Niveau ist im Karneval eher optional. Das spricht nicht unbedingt gegen diese fünfte Jahreszeit, die besonders im Rheinland ausgiebig gefeiert wird, aber muss Ortsfremden vielleicht vorweg erklärt werden. Man feiert nun einmal einfach eine große Party. Mit Alkohol und manchem billigen Witz, über den man doch meist am lauteten lacht. Gefeiert wird wahlweise beim Straßenkarneval oder bei Karnevalssitzungen, die jedoch nach dem Aus von "Kölle Alaaf" bei RTL seit 2006 im Fernsehen nur noch bei den Öffentlich-Rechtlichen stattfinden. Für Stefan Raab klang das nach der nächsten Herausforderung. Am Samstagabend lief sie nun, die erste "TV Total Prunksitzung" - und es war alles dabei, was auch ARD und ZDF bieten. Nur in etwas jünger, gestraffter und weitaus prominenter besetzt.
Dabei hatte die Sendung trotzdem Längen und manchen nicht wirklich für diesen Anlass geeigneten Auftritt (Stichwort: Matze Knop). Doch das unterscheidet diese Karnevalssitzung nicht von anderen. Und wer an dieser Stelle anmerken mag, dass dies eben ein Beleg dafür sei, dass Karneval nichts im Fernsehen zu suchen hat - der muss sich halt überlegen, ob bis ins Detail perfekt durchgetaktete oder dann meist zusammengeschnittene Sendungen wirklich die bessere Alternative sind. Die Stimmung einer solchen Karnevalssitzung kann man kaum aufrecht erhalten, wenn alles bis zur Perfektion wiederholt werden würde. Live oder wie hier live-on-tape-Fernsehen hat Reize, die uns durch Schnipsel-Fernsehen fast verloren gegangen sind.
Die Premiere der "TV Total Prunksitzung" empfiehlt sich auf jeden Fall für eine Fortsetzung - wenn das Zuschauerinteresse groß genug war. Denn natürlich bleibt auch ein Karneval a la Stefan Raab eine regionale Angelegenheit für die im Norden und Osten der Republik vermutlich weniger Verständnis aufgebracht wird. Das liest sich auch in manchen Kommentaren zur Sendung an diesem Abend, die sich in erster Linie über die Form einer Karnevalssitzung auslassen. Der Form übrigens, das war eine Sorge traditioneller Karnevalisten im Rheinland, blieben Stefan Raab und ProSieben bei dieser Revitalisierung einer Tradition treu. Und die war durchaus gelungen. Ob das national ein ausreichend großes Publikum in der jüngeren Zielgruppe findet, steht auf einem anderen Blatt - ist bei einem so regionalen Thema aber eben kein Beleg für Qualität. Hier brauchen sich Brainpool, ProSieben und Stefan Raab keinen Vorwurf machen zu lassen.