Sicherheitshalber hat Sat.1 neben dem Bällchenlogo noch den Hinweis "neu" oben rechts eingeblendet als man am Freitagabend die Kinder-Castingshow "Superkids" erstmals auf Sendung schickte. Die Idee, talentierten Kindern eine Bühne im Fernsehen zu geben, ist grundsätzlich ehrenwert und hat noch dazu das Potential eine ganz rührende Familienunterhaltung zu bieten. Schade nur, dass man bei Sat.1 so einfallslos war, dies in der Form und Mechanik einer Castingshow zu machen, die übrigens nicht einmal eine echte Castingshow ist. Schließlich traut Sat.1 den Kindern in Deutschland so wenig zu, dass man sicherheitshalber bekannte Kinderstars aus aller Welt eingekauft hat, die sich in den Wettbewerb mischen als wären sie nicht explizit dafür engagiert worden. Aus 16 Ländern kommen die jungen Kandidatinnen und Kandidaten, die u.a. tanzten, musizierten, sangen, jodelten oder das Skateboard beherrschten wie kaum ein anderer.
Die eingekauften Talente machen die Suche nach einem verdienten Gewinner schwierig und den Wettbewerb absurd - ein Problem, das man auch beispielsweise beim RTL-"Supertalent" haben kann. Aber auf diesem Wege sind halt schöne Bilder und Talente garantiert. Das ist Fernsehen auf Nummer sicher. "Komm, wir machen mehr mit Kindern. Kinder gehen immer." So oder so ähnlich stellt man sich nach der Auftaktsendung der neuen Sat.1-Show die Überlegung hinter dem von der ProSiebenSat.1-Tochter RedSeven produzierten Format vor. Bedauerlicherweise sind die vorhandenen, schönen Momente - die nicht der Verdienst der Fernsehmacher, sondern der Kinder sind - verpackt in ein so gar nicht passendes Korsett einer Castingshow. Warum bloß eine Jury?
Der Spielraum der Jury - bestehend aus Ski-Rennläufer Felix Neureuther, Musiker und "The Voice Kids"-Juror Henning Wehland sowie der niederländishcen Schauspielerin und "The Voice Kids"-Moderatorin Chantal Janzen - erschöpft sich angesichts des Alters der Kandidaten erwartbar in der Intensität von Nettigkeiten ("Stundenlang kann ich da zuschauen") und Phrasen ("Das Funkeln in den Augen der Kinder ist das größte für mich"). Kritisiert wird natürlich nicht wirklich. Was schon in den Beurteilungen nach jedem Auftritt nervt, wird bei der finalen Jury-Entscheidung am Ende des Abends zum hohlen Gelaber. Und so sind in den zwei Stunden und zwanzig Minuten "Superkids" leider zu selten berührende Auftritte von jungen Talenten zu sehen - dafür eine Jury, die gar nicht urteilen soll.
Am Ende der zu langen Show bleibt immerhin eine positive Erkenntnis: Wayne Carpendale bekräftigt in "Superkids", was schon bei seiner "Deal or no deal"-Moderation spürbar war. Er hat das Zeug zum sympathischen Gastgeber und bringt glaubhafte Empathie gegenüber den kleinen Stars auf. Sat.1 sollte allerdings aufpassen, ihn nicht in zu vielen Formaten zu verheizen. Das Label der Allzweckwaffe ist selten ein reines Kompliment. Für "Superkids" steht Wayne Carpendale nicht nur zusammen mit Johanna Klum als Moderator auf der Bühne, sondern hat einige der jungen Kandidatinnen und Kandidaten zuhause besucht. Mehr als 26.000 Kilometer ist Carpendale dafür um die Welt geflogen. Seine Interaktion mit den Kindern gehört zu den besseren Momenten der Sendung.
Wirklich schade, dass Sat.1 beim Wunsch, Kindern eine Bühne zu geben, nur auf die Castingshow-Idee kam. Dass man mit Kindern tolle Geschichten erzählen könnte, lassen einige dieser Einspieler mit Carpendale erahnen. Aber stattdessen: Fernsehen auf Nummer sicher. Wenig überraschend kommt im Herbst dieser Strategie folgend auch noch "Got to dance Kids". Kann man alles machen, aber wirkt insbesondere bei einem ungleichen Wettbewerb wie hier bei "Superkids" so egal. So egal wie eine "Popstars"-Neuauflage im Jahr 2015 oder das belanglose "Game of Chefs" von Vox im vergangenen Jahr. All diese Sendungen sind ein Stück weit aus der Zeit gefallene Fernsehunterhaltung. In der Theorie gut, in der Realität aber schon zu oft gesehen als dass es noch interessiert.