Schader: Herr Hoff, ich warte schon die ganze Woche darauf, Ihnen diesen großartigen Vorschlag zu unterbreiten: Darf ich Ihr Drittanbieter sein?
Hoff: Haben Sie sich den Kopf gestoßen? Nicht mal ein paar Tage kann man Sie alleine lassen.
Schader: Nein, ich mein's ernst. Ich liefere Ihnen einmal die Woche ein Kolumnenfenster für Ihr "Hoff zum Sonntag" zu, der Unabhängigkeit wegen, und Sie bezahlen mich, indem Sie mir die Hälfte Ihres Honorars abgeben. Ach was, sagen wir großzügig: zwei Drittel. Sie müssen schon eingestehen, dass Sie mit Ihrem sonntäglichen Wirken hier immer brutal auf Popularität abzielen und es ganz gut wäre, wenn es da jemanden gäbe, der etwas Kultur zwischen die Gemeinheiten säen würde. (Ich.) Wäre das nicht ein guter Deal für uns beide?
Hoff: Herr Schader, Sie vergessen, dass Sie erst einmal eine Lizenz brauchen, um sich mir als Laus in den Pelz zu setzen. Sie müssen also zu einer Medienanstalt. Zu Ihrer Kenntnis: Medienanstalten sind jene Behörden, die sich aus zwei Prozent der Beitragseinnahmen nähren und im Gegenzug vor allem für Ihren Selbsterhalt sorgen.
Schader: Ich will ja auch für meinen Selbsterhalt sorgen.
Hoff: Das können Sie vergessen, seitdem Sat.1 es nun offiziell hat und keine Programme "unabhängiger Dritter" mehr ausstrahlen muss. Ich will aber auf was ganz anderes hinaus. Es sind ja nur noch zehn Tage bis zum neuen Jahr. In dem sinkt mein Rundfunkbeitrag – vermutlich mit etwas Verspätung – um 48 Cent. Und, jetzt kommt es: Wenn man die Medienanstalten abschaffte, kämen noch einmal die zwei gesparten Prozent hinzu. Das wären noch einmal 35 Cent im Monat. Da müssten wir nicht lange sparen und wir könnten uns alle Bud-Spencer- und Terence-Hill-Filme auf einmal kaufen. Da könnten Sie dann genau sehen, dass ich der amtlich bestellte Bud Spencer von uns beiden bin.
Schader: Hm?
Hoff: Ach, die Jugend. Kurze Aufmerksamkeitsspanne. Kein Interesse für Nichts. Reden wir doch mal drüber, wie Dieter Nuhr in diesem Jahr von Salafisten bedroht wurde. Das war doch das große Thema 2014, dass man nicht mehr sagen darf, was man meint sagen zu müssen.
Schader: Hab ich keine Meinung dazu.
Hoff: Nun gut, werde ich halt wieder mainstreamiger. Glauben Sie aber nicht, ich würde Ihnen jetzt schon meinen Fernsehmoment des Jahres verraten, den gibt es erst am 28. Dezember. Heute verrate ich Ihnen mal, worüber ich mich wirklich geärgert habe. Der Bayern-"Tatort", in dem der Leitmayr am Schluss ein Messer in den Leib bekommt und blutend am Boden liegt! Ich habe mich monatelang gefragt, was aus dem Mann wurde, ob und wie er genesen ist, und dann marschiert er in der nächsten Ausgabe einfach wieder so herum. Danke, BR, für gar nichts. Als wäre das horizontale Erzählen nie erfunden worden. Ja doch, ist erfunden worden, aber bis Bayern ist das noch nicht vorgedrungen. Aber ich wollte Sie nicht unterbrechen, Herr Schader. Ihnen liegt was auf der Zunge. Ich spür das.
