neumodischen Versionen zusammengepresst wurden, hat es "One day at a Time" auch wirklich geschafft, diesen Fluch zu durchbrechen. Nicht nur, dass Netflix' Produktion durchaus mit Witzen glänzen kann, die nicht schon wie mehrfach ausgelutscht wirken, auch beim Cast spürt man, wie wohl sich die Darsteller in ihrer Haut fühlen. Das ist vor allem deswegen wichtig, weil "One day at a Time" eine Multikamera-Sitcom ist und somit vor einem Studio-Publikum gespielt wird. Gute Schauspieler sind rar gesät in diesen Produktionen. Doch weil es hier eine Ausnahme von der Regel gibt, fällt es dem Zuschauer leicht, die amerikanisch-kubanische Familie rund um Penelope (Justina Machado, "Six Feet Under") ins Herz zu schließen. 

Um ehrlich zu sein, ist die Geschichte um Penelope nicht allzu ausgefallen. Genau wie im Original ist sie eine frisch geschiedene Militär-Powerfrau, die mit ihren beiden Kindern und ihrer Mutter Lydia (Rita Moreno, "Jane the Virgin") in einem Haus lebt. Regelmäßige Besuche bekommt die Familie von Schneider (Todd Grinnell, "Grace & Frankie"), der sich um die haushälterischen Angelegenheiten kümmert. Doch anders als beim Original wird nun Würze reingebracht und mit der hispanischen Hauptbesetzung eine gute Vorlage für politische Anspielungen geliefert. Dabei wirkt ein Witz zu keiner Zeit fehl am Platz, sondern stets wohl pointiert – und meistens schlicht einfach komisch.

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Dass es "One day at a Time" schafft, dass man durchgehend einen Schmunzler auf den Lippen trägt, liegt am Zusammentreffen von sympathischem Cast und pfiffigen Gag-Schreibern. Wenn Penelope also die alleinerziehende Mutter raushängen lassen muss, um ihre Kinder in Schach zu halten, nimmt man ihr dank der großen Hingabe so gut wie jeden Spruch ab. "Wenn es ums Geld geht, dann bin ich dein Daddy", entgegnet sie schnippisch ihrem Sohn Alex (Marcel Ruiz), nachdem er versucht hat, fünf Paar Sneakers aus dem Internet zu bestellen. Wenn ihre smarte Tochter Elena (Isabella Gomez) ihre Weiblichkeit in Frage stellt, handelt sie das innerhalb von Sekunden ab: "Ich kann innerhalb von 13 Sekunden ein Gewehr zusammenbauen. Ich bin ein totaler Bad-Ass". Damit ist sie alles andere, als die immer nette Bonnie Franklin, die wir aus dem Original kennen - und das ist auch gut so. Was den Rest angeht: Großmutter Lydia und Schneider bekommen manchmal etwas zu viel Zeit zum Reden, steigern sich mit zunehmender Laufzeit aber stetig.

"One day at a Time" beweist, dass Humor, der halb-intelligent und halb-albern ist, weiterhin funktioniert, wenn man sich denn darum bemüht, eine rundum stimmige Show auf die Beine zu stellen. Das ist den Machern um Pamela Fryman ("Two and a Half Men") außerordentlich gut gelungen.

Die erste Staffel von "One Day at a Time" steht ab sofort auf Netflix zur Verfügung.