Ein Studiopublikum, das frenetisch jubelt und lacht. Schauspieler, die Gestik und Mimik überbetonen. Kulissen, die so vertraut sind, dass man sich ein bisschen wie zu Hause fühlt. Geschichten, die einfach sind - und nicht so komplex wie das wahre Leben vor dem Bildschirm. Vier Fragmente aus der guten alten Sitcom-Zeit, in der man einfach nur unterhalten wurde und laut mitlachen durfte.
In Zeiten von Netflix und Amazon, HBO, Showtime und FX sind viele solcher Comedys Geschichte und mussten Platz machen für aufwändige Serien, die Geschichten erzählen. Serien in denen sich die Charaktere entwickeln, in denen die Figuren sperrig sind. Comedy-Gucken erfordert neuerdings, dass das Publikum mitdenkt und deutlich weniger lacht. Man könnte fast sagen: Moderne Comedy-Serien sind anstrengend.
Doch jetzt, mitten aus der Quelle der Comedy-Disruption, kommt die Einfachheit zurück: Netflix, Erschaffer komplizierter Comedys wie "Orange Is The New Black", "Master of None" oder "Love", hat das gute alte "Full House" wiederauferstehen lassen. Und außer zwei Buchstaben mehr im Titel - "Full House" wird zu "Fuller House" - hat sich nichts geändert. Oder sagen wir, fast nichts.
Natürlich sind alle Figuren - genau wie die Schauspieler - um einige Jahre gealtert, die letzte Folge "Full House" lief im Mai 1995 auf dem US-Sender ABC. Und natürlich stehen nicht mehr die Männer von damals, sondern die Mädchen von damals im Mittelpunkt. Aber: Die Geschichte wiederholt sich. D.J. Tanner-Fuller (Candace Cameron Bure), die älteste der drei Töchter, ist Mutter von drei Söhnen, der kleinste ist noch ein Baby, und ihr Mann ist vor kurzem gestorben. Da springt - genau wie vor einigen Jahrzehnten bei ihrem Vater Danny Tanner - natürlich die Familie ein: Ihre jüngere Schwester Steph (Jodie Sweetin) und ihre Freundin Kimmy Gibbler (Andrea Barber) ziehen zu ihr, um sie zu unterstützen. Nur die jüngste der Schwestern, Michelle, früher von den Olsen-Zwillingen gespielt, ist nicht mehr dabei, was in der ersten Folge aufgegriffen und erklärt wird. Die Tanner-Fullers wohnen im selben Haus wie früher, die Kulissen sind den alten sehr ähnlich, der Sitcom-Stil wurde komplett übernommen. Der Titelsong hört sich genauso an wie früher, wird allerdings von Carly Rae Jepsen gesungen. Und selbst das Overacting ist geblieben, damit auch ja keine Geste oder Mimik vom Zuschauer unentdeckt bleibt.
Und Danny (Bob Saget), Jesse (John Stamos) und Joey (David Coulier), die Männer von früher? Die übergeben in der ersten Folge den Staffelstab an die junge Generation und werden vom Publikum frenetisch gefeiert. Aber, keine Sorge: Sie tauchen auch später hin und wieder auf. Und ihre Ratschläge haben sich nicht geändert: Ein bisschen Spaß, eine riesige Portion Verständnis und eine innige Familienumarmung lösen alle Probleme. Damit ist das "Hach, wie schön!"-Gefühl von früher vervollständigt. Was die Fans von früher zusätzlich erfreuen wird: Es gibt viele, viele Anspielungen und sogar hin und wieder einen Schuss Selbstironie.
Was eine Comedy-Serie wie diese neben anderen Eigenproduktionen wie "Love" oder "Orange Is The New Black" bei Netflix zu suchen hat? Alles! Sie ist die perfekte Ergänzung. Sie ist wie eine alte, sehr liebe, unkomplizierte Freundin, die mal auf ein Käffchen vorbeischaut, die einen zum Lachen bringt, aber mit der man keine Probleme bei Wein bis tief in die Nacht wälzen muss. Ist die Freundin wieder weg, bleiben ein wohliges Gefühl und gute Laune zurück. Und die echten Probleme da draußen? Die können uns mal.
Die Figuren aus "Fuller House" wissen sogar, wie man einen Donald Trump beruhigen kann - wie sie Mitte Februar in Jimmy Fallons Late-Night-Show gezeigt haben:
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Die 13 Folgen von "Fuller House" sind ab 26. Februar bei Netflix zu sehen.