Mit dem Wechsel von Jörg Pilawa zum ZDF war vor vier Jahren Schluss mit dem letzte Anker des ARD-Vorabends. Weil es dem Ersten seither jedoch weder mit Schmunzelkrimis noch mit Gottschalk gelungen ist, diese Problemzone in den Griff zu kriegen, stellt Rückkehrer Pilawa nun also erneut die Fragen. Doch nie war der Moderator wertvoller als an diesem Montag. Bei der Premiere des "Quizduells", also dem Versuch, aus der erfolgreichen Ratespiel-App eine Fernsehshow zu machen, musste Pilawa retten, was eigentlich nicht mehr zu retten war. Von Beginn an funktionierte bei dem durchaus ambitionierten Projekt nämlich nahezu nichts.
Das fing schon damit an, dass offenbar vergessen wurde, Pilawa die Fragen für die Schnellraterunde aufs Pult zu legen. Während der Moderator zu diesem Zeitpunkt womöglich dachte, das Schlimmste bereits überstanden zu haben, sollte der Super-GAU aber erst noch folgen, denn noch bevor die App-User überhaupt die erste Frage spielen konnten, brachen sämtliche Server zusammen. Ein Hacker soll angeblich schuld gewesen sein, erklärte Pilawa später und schien regelrecht erleichtert darüber gewesen zu sein, nach wenigen Minuten eine Pause einlegen zu können. "Das ist toll, dass es das bei der ARD am Vorabend gibt: Werbung", scherzte er.
Während die App-User also außen vor blieben, durfte kurzerhand das Studio-Publikum gegen die vier Kandidaten im "Quizduell" antreten, was sich jedoch als unverhofft unterhaltsam entpuppte, weil viele der Herausforderer einen ziemlichen Ehrgeiz an den Tag legten und sich über jede falsche Antwort diebisch freuten. Irreführend war allerdings, dass Pilawa immer wieder von den Studio-Kandidaten sprach, in der Einblendung mit "Studio" aber seine vier Kandidaten am Pult gemeint waren. Richtig skurril wurde es jedoch, als sich zu allem Überfluss auch noch ein Mitspieler aus dem Publikum darüber aufregte, dass sein Abstimmungsgerät angeblich nicht richtig funktioniert. Unter den strengen Blicken des Moderators spielte der Mann schließlich weiter.
Aus dieser und all den anderen reichlich unglücklichen Situationen machte Jörg Pilawa das Beste, indem er das Format, vor allem aber sich selbst glücklicherweise nicht allzu ernst nahm. Manch spontaner Smalltalk offenbarte allerdings mehr unfreiwillige Komik als Pilawa lieb gewesen sein mag. Ob sie denn auch im realen Leben "Quizduell" spielten, wollte er von seinen Kandidaten gleich zu Beginn wissen. Die antworteten jedoch eher widerwillig: "Joa, seit ein paar Tagen." Und auf die Frage nach ihrer Lieblingsserie gab eine Kandidaten spontan "Verbotene Liebe" zu Protokoll, also ausgerechnet jene Serie, die aktuell für das "Quizduell" pausieren muss. So mancher Soap-Macher der UFA wird sich vermutlich heimlich ins Fäustchen gelacht haben, dass die "Quizduell"-Premiere von NDR und ITV Studios an diesem Montag derart scheiterte.
Doch bei allem Verständnis für den technischen Total-Ausfall: Bei der zweiten Ausgabe sollte die App funktionieren, sonst ist das lobenswerte Experiment, Internet und Fernsehen am ARD-Vorabend zusammenzubringen, schon gescheitert, bevor es überhaupt richtig begonnen hat. Irgendetwas in diese Richtung wird wohl auch Jörg Pilawa bei seinem Vorhaben, die Pannen-Show so gut wie möglich über die Bühne zu bringen, durch den Kopf gegangen sein. "Das war der Versuch, die App ins Fernsehen zu holen. Es ging komplett in die Hose", gab er am Ende zu und stellte schon mal eine mögliche Programmänderung für den Dienstag in Aussicht: "Vielleicht morgen 'Verbotene Liebe'."