Aus nachrichtlicher Sicht war das Jahr 2012 kein allzu spektakuläres. Den Machern der Jahresrückblicke dürfte das nicht gerade entgegengekommen sein. Und doch haben es ZDF und RTL mal wieder geschafft, die vergangenen elf Monate in jeweils mehr als drei Stunden Sendezeit zu pressen. Den Dezember lassen beide Sender ja bekanntlich traditionell weg, weil sie sich mit der Ausstrahlung nicht bis Jahresende gedulden können. Nachdem Markus Lanz vor einer Woche bereits seinen Einstand bei "Menschen 2012" feierte, zog nun auch Günther Jauch nach. "Menschen, Bilder, Emotionen" versprach er und sofern man nicht gerade Wert auf Vollständigkeit legte, hat er sein Versprechen auch gehalten.

Es ist eine Mischung, die seit Jahren funktioniert und an der deshalb auch allenfalls behutsam gefeilt wird. So gesehen war es dieses Mal beinahe schon am spannendsten zu sehen, ob die Gäste im Studio trockenen Fußes den Weg zu Jauch finden würden - denn als besonderen Höhepunkt hat man dem RTL-Rückblick in diesem Jahr eine Art Regendusche für die Bühne spendiert. Die machte optisch zwar durchaus was her, schien so manchen Gast aber reichlich zu verwirren. Doch obwohl letztlich niemand nass wurde, so fiel die Sendung keineswegs trocken aus. Im flotten Tempo steuerte Jauch durch die Ereignisse des Jahres. Oder zumindest durch jene, die die Redaktion dafür hielt.

Und so ließ sich Jauch gleich zu Beginn der Show von dem Taxifahrer ins Studio chauffieren, der zu Jahresbeginn den späteren Bundespräsidenten Gauck ins Kanzleramt fuhr. Wenig später saß dann schon ein kleiner Junge auf der Bühne, der sich gerade über eine neue Lunge freuen durfte. Bevor der Olympia-Zweite Marcel Nguyen die fast schon obliagtorische Turnübung vorführen musste, die in den Jahren zuvor noch Fabian Hambüchen vorbehalten war, erzählten zwei Überlebende des Costa-Concordia-Unglücks von ihrem Schicksal. Wenig später war dann mit Robert Harting bereits der nächste Olympionike an der Reihe. Er durfte Günther Jauch natürlich mal eben zeigen, wie man eine Diskusscheibe wirft. Irgendwie war 2012 dann also doch bloß ein Jahr wie jedes andere.

Richtig gute Momente hatte Jauchs Jahresrückblick aber trotzdem. So überzeugte das Gespräch mit einem afghanischen Schulleiter, der über das Schicksal eines Mädchens sprach, das von Taliban niedergeschossen wurde, weil es zur Schule gehen wollte. Den Kontrastpunkt lieferten am späten Abend Robert und Carmen Geiss, die auf Sagways ins Studio rollten. Frei nach dem Motto: Katzenberger war gestern, Euro-Krise sowieso. Die Geissens sind die Stars von heute. Lustig war's aber in jedem Fall, auch wenn man sich nie so recht sicher sein konnte, ob es tatsächlich die Geissens waren oder doch nur die Parodien aus "Switch reloaded". Das mittlerweile berühmt-berüchtigte "Roooobääärt" durfte selbstverständlich auch beim locker-harmlosen Fondue-Plausch nicht fehlen.