Wer am Freitagabend über drei Stunden hinweg RTL gesehen hat, könnte den Eindruck gewonnen haben, dem Sender gehe es so schlecht, dass er sich inzwischen nur noch einen Moderator leisten kann. Tatsächlich muss es irgendjemand in Deutz für eine gute Idee gehalten haben, zwei Shows mit Daniel Hartwich hintereinander auszustrahlen. Man hätte dieses Problem übrigens am besten umgehen können, wenn das "Familienduell" dort geblieben wäre, wo es - von einer kurzen Wiederbelebung mit Oli P. bei RTL II abgesehen - gut ein Jahrzehnt ruhte: Auf dem Fernsehfriedhof.

Sicher: Einige Gameshow-Freunde haben diesem Comeback lange entgegengefiebert. Bloß gelungen ist die Neuauflage leider nicht. Das lag übrigens weniger an Daniel Hartwich, der seine Sache ordentlich machte, als viel mehr an der Tatsache, dass das "Familienduell" im Grunde genommen gar kein Format ist, das man zur besten Sendezeit sehen möchte. Dafür ist es nämlich viel zu belanglos. Jetzt mag man einwenden, dass das RTL auch bisher schon nicht davon abgehalten hat, Formate zur besten Sendezeit auszustrahlen, die eigentlich gar nicht dorthin gehören. Doch nach der Premiere des neuen "Familienduells" bestätigt sich der Eindruck, dass manche Sendungen vor allem zur Nebenbei-Berieselung beim Mittagessen oder Abendbrot taugen. Und nicht für mehr.

Zu gewollt wirkt der Versuch von RTL, eine harmlose Daytime-Gameshow zum großen Abend-Event aufzumotzen. Ganz davon abgesehen, dass man den Familien-Begriff sehr weit dehnte, störten vor allem die prominenten Kandidaten, für die es schlicht um zu wenig geht. Immerhin kam Ex-Dschungelcamper Rocco Stark dank des "Familienduells" zu seinem ersten Fernsehauftritt an der Seite seines Vaters Uwe Ochsenknecht, der übrigens parallel zum "Familienduell" aus der Konserve zeitgleich live bei Sat.1 zum Duell gegen Holland antrat. Besonders schade: Sounds, die bei vielen Zuschauern auch Jahre nach der Absetzung noch präsent sein dürften, wurden bei der Neuauflage durch lieblose Chart-Musik ausgetauscht. Das soll womöglich zeitgemäß sein, wirkt aber ebenso wie mancher Mitspieler reichlich deplatziert.

Da half es auch nicht, dass man zumindest das kultige Geräusch der Buzzer und die ach so süßen Schweinchen, die schon früher vor jeder Runde auf der Ratewand erschienen, ins neue Jahrtausend herübergerettet hat. Dabei hatte die erste Ausgabe durchaus schöne Moment - die herrlich kuriosen Antworten etwa, für die das "Familienduell" schon unter Werner Schulze-Erdel bekannt war, konnte man auch diesmal im Ansatz wieder bestaunen. Einmal wurden Kirschen als Gemüse deklariert, später antwortete einer auf die Frage, was man durchsucht, wenn der Partner vermeintlich fremdgeht: Haare. Noch dazu funktionierte auch das Finalspiel, das völlig unangetastet blieb, wie eh und je.

Trotzdem wirkte bei der Neuauflage unterm Strich alles ein wenig behäbiger als man es in der vermutlich etwas verklärenden Retrospektive vom Original in Erinnerung hatte. Ein vernünftiger Neustart in der Daytime wäre wahrscheinlich sinnvoller gewesen als eine halbgare Promi-Version. Deutlich besser funktionierte da schon "Cash Crash", die zweite Hartwich-Show des Abends. Zwar lässt RTL nun auch hier Promis antreten, doch in diesem Fall ist das Konzept der Star. Mit meist unterhaltsamen Spielen, die allesamt das Ziel haben, den Kandidaten eine Menge Bargeld aus der Hand zu nehmen, ist es gelungen, einen interessanten Ansatz zu finden. Noch dazu kann Daniel Hartwich hier deutlich spontaner seine kleinen Gemeinheiten absondern als beim "Familienduell". Als das Schlager-Team um Jürgen Drews zwischenzeitlich den größten Teil seines Geldes verloren hatte, rief er: "Wenn das so weitergeht, müsst ihr bei unserem Telefongewinnspiel mitmachen."

"Cash Crash" ist ein nettes Format, das man sich vielleicht auch deshalb so gut ansehen kann, weil es nicht so gleichförmig daherkommt wie die meisten anderen Shows bei RTL. Im Vergleich zur Pilotfolge, die der Sender bereits vor einigen Monaten ausstrahlte, wurde das Konzept durch das Duell zweier Mannschaften sogar noch verbessert. Ja, richtig gehört: Eine Verbesserung - das ist selten geworden im deutschen Fernsehen angesichts vieler Verschlimmbesserungen, die manche Sendungen mit der Zeit über sich ergehen lassen müssen. So wie das "Familienduell", das im Gameshow-"Fernsehgarten" des ZDF am vergangenen Wochenende besser aufgehoben schien als auf der großen Abendshow-Bühne bei RTL. Findet vermutlich auch die Mehrheit von 100 Leuten. Wenn man sie denn gefragt hätte.