Donnerstag, es ist 16:58 Uhr. Eine gute Gelegenheit, um sich von den Nachrichten auf den neuesten Stand bringen zu lassen. Ich bin gerade beim Sport und praktischerweise sind die Laufbänder mit einem kleinen Monitor ausgestattet. Eine halbe Stunde Laufen und sich dabei informieren lassen – keine schlechte Idee, denke ich mir und weil gerade N24 läuft, bleibe ich einfach dran. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte: Es sollte eine verlorene halbe Stunde werden.
Doch von vorne. Eine Moderatorin und ein Moderator sitzen gerade zusammen mit dem Direktor eines Instituts im Studio und warten gespannt darauf, dass der künftige US-Präsident Donald Trump ins Weiße Haus vorfährt, um auf seinen Vorgänger zu treffen. Ganz offensichtlich sind sie gewillt, zusammen mit dem aus Washington zugeschalteten Korrespondenten Steffen Schwarzkopf so lange zu reden, bis sich in der linken Bildhälfte, die schon seit einigen Minuten wartende Journalisten zeigt, etwas tut.
Ich gehe davon aus, dass das zu diesem Zeitpunkt nicht nur bei N24 so abläuft. Vorne, auf einem großen Screen sehe ich ähnliche Bilder von n-tv. Oben rechts die wartenden Journalisten, links vermeintliche Experten, die darum bemüht sind, die Zeit totzuschlagen. Wahrscheinlich sind, so vermute ich fast schon mitleidig, weltweit gerade viele Dutzend Nachrichtenmoderatoren damit beschäftigt, den Zuschauern langweilige Live-Bilder wartender Journalisten schmackhaft zu machen.
Und so wird also geredet und geredet. Welchen politischen Stil Trump von jetzt an wählen wird, wollen die N24-Moderatoren von ihrem Experten im Studio wissen. "Was er durchsetzen wird, steht in den Sternen", sagt er ahnungslos und ergänzt: "Ich kann Sie nicht beruhigen." Als die Zeit immer weiter voranschreitet und sich vor dem Weißen Haus noch immer nichts tut, beginnt die Runde allmählich nervös zu werden.
"Donald Trump ist nicht da", stellt Steffen Schwarzkopf von seinem Büro aus fest und hält die vermeintliche Verspätung für sinnbildlich. "Es mag nicht unbedingt seine persönliche Schuld sein, aber das ist das, was wir von Donald Trump in den letzten Monaten immer wieder erlebt haben", fasst er zusammen und stellt daraufhin endgültig fest: "Termine werden von Donald Trump grundsätzlich nicht pünktlich eingehalten." Und ganz generell halt er ihn für "ziemlich ahnungslos".
Es vergehen weitere zehn Minuten, in denen die Viererrunde über Trump und das, was der Präsident künftig womöglich machen wird, spekuliert. Und dann das. "Er ist bereits da, hören wir inzwischen", sagt Steffen Schwarzkopf um 17:24 Uhr. Ärgerlich: Die Bilder, die seit vielen Minuten eingeblendet sind, zeigen den Westflügel. "Donald Trump ist aber durch den Hintereingang gekommen" – und der liegt südlich. Er habe inzwischen die Bestätigung bekommen, dass das Treffen bereits laufe. "Das heißt, dass die beiden Männer zusammen sitzen, zusammen stehen, was auch immer."
Ein Fortschritt also. Es gab zwar nichts zu sehen, aber nun ist zumindest neues Futter für Spekulationen vorhanden. "Wer es sich von beiden gewünscht hat, wissen wir nicht", sagt der noch immer anwesende Experte im Studio, während sich der Moderator so gar nicht vorstellen kann, weshalb sich Trump nicht den Journalisten präsentierte. "Er ist der Showman, er will vor die Kameras", weiß er und muss dann leider in die Werbung abgeben.
Er tut dies allerdings nicht, ohne etwas richtig Großes in Aussicht zu stellen. "Wir erwarten, dass sie gleich vielleicht rauskommen und etwas vor der Kamera sagen." Vielleicht. Gleich. Wann auch immer. So genau weiß man das natürlich nicht, vor allem nicht, wenn man im fast 7.000 Kilometer entfernten Berliner Studio sitzt. "Wir melden uns gleich wieder zurück, denn das wird dann nochmal richtig spannend", erklärt der Moderator allen Ernstes und ich möchte ihn fragen, was genau er eigentlich mit "nochmal" meint? In diesem Moment kommt mein Laufband zum Stehen. Eine halbe Stunde ist vorbei. Ich habe eine halbe Stunde Nichts gesehen. Wie gut, dass ich in dieser Zeit zumindest 400 Kalorien verbrannt habe.