Es wird deutsch gesprochen bei "Deutschland sucht den Superstar". Oder besser gesagt: Es wird deutsch gesungen. Die Gewinnerin der am Samstagabend zu Ende gegangenen zehnten Staffel hat sich nämlich nicht etwa wie ihre neun Vorgänger mit einem Song aus dem Popbereich durchgesetzt. Nein, Beatrice Egli setzte voll und ganz auf Schlager - und hätte damit am Samstag auch locker in der zeitgleich im Zweiten ausgestrahlten Show mit Carmen Nebel auftreten können. Es entbehrt dabei übrigens nicht einer gewissen Ironie, dass das ZDF gerade erst angekündigt hat, die Schlager-Dosis reduzieren zu wollen, während bei RTL nun eine Schlagersängerin zum "Superstar" gekürt wird.
Und doch überrascht der Sieg von Beatrice Egli nicht wirklich: Zu austauschbar ist das geworden, was bei "Deutschland sucht den Superstar" in den vergangenen Jahren gesanglich präsentiert wurde - da sticht eine Kandidatin, deren Musik wie eine Kreuzung aus Helene Fischer und Andrea Berg daherkommt, schon positiv hervor. Daher kommt es auch nicht von ungefähr, dass in den vergangenen Wochen bereits darüber spekuliert wurde, "DSDS" künftig verstärkt in die Schlagerecke zu führen. Doch in welche Richtung sich die Show auch immer bewegen wird: Veränderungen sind nötiger denn je, wenn man sie denn fortsetzen möchte. Zuletzt schalteten mitunter nicht mal mehr vier Millionen Zuschauer ein.
Das mag einerseits damit zusammenhängen, dass bei den Zuschauern nach all den Jahren eine gewisse Casting-Müdigkeit eingesetzt hat - andererseits aber auch mit neuer Konkurrenz durch "The Voice of Germany", die inzwischen das Segment einer ernsthaften Musikshow eindrucksvoll belegt hat. "DSDS" wirkte in der Vergangenheit im direkten Vergleich mit all seinen Überinszenierungen bisweilen wie ein Kasperltheater. Dabei war das längst nicht immer so. Man erinnere sich bloß an die erste Staffel, als "Deutschland sucht den Superstar" noch weit davon entfernt war, eine One-Man-Bohlen-Show zu sein. Damals bestand die Jury etwa noch aus einer Musikjournalistin und einem Radiomoderator, deren Meinungen Gewicht hatten.
Immerhin: Den Tiefpunkt mit Bruce Darnell an der Seite von Dieter Bohlen hat "DSDS" überwunden. Das Problem ist nur, dass das Publikum bei "Deutschland sucht den Superstar" inzwischen längst nicht mehr eine ernsthafte Musikshow erwartet. Die Stellschrauben wurden in all den Jahren schlicht zu weit gedreht. Diejenigen, die gute Stimmen hören wollen, hat "DSDS" vermutlich längst verloren. Und sämtliche Versuche, die Schrauben zurückgedrehen, scheinen nun auch noch viele zu verscheuchen, die an den bisherigen Überinszenierungen durchaus Spaß hatten. Wie also geht es weiter mit "Deutschland sucht den Superstar"? Es ist eine Frage, die man in Köln in diesen Tagen vermutlich ernsthafter diskutiert werden muss als je zuvor.
Nach zehn Staffel kann man dem Format eigentlich nur eine längere Pause wünschen. Dabei stellt sich nur ein großes Problem: Wie sollte RTL bloß all die frei werdenden Sendeplätze füllen? Die Bohlen-Shows belegen nämlich weite Teile des Samstagabend-Programms - reduziert man die Dosis, so müssten sich trotz aller Pilotversuche der vergangenen Monate erst mal vernünftige und vor allem erfolgsversprechende Alternativen finden. Der Marktführer befindet sich also im Unterhaltungsbereich am Scheideweg. Gut möglich, dass der neue "Superstar", aber auch die Gastauftritte von Andrea Berg und Heino die Richtung vorgeben. Ob das wirklich die Zukunft ist, steht aber gewiss auf einem anderen Blatt.