Der erste Satz der Pressemitteilung spricht einem irgendwie aus der Seele: "'TV Planer' ist nicht die 35. gewöhnliche Programmzeitschrift." Und dieses Versprechen kann die neue Programmzeitschrift tatsächlich halten. Ob sie aber auch besser ist? DWDL.de hat sich die 14-tägige Programmzeitschrift, herausgegeben von der Düsseldorfer TV Planer Verlagsgesellschaft, besorgt und unter die Lupe genommen. Für einen Euro bekommt man ein hundert-seitiges Heft mit wenig mehr als den Programmlistings von insgesamt 36 Sendern. Doch das ist es ja, was den "TV Planer" von allen anderen Programmzeitschriften unterscheidet.



Und dieser Unterschied bedarf einer gehörigen Umgewöhnung. In den 90er Jahren gab es schon ein mal den Versuch den amerikanischen Stil der Programmlistings in Deutschland zu etablieren. Das scheiterte schnell. Der "TV Planer" ist heute keine geringeres Wagnis. Statt den Sendern finden sich in den Spalten die Uhrzeiten. Wer von oben nach unten liest, kann so schnell finden, was zu einer bestimmten Uhrzeit auf den 36 angeführten Sendern läuft. Bei den gewöhnlichen Programmzeitschriften wäre dazu mehrfaches Blättern nötig. Auf der Strecke bleibt dabei jedoch die Ausführlichkeit: Mehr als Sendungstitel und Genre gibt es meist nicht.

Auch wenn die Doppelseiten in der Mitte eine Bilderzeile durchzieht, so fehlt jede sichtbare Hervorhebung von Highlights, was die Tabelle zu einer Textwüste macht. Pro Tag gibt es zwei Doppelseiten mit Programmlistings - eine für den Tag, eine für den Abend - sowie eine Doppelseite mit TV-Tipps für den Tag, die altmodisch daherkommt. Erfrischender ist da schon, dass sich der kleine redaktionalle Mantelteil erstaunlich zielgerichtet mit dem Fernsehen selbst befasst. Das Seitenlayout wirkt hier nur etwas grob. Doch kaum einer wird den "TV Planer" deshalb kaufen. Die für deutsche Leser ungewöhnlichen Programmlistings sind das Highlight des Hefts.

TV Planer© DWDL.de


Schade nur, dass man bei den 36 aufgeführten Fernsehsendern mit denen man nach eigener Angabe 95 Prozent der Marktanteile abdeckt, merkwürdige Prioritäten setzt: Da wird der KiKa prominent platziert - so dass auf der Doppelseite des Abendprogramms stets die leere Zeile auffällt. Der erfolgreiche Männersender DMAX wird als 34. Sender weit unten sehr klein aufgeführt während das schäbige Resterampen-Programm Das Vierte mit fast nicht existierendem Publikum eine größere Darstellung erhält. Alle drei ZDF-Digitalkanäle werden abgedruckt, jedoch kein einziger der ARD-Digitalkanäle.

Reinpassen würden die aber nicht mehr. Im Gegenteil wäre weniger vielleicht sogar mehr, um die Textwüste etwas aufzulockern und die deutsche Leserschaft an diese kleine Revolution zu gewöhnen. Man darf sehr gespannt sein, wie gut sich die neue Programmzeitschrift verkauft. Bei den großen Fernsehsendern wird sie auf wenig Gegenliebe stoßen: Sie verlieren bei dieser Form der Programmlistings den Vorteil, auf der ersten Doppelseite unter sich zu sein. Die kleineren Sender wiederum wird die bessere Auffindbarkeit freuen.

Ein großes Handicap hat der "TV Planer" jedoch und das ist ein geradezu tragisches: Mit der revolutionären Programmdarstellung wird man kaum ältere Leser erreichen. Hier hofft man also auf jüngere Leser, die bereit sind, sich umzustellen. Doch wenn die nicht eh nur noch EPG und Apps nutzen, haben die sich auch längst an 14-tägige Programmzeitschriften gewöhnt, die zusätzlich einen Überblick über den boomenden PayTV-Markt geben. Der fehlt beim "TV Planer" völlig. Die Nische für so eine gewagte Programmzeitschrift wird damit noch kleiner. Kleiner sogar als in den 90er Jahren.