Schader: Hatten Sie ein schönes Fest, Herr Hoff? Sicher? Machen wir doch mal zusammen – den Check!
Sie ahnen, worauf ich hinaus will: Aufs Fußgängerzonenstand-Fernsehen der ARD, das in diesem Jahr endgültig ins Programm hinein explodiert ist und selbst auf die Privaten abgefärbt hat. Sat.1 macht "Der große Waren-Check – Wissen, was drin ist", kabel eins "Teuer oder billig". Und das Erste hat wegen des Erfolgs seiner "Check"-Formate den kompletten Montagabend dafür freigeräumt. Jetzt müssen Sie sagen: Am schlimmsten ist die Check-Pest aber doch in den Dritten, Herr Schader.
Hoff: Am schlimmsten ist die Check-Pest aber doch in den Dritten, Herr Schader.
Schader: Sie haben so recht! Der NDR hat sich in diesem Jahr tatsächlich getraut, eine Reporterin als "Angela Taff", "Eva Kunterbunt" und "Maria Gräulich" zu verkleiden, um dann in Online-Singlebörsen "Der beste Weg zum Traumpartner – Der Check" zu veranstalten. Der erste Preis für Dämlichkeit geht aber an den "Großen Werbecheck" des SWR, der – völlig ironiefrei – mal ausprobiert hat, ob ein Tiger wirklich weiter schläft, wenn neben ihm wie in der Werbung mit einem hypermodernen Apparat Staub gesaugt wird. Antwort: nein, der Tiger ist viel zu neugierig. "Werbung – Sie arbeitet mit Emotionen, soll uns zum Kaufen verführen!", hat der Sender daraufhin festgestellt. Ich mag mir nicht vorstellen, was die beim SWR für ein Bild von der Intelligenz ihrer Zuschauer haben. Die Sendung endete übrigens ungelogen mit der Ankündigung: "Nächste Woche: In der Steilwand mal kurz ein Bahnticket buchen – ist das möglich? Und: Kondome, die einen gemeinsamen Höhepunkt versprechen – ob's klappt? Es wird spannend." Ich muss weinen, Herr Hoff, weinen.
Hoff: Ganz ruhig, Herr Schader. Das geht weg. Wir üben mal zappen. Ich bin übrigens sehr gespannt darauf, wann das erste Check-Format wegen unlauterer Ergebnisermittlungsmethoden auffliegt. Dann werden wieder alle sagen, das sei ja furchtbar, aber das habe man nicht wissen können. Wie bei den Rankingformaten, wo auch jeder mit einem IQ über Raumtemperatur wissen konnte, dass da was faul ist. Vor allem wir. Aber was haben wir gemacht? Wir haben geschwiegen. Weil es uns schlichtweg nicht interessiert hat, weil wir das Fernsehen per se für verderbt halten und jenen, die es machen, alles zutrauen. Die fressen auch kleine Kinder.
Schader: Jetzt geht es aber mit Ihnen durch, Herr Hoff.
Hoff: Ja klar, aber ich will mich auch mal aufregen dürfen. Ich will sagen, dass ich vom deutschen Fernsehen mehr erwarte als Checkformate und Helene-Fischer-Shows. Ich möchte intelligent unterhalten und fortgebildet werden, und ich möchte mich nicht nachts auf der Bettstatt wälzen und von Frauen träumen, die aussehen, als wären sie aus Yvonne Willicks, Frauke Ludowig und Helene Fischer zusammengesetzt.
Schader: Haben Sie Ihre Tabletten nicht zur Hand? Soll ich in die Apotheke flitzen?
Hoff: Ich will keine Tabletten. Ich möchte meine Aggressionen ausleben. Und draufhauen. Wie mein Bruder im Geiste, der Bud, der Spencer. Einfach – rumms! – ein paar auf die Birne, und gut ist. Vielleicht nehme ich ein bisschen von Ihrer Weinerlichkeit an, Herr Schader, und sie üben mit mir mal ein bisschen Aggression. Ich habe da ein paar Brettspiele. Eines heißt "Hoff". Da dürfen sie alle paar Minuten irgendwo draufhauen. Aber falls Ihnen das zu hart ist, habe ich auch noch die Luxusausgabe von "Herres" dabei. Da dürfen sie dann alles, was im Ersten läuft, gut finden. Und wenn Sie eine Ereigniskarte ziehen, steht da drauf "Mein Ziel ist die Qualitätsführerschaft". Oder anders gefragt: Wo Sie so viel zu nörgeln haben, Herr Schader, haben Sie dann auch einen Qualitätsführerschein?
Schader: Nee, bei der Prüfung immer Schulterblick vergessen. Es ist ja auch gar nicht so einfach, es dem versnobbten Publikum Recht zu machen. Hat man dieses Jahr ja wieder schön bei Vox gesehen, das erst mit drögen Camping-Dokusoaps und dem Motzformat "Detlev muss reisen" gelangweilt hat, um dann im Herbst mit den "Löwen" noch mal was zu riskieren. Am eindrücklichsten ist mir allerdings Jorge Gonzales mit seiner früh verschiedenen "Chicas Walk Academy" in Erinnerung geblieben. Seitdem befolge ich Jorges Ratschlag, der nicht nur auf den richtigen Laufsteg-Gang anzuwenden ist, sondern für sämtliche Lebenslagen: "Nach vorne, der Becken, bleib oben, bleib untern – aber oben. Atmen!" Versuchen Sie das mal, Herr Kollege, wenn Sie wieder schlecht fernsehträumen. Das hilft.
Hoff: Auch heute Abend schon gegen "2014 – Das Quiz"?
Schader: Wenn Sie sich ganz eng an die Vorgabe halten, kommt zur Belohnung danach eine Olli-Dittrich-TV-Parodie. Und morgen sieht die Welt ganz anders aus.
Hoff: Morgen, morgen, morgen. Wissen Sie eigentlich, wie alt ich bin? Da klingt morgen wie eine Bedrohung. Lassen Sie mich schnell noch heute jemanden beleidigen.
Schader: Wenn es denn sein muss.
Hoff: Jetzt fällt mir doch glatt nichts mehr ein.
Schader: Das wird Ihnen bald noch öfter so gehen. Bis morgen!