Schader: In der Tat. Denn das nun zu Ende gehende Jahr war ja auch für mich persönlich voller Überraschungen. Beispielsweise hat mir Helena Fürst geschrieben. Gut, ich hab ihr zuerst geschrieben und ihre fehlende Fernsehherzlichkeitseignung als "Kämpferin aus Leidenschaft" bemängelt. Aber darunter hat sich Fürst dann in den Kommentaren gemeldet und geschrieben: "Thema verfehlt! Mein Format heißt Kämpferin aus Leidenschaft und nicht Heulsuse der Nation! Ich kämpfe leidenschaftlich und gewinne fast immer. Zum Rest des Artikels fällt euch nix neues ein?? Gähn!!" Herr Hoff, so schön sind Sie dieses Jahr bestimmt nicht zurückgedisst worden!
Hoff: Ach, Herr Schader. Wie wäre es mit "Möchtegernintellektuelle Onanie gepaart mit verbaler Inkontinenz." Ein Originalzitat von Jenny Jürgens. Genau, der Jenny Jürgens, die sich bei Facebook jetzt Topito Jackson nennt.
Schader: Schön, wie Sie da protzen, Herr Hoff. Aber das war im September 2013.
Hoff: Dann nehmen Sie doch dies. "Richtig gekränkt hat mich ein Text von Hans Hoff, diesem verhärmten, schrumpeligen Alphajournalisten-Darsteller, der nur aus üblen Beschimpfungen bestand." Originalzitat von Jan Böhmermann, dem Jan Böhmermann.
Schader: Gähn!! Thema verfehlt! Da google ich zwei Millisekunden und finde heraus, dass das auch nicht aus 2014 stammt, sondern aus einem WZ-Interview von 2008. Leben Sie denn nur noch von der Erinnerung an vergangene Schlachten?
Hoff: In meinem Alter hat man nun mal mehr Vergangenheit als Zukunft. Ein Schicksal, das ich übrigens mit Harald Schmidt teile, der 2014 vom Bildschirm schied. Da haben Sie doch bestimmt schon Phantomschmerzen, oder?
Schader: Nein, seit ich auf Youtube gesehen habe, wie Schmidt sich die Fernsehrente damit finanziert, dass er jetzt Privatvorstellungen seiner "Harald Schmidt Show" für solvente Unternehmer und deren Geschäftspartner gibt, ahne ich, dass es dem Herrn, den Sie so sehr verehren, schon länger gar nicht mehr darum gegangen ist, ein Publikum zu unterhalten. Sondern bloß sich selbst. Das Privileg, nach der Absetzung einfach genauso weitermachen zu können als sei nichts passiert, haben ja nicht alle. Außer sie werden nicht abgesetzt, sondern wechseln für ordentlich Kohle zu Sat.1, wobei das ist oft das gleiche ist, wenn man mal an Cindy aus Marzahn denkt. Ich denke gar nicht so oft an Cindy aus Marzahn, genauso selten, wie an Jochen Schropp übrigens, der in diesem Jahr wohl den Imagewandel des Jahres hingelegt hat, pardon, ich meinte: den dümmsten Imagewandel des Jahres. Vom Vox-Castingschmuser zum ProSieben-Höllenshowversenker und Sat.1-Percy-Hoven. Dafür hat sich's irgendwie nicht gelohnt, den Ruf zu ruinieren. Oder wie Frau aus Marzahn immer nach ihren "Promi Big Brother"-Monologen gesagt hat: "Ich hab nix mehr im Kopp, ich geb zurück zu Schropp." Mir fehlt jetzt echt der Stoff, ich geb zurück zu Hoff.
Hoff: Habe wegen Ihres Problems gerade Dr. House angerufen. Er tippt auf geistige Anämie oder Infektion mit dem TV14-Virus. Wenn Sie jetzt schon Harald Schmidt und Jochen Schropp in eine Reihe stellen, muss es Sie ja richtig erwischt haben. Ich könnte Ihnen da was vorbeibringen…
Schader: Morgen, Herr Hoff, morgen.