Noch vor der Ausstrahlung der zweiten Episode war NBC sich sicher und hat bei 20th Century Fox Television eine ganze Staffel mit 18 Episoden geordert. Der Zuversicht des Senders folgen spätestens nach Ausstrahlung von Folge 2 und 3 auch die Herzen der Zuschauer und die Einschätzung der Branchenbeobachter: Die Familienserie ist der erste große Hit der neuen TV-Saison in den USA. Messbar anhand von stabilen, gar steigenden Zuschauerzahlen in der linearen Ausstrahlung und einem enormen Erfolg in den sozialen Netzwerken, aber auch inhaltlich überzeugt die Geschichte, die mit dem 36. Geburtstag mehrere Personen beginnt.
Wir sehen Jack (gespielt von Milo Ventimiglia) und seine Ehefrau Rebecca (grandios gespielt von Mandy Moore) im Babyglück: Sie werden Eltern und der Nachwuchs kommt auch noch ausgerechnet an Jacks 36. Geburtstag. Wir lernen Randall (Sterling K. Brown), den erfolgreichen Geschäftsmann, kennen. Auch er feiert 36. Geburtstag aber ist in Gedanken woanders - bei seinem Vater. Wir erleben Kevin (Justin Hartley). Der gut aussehende Schauspieler der Comedyserie "The Manny" realisiert - tragischerweise an seinem Geburtstag, dass er stets nur auf sein Aussehen reduziert wird. Und dann ist da noch Kate (Chrissy Metz). Sie und ihr hohes Gewicht stehen sich selbst im Wege, wie sie selbst feststellt an ihrem Geburtstag.
"This is us" grenzt sich an gleich zwei Fronten sehr deutlich ab vom Großteil des Wettbewerbs im derzeitigen Serienmarkt. Verglichen mit dem Angebot an Network-Serien, sticht die Geschichte durch ihre Warmherzigkeit hervor. Darsteller Milo Ventimiglia sagte vor dem Serienstart: "Was dem Fernsehen fehlt, ist Verbindung." Er meint: Es mangelt dem Fernsehen nicht an Superhelden, Super-Polizisten, Super-Anwälten, Super-Feuerwehrmännern und Super-Ärzten. Hier aber geht es um Verbindungen von durchschnittlichen Menschen - in einer Geschichte, die sehr nahbar ist. Anders als mancher Neustart lässt sie sich schwer in wenige Worte fassen. Es gibt nicht den einen USP, also dieses eine knackig kurze Unterscheidungsmerkmal.
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Es geht um Familiengründung, um Vorteile und Unterschätzung, den Wunsch nach Gewissheit um die eigene Familie und um Liebe, egal wohin sie fällt. Es geht also um viel, aber eben mal nicht um die Konfrontation der Woche und obwohl "This is us" fortlaufend erzählt, bleibt das Publikum bislang dran. Doch die Serie ist nicht nur in Abgrenzung zu den sonstigen Angeboten der Networks eine erfrischende Alternative. Blickt man auf High-Concept-Produktionen der US-Kabelsender- oder SVoD-Anbieter, so galt bzw. gilt dort: So speziell und spitz wie möglich. Das ist "This is us" nun wirklich nicht - und das ist keine Kritik sondern ein Alleinstellungsmerkmal.
In einem wahrlich großartigen Zeitalter für das serielle Erzählen mit all seinen kreativen Auswüchsen liefert "This is us" zur Abwechslung etwas fürs Herz - eine (beinahe) klassische Familienserie wie sie seit "Parenthood" (ebenfalls NBC) oder "Brothers & Sisters" (ABC) dringlich vermisst wurde im amerikanischen Network-Fernsehen. Die Serie lässt Durchatmen und Eintauchen. Keine Zombies, kein Westeros, keine Mad Men. Bei den LA Screenings gehörte bereits die Pilotfolge schon zu den Favoriten der Einkäufer und Rüdiger Böss, Herr über alle Serien bei ProSiebenSat.1, sah in "This is us" einen schönen Nachschub für den Mittwochabend bei ProSieben.
Die größte Sorge war: Erdrückt die Herzlichkeit? Wird es kitschig? Doch was am Ende der Pilotfolge mit einem raffinierten Twist angedeutet wurde, erfüllt sich in den weiteren Folgen: In "This is us" steckt viel Potential. Das zu erklären, ist schwierig ohne den entscheidenden Twist zu verraten. Vielschichtig ist "This is us", so viel lässt sich sagen. Die Serie stammt aus der Feder von Dan Fogelman ("Crazy, Stupid, Love", "Galavant") der in dieser Saison mit dem Baseball-Drama "Pitch" um die erste weibliche Sportlerin in der Major League Baseball, noch eine weitere Produktion im Rennen hat. Unterschiedlicher könnten die beiden Serien nicht sein.
Der Pitch für "Pitch" ist wirklich simpel: Die Serie mit der ersten Profi-Baseballerin. Mehr braucht es nicht. Das erklärt kurz und knackig um was es geht - bei "This is us" fällt die Aufgabe schwerer. Und wenn man die beiden ersten Folgen der Serien miteinander vergleicht, dann wirkt "Pitch" wie ein an dieser Stelle besser beendeter Feel Good-Hollywoodstreifen nach furchtbar abgenutzter "Underdog beisst sich durch"-Manier. "This is us" hingegen ist mangels Wettbewerb um Alltagsgeschichten mit Gewöhnlichem außergewöhnlich - und unbedingt sehenswert. Ein Programm wie gemacht für den Herbst/Winter. Bleibt mit Spannung abzuwarten wie schnell ProSieben die Serie nach Deutschland holen kann und will.