"AVDC": Neues Technik-Magazin überzeugt auf hohem Niveau

Cover: AVDCOb Digitalkamera, MP3-Player, UMTS-Handy und selbst DVD-Player: Viele technische Geräte verbindet heute eins, ihre Verbundenheit - untereinander und mit dem PC. Technik-Romantiker würden von multimedialer Vernetzung sprechen. Den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten moderner Technik, egal ob spielerisch oder nützlich, widmet sich das neue Magazin "AVDC".

Weniger auf Nutzwert ausgerichtet als Computerzeitschriften, aber PC-orientierter als Entertainment-Magazine will AVDC ("Audio Video Digital Communication") sein. In einer Printlandschaft der Computermagazine die von "Anleitungen zum Herausnehmen" über "75 Tipps für Windows XP" bis hin zu "So bauen sie eine Grafikkarte ein" dominiert wird und dabei meist die Faszination der Technik aus dem Auge lässt, ist "AVDC" in der Tat eine wohltuende Neuerscheinung.

Natürlich widmet sich auch "AVDC" solchen Themen, aber wenn dann weniger ausführlich und anders gestaltet. Der Schwerpunkt bei "AVDC" liegt aber auf umfassenden Reportagen zu aktuellen Themen der Unterhaltungselektronik, die hier allerdings nicht oberflächlich verstanden wird. Was durch Handy-Specials in TV-Zeitschriften und Digicam-Beratung in Lifestyle-Magazinen mittlerweile wie ein Schimpfwort wirkt, wird von "AVDC" auf ein Level gehoben, bei dem selbst bereits vielbesprochene Themen lesenswert sind. Dazu kommen Reportagen die nicht direkt mit technischen Geräten, aber den Themen zu tun haben, die durch sie entstehen (Stichwort: EU behindert Internettelefonie).

Ein Bericht über Musikdownloads oder den Umstieg von Windows auf Mac vor dem Hintergrund des neuen Mac Mini sind keine neuen Themen, aber bei "AVDC" anders behalt. Man merkt, dass Redakteure sich mit den Themen beschäftigt haben. Interviews und Recherche sind sonst selten im Zusammenhang mit Technik-Berichterstattung, hier sind sie zu lesen. So wird ein Bericht über Online-Tauschbörsen nicht zur x-ten Wiederholung einer simplen Vorstellung der aktuellen Webangebote, wie man ihn in "Tomorrow" und Co. alle sechs Monate neu lesen kann. Dies allerdings ist bei "AVDC" derzeit noch schlecht zu beurteilen: In einer Erstausgabe kann man die spannendsten Themen mit genügend Vorlauf produzieren. Ob sich dies auch monatlich und ohne Wiederholungen realisieren lässt, zeigen erst die weiteren Ausgaben der 5,95 Euro teuren Zeitschrift.

Für den Preis erhält der Leser in der Erstausgabe zusätzlich eine Super Video CD mit einem Konzert von 1972 im legendären US-Gefängnis Sing Sing. "Legenden live sind besser als Spielfilme von der Stange" rechtfertigt sich "AVDC" direkt auf Seite 4. Sicher muss man nicht mehr Teenie sein um sich für Technik zu begeistern, doch wirkt ein über 30 Jahre altes Konzert in SVCD trotz Rechtfertigung seitens Chefredakteur Thomas Jannot weniger attraktiv als eine Film-DVD. Störend ist darüber hinaus das etwas zu wilde Layout des Hefts. Von Schwarz und weiß dominiert, arbeitet es mit unterschiedlichsten Schriftgrößen und -anordnungen, was innerhalb eines Artikels nicht stört, aber die Orientierung im Heft erschwert. Das Inhaltsverzeichnis hilft dabei auch nicht wesentlich weiter.

Inhaltlich aber überzeugt "AVDC" auf ganzer Linie: Ausführliche Berichte, dazu teils sehr tiefgehende Technikinfos und einzelnd dargestellte Testergebnisse geben eine Rundum-Information. Durch die Auseinandersetzung zwischen "Audio Video Foto Bild" und "SFT" offenbar jetzt nötig: Der Leser bekommt auch eindringlich erklärt, wie und mit wem man die Geräte testet. Amüsant zu lesen: "Pimp my comp" oder: Wie man seinen alten PC aufrüstet. Eine ebenfalls auflockernd-nette Idee: Der nicht ganz ernstgemeint Test "Welcher MP3-Typ bist Du?".

Das Magazin richtet sich dabei in der Ansprache seiner Leser an informierte PC-User und Technikbenutzer. "Unsere Zielgruppe sind nicht die Freaks, aber wir gehen schon davon aus, dass unsere Leser wissen, was Google und Ebay sind, dass sie hin und wieder im Internet surfen und Office-Anwendungen benutzen", so Chefredakteur Jannot. Von "anspruchsvollen Genießern" ist die Rede. Diese sind nach Vorstellung der Macher männlich und über 30 Jahre alt. In dieser Zielgruppe sei Geld vorhanden und dazu auch die Bereitschaft, es auszugeben - für neue Technik und das 5,95 Euro teure Heft.

Mit einer ungewohnten Leseransprache, einem angenehm anspruchsvollen Selbstverständnis und entsprechend tiefgehender Berichterstattung hebt sich "AVDC" somit vom Lifestyle-Technik-Journalismus ab und vermittelt trotzdem die Begeisterung für neue Technik und Multimedia-Spielereien wie einst "T3". Die Freude trübt lediglich das wilde Layout und die daraus resultierende mangelnde Orientierung. Und statt der SVCD wäre ein günstiger Heftpreis ohne Beilage wünschenswert.