Für ProSieben war es das „Sitcomback des Jahres“: Michael „Bully“ Herbigs neue Sitcom, die am Montagabend gestartet ist, will auf so vielen Ebenen funktionieren und droht doch auf keiner zu überzeugen. Zunächst einmal ist die neue Serie gleichzeitig Werbung für einen neuen Kinofilm, dessen Entstehung gleichzeitig grobe Rahmenhandlung für die Sitcom ist. Eine clevere Idee - falls die Serie um Bully, seine Freundin, seinen besten Freund und dessen Schwester, die bei Bully einzieht, ein ausreichend großes Publikum finden sollte.



Und damit herzlich willkommen zum Kern des Problems: Für wen ist „Bully macht Buddy“ gemacht? Auch wenn der Sender es als großes Comeback feiert, so war manch junger ProSieben-Zuschauer gar nicht geboren als die „Bullyparade“ 1997 auf Sendung ging. Eingestellt wurde die Kultserie, die den Erfolg von Michael Herbig begründete, vor über elf Jahren. Seine Filme „Der Schuh des Manitu“ und „(T)raumschiff Surprise - Periode 1“ sind elf bzw. neun Jahre her. Das heißt doch nichts, mag sich jetzt manch ein Leser jenseits des Alters von 30 Jahren empören. In der Tat. Das allein macht die Sitcom nicht schlecht.

Aber wo sich ein Teil des Publikums auf ein Wiedersehen mit einem aus ihrer Sicht kultigen Michael „Bully“ Herbig“ freut, sehen die für ProSieben so wichtigen jungen Zuschauer schlimmstenfalls bloß irgendeinen Altstar, den Papa gut findet. Das klingt brutal, aber wird auch bei der Lektüre des Echtzeit-Feedbacks auf Twitter deutlich. Ein bisschen Nostalgie spielt für den Spaß an der Serie eben schon eine Rolle. Die Verbindung der ProSieben-Macher zu Michael Herbig könnte sich möglicherweise als inniger erweisen als die der heutigen Zuschauer des Senders gegenüber „Bully“. Kein Wunder also, dass die neue Serie am Montagabend gleichzeitig verrissen und geliebt wird.

Als wäre das nicht schon schwierig genug, geben die Auftritte von Gaststars, in der ersten Folge beispielsweise Sarah Connor, der Sitcom eine sehr amüsante Meta-Ebene. Mancher Gag erforderte da schon ein wenig popkulturelles Hintergrundwissen. Dabei spielt weniger das schauspielerische Talent der Gäste eine Rolle als die Bereitschaft eben derer, sich selbst auf den Arm zu nehmen. Sarah Connor konnte das. Doch möglicherweise hat so mancher vor reflexartiger Empörung über den Gastauftritt eines vermeintlichen B-Promis gar nicht zugehört. Das wäre schade, denn die Auftaktfolge von „Bully macht Buddy“ wurde in der zweiten Hälfte besser.

Viele Instant-Kritiker auf Twitter hatten sich da aber schon ein Bild gemacht. Dort wurden auch vermeintliche Lacher vom Band kritisiert. Das ist bitter für Michael Herbig, der es doch extra den amerikanischen Sitcoms a la „Two and a half men“ oder „The big bang theory“ gleich tun wolte - und die Serie vor Publikum aufzeichnete, das die Serie live belacht. Ein ehrenwerter Versuch, der für das deutsche TV-Publikum jedoch offenbar zu ungewohnt klingt. Dabei stimmte die Inszenierung durchaus - auch die Verpackung der Show gefällt.

„Bully macht Buddy“ ist am Ende ehrenwerter als die Sitcoms, die RTL kürzlich über den Sender schickte. Manche Gags zünden, die Mehrheit nicht. Live vor Publikum gespielt, lässt sich die Trefferquote nur durch Übung verbessern: Luft nach oben ist also noch da für die nächsten Folgen. Doch das Zielgruppen-Dilemma löst das nicht. ProSieben erlebt hier in verschärfter Form das gleiche Problem, vor dem im Sommer auch der WDR mit seiner Satire-Sendung „Tagesschaum“ stand: Friedrich Küppersbusch ist für eine Generation ein Held, für eine andere aber schon ein weitgehend Unbekannter. So geht es auch Michael Herbig.