Die Überraschung war groß, als im Frühjahr der Wechsel von Harald Schmidt zu Sky bekannt wurde. "Der Himmel auf Erden", kommentierte Schmidt damals kurz und knapp. Für ihn selbst hat sich auch knapp zwei Monate nach seiner Pay-TV-Premiere nicht allzu viel geändert: Seine Late-Night-Show wird nach wie vor drei Mal wöchentlich aus dem legendären Studio 449 gesendet, in dem Schmidt schon vor zehn Jahren auf Sendung ging - zu jener Zeit, in der er nach Meinung vieler Fans so gut wie nie zuvor. Und auch wie niemals mehr danach. Dabei war Schmidt auch während seiner kurzzeitigen Rückkehr zu Sat.1 nicht schlecht.
Nach schwachen Auftakt fand er zunehmend seine Form. Vermutlich auch, weil sich mit den wechselnden Sidekicks langsam, aber sicher so etwas einstellte wie Routine. Die hat Harald Schmidt glücklicherweise auch bei Sky nicht verloren. Vielleicht ist er inzwischen längst nicht mehr so bissig wie noch vor ein paar Jahren, doch auch weiterhin ist am Late-Night-Himmel weit und breit niemand zu sehen, der auch nur ansatzweise an ihn herankommt. Seine Form hängt allerdings nicht zuletzt davon ab, wer ihm als Stichwortgeber gegenübersitzt. Jan Böhmermann machte das zuletzt in Perfektion, hat sich inzwischen aber leider aus Schmidts Team verabschiedet.
Dafür machte Mirjam Weichselbraun in den zurückliegenden Wochen mehrfach einen guten Job an Schmidts Katzentisch. Mit ihrem österreichischen Charme und dem Willen, alles mitzumachen, hat sie sich für deutlich mehr Einsatzzeit empfohlen. Im Gegensatz zu Judith Richter, die in Sketchcomedys zwar eine gute Figur macht, nicht aber in der Rolle des reaktionsschnellen Sidekicks am späten Abend. Umso schöner, dass mit Nathalie Licard nach wie vor ein langjähriges Show-Gesicht an Bord ist. Witzig, wie sie im Gespräch mit Schmidt die Unterschiede zwischen dem deutschen und französischen Präsidentenpaar erklärte. Und kurios, wie sie die Proben der Kölner Oper in der Nachbarschaft aufmischte. Gerne mehr davon.
Generell stehen Schmidt inzwischen allerdings fast schon zu viele Sidekicks zur Verfügung. Womöglich sollte er deren Zahl schon alleine deshalb etwas reduzieren, um sich mit den wirklich guten noch besser einspielen zu können. Viel Zeit für ausschweifende Gespräche gibt es ja ohnehin nicht mehr: Schmidts Stichwortgeber kommen meist spät und gehen dafür umso schneller. Die Zeit ist vermutlich auch weiterhin das größte Problem: Nur noch 35 Minuten stehen Schmidt für Stand-Up, Aktionen, Sidekick-Gespräck und Talkgast zur Verfügung. Das ist schlichtweg viel zu wenig. Wenn dann auch noch ein Musiker auftritt, bleibt fast keine Zeit mehr für breit angelegte Handlungen. Hier sollten sich Schmidt und Sky vielleicht noch einmal zusammentun.
Bleibt nur die Frage, wie Harald Schmidt auf Dauer mit den Quoten umgeht. Dass seine Late-Night-Show inzwischen nur noch einen Bruchteil ihrer früheren Zuschauerzahlen erreicht, schien den Entertainer bisher nicht zu stören. Nach außen gab er sich stets gelassen, auch vor wenigen Tagen bei einem launigen Auftritt auf den Medientagen München. Auch seine Gäste zeigen sich bislang noch unbeeindruckt. Ob Jürgen Vogel, Kai Pflaume oder Roger Willemsen - sie alle treten auch vor kleinem Publikum auf. Selbst dann noch, wenn Schmidt die eine oder andere Spitze fallen lässt. Wie etwa kürzlich im Gespräch mit "Morgenmagazin"-Moderatorin Dunja Hayali, der er unterstellte, ihren Kollegen Wulf Schmiese auszubilden. Die große Klappe hat Schmidