An der Freiheit, bei Bedarf die Gewichtung der Themen kurzfristig zu ändern, müsste man noch arbeiten - oder aber grundsätzlich mehr Sendezeit gewähren, um der Themenmischung den Raum zu geben, die sie bräuchte, um mehr öffentlich-rechtlichen Tiefgang zu bieten. Eine schöne Idee mit ungleich unschöner Wirkung: Zum Thema Cyber-Mobbing ließ das Studio-Publikum Hasskommentare aus dem Netz laut vorlesen. So manche schnell getippte Zeile wirkt vorgetragen noch gewaltiger. Eine starke Idee. Eines der Postings richtete sich gegen die Moderatorin selbst. Eine beklemmende Personalisierung des Themas, das mit dem Sportjournalisten Dieter Matz und einem Experten für Cyber-Mobbing fortgesetzt wurde. Hier wie bei den anderen Gesprächen war Hayali eine bemerkenswert aufmerksame Gesprächsführerin. Randnotiz: Ob Sascha Lobo sich da nicht gedacht hat: Das wäre auch mein Thema gewesen?
Ein bisschen gestelzt wirkten noch die Übergänge zwischen den Themen mit festgelegten Wanderungen Hayalis durch das Studio inklusive entsprechenden inszenierten Kamerafahrten. Überflüssig ist auch der Einbau von Feedback über die sozialen Netzwerke - weil das so selektive Einblenden eines einzelnen Tweets oder Facebook-Kommentars letztlich nur Alibi ist. Da hat es einen höheren Wert, wenn Hayali zu Beginn der Sendung verspricht, sich nach der Sendung das Feedback online anzuschauen („Ich verspreche: Ich lese wirklich alles“). Aber all das sind Stellschrauben, an denen man leicht von Woche zu Woche arbeiten kann. Wichtiger ist: Die Tonalität der Sendung. Es war persönlich und relevant - und schaffte dabei das Kunststück weder gefühlsduselig noch skandalisierend zu sein.
Monika Lierhaus mit ihrer Hündin Pauline war dann das letzte Thema der Sendung. Sie war für den „Donnerstalk“ als Promi-Reporterin im Einsatz. Es sollte dabei um den hohen Wert von Therapie-Hunden gehen. Durch zuvor getätigte Aussagen von Lierhaus in einem anderen Interview, war das letzte Segment des „Donnerstalk“ etwas unentschlossen zwischen dem eigentlichen Thema (Therapie-Hunde) und Lierhaus’ Aussage, sie würde sich aus heutiger Sicht wohl nicht noch einmal für eine Operation entscheiden. Es war sozusagen ein Luxus-Problem: Der Gast hatte Hayali mehr zu bieten als geplant und angesichts der Zeit auch zu besprechen war. Es lief also nicht alles rund zum Start. Es wäre aber auch ungewöhnlich gewesen.
Wichtiger ist das Potential der Sendung oder noch etwas genauer: Das Potential der Moderatorin, die zuletzt nur denjenigen ein Begriff war, die sehr früh schon den Fernseher eingeschaltet haben. Dunja Hayali ist eine Bereicherung auch für zuschauerstärkere Sendezeiten. Wohin das nach diesem Sommer-Intermezzo allerdings führen soll, ist unklar. Man kann nur appellieren: Herr Himmler, machen Sie Platz für Frau Hayali.