Kochen? Zur besten Sendezeit? Sollten Sie das für einen alten Hut halten, dann liegen Sie ganz sicher nicht verkehrt. Und doch handelt es sich bei "Kitchen Impossible" in gleich mehrerlei Hinsicht um ein unterhaltsames Format, das durchaus lohnt, eingeschaltet zu werden. Es ist quasi ein "Duell um die Welt" – nur ohne Joko und Klaas. Stattdessen tritt Tim Mälzer in jeder Ausgabe der Vox-Show gegen wechselnde Spitzenköche an. Zum Start handelt es sich um Christian Lohse, der zwei Sterne im Guide Michelin sein Eigen nennen kann. Dass ihm diese Ehre bei "Kitchen Impossible" nur bedingt weiterhilft, wird schnell klar, als er von seinem Gegenspieler die Aufgabe gestellt bekommt, ein erstklassiges Sushi zu zaubern.
Der Clou: Beide Köche müssen jeweils ein Gericht kredenzen, ohne jedoch die einzelnen Zutaten zu kennen, geschweige denn den Zubereitungsweg. Am Ende gilt es, eine Jury aus Stammgästen zu überzeugen. "Kitchen Impossible" lebt dabei gar nicht mal so sehr vom Kochen, sondern vielmehr von den Emotionen der beiden Köche, die eine Schmach um alles in der Welt verhindern möchten. Mälzer und Lohse erweisen sich beim Staffel-Auftakt als glänzendes Duo, weil beide mit einem großen Ego ausgestattet sind, das sie glücklicherweise nicht verbergen. Schnell wird klar, dass beide mit großem Ernst an die ihnen gestellten Aufgaben gehen.
"Mälzer verliert. Punkt", prophezeit Lohse und Mälzer wiederum verspricht: "Wenn ich an Italien scheitere, werdet ihr mich die nächsten Wochen demütig sehen. Aber bis dahin reiße ich weiter die Fresse auf." Tatsächlich stößt Mälzer in Bella Italia irgendwann an seine Grenzen, weil er das Perlhuhn nicht erschmeckt und prompt mit einer falschen Zutat zu Werke geht. Das Format entwickelt aber auch deshalb einen hohen Unterhaltungswert, weil sich beide Kontrahenten im Nachgang bei Wein und Häppchen zum gemeinsamen Betrachten ihrer Reisen treffen und sich dabei teils herrliche Wortgefechte liefern. Im Austeilen sind schließlich beide Meister. Die gegenseitige Wertschätzung bleibt trotz allerlei Sticheleien aber nicht auf der Strecke, was "Kitchen Impossible" im besten Sinne "vox-ig" macht.
Am Ende kann es also gar keinen Verlierer geben, was dem Wettbewerbscharakter jedoch keinerlei Abbruch tut. Dass nach dem gelungenen Staffel-Auftakt vom Sonntag noch fünf weitere Koch-Duelle folgen werden, ist dem Glauben des Senders zu verdanken. Nach einer aus Quotensicht eher mäßigen Premiere nahm Vox die Pilotfolge wenige Monate später auf einem anderen Sendeplatz erneut ins Programm – und erreichte damit noch einmal so viele Zuschauer wie bei der Erstausstrahlung. Die Hoffnung, dass bei der Fortsetzung nicht erst zwei Anläufe notwendig sind, um eine akzeptable Reichweite zu erzielen, reichte also aus, um "Kitchen Impossible" in Serie zu schicken.
Eine weitere Stärke der Sendung liegt im Übrigen in ihrer Machart. Optisch ansprechend gefilmt und in Kino-Optik kommt die Produktion daher, hinter der die Macher von Endemol Shine stehen – was kein Zufall ist, schließlich zeichnet die Schmiede auch für das "Duell um die Welt" verantwortlich. Im Unterschied zu Joko und Klass muss bei "Kitchen Impossible" allerdings keiner der Protagonisten fürchten, den Mund zugenäht zu bekommen. Das Erschmecken der Zutaten ist allerdings auch so schon häufig schwer genug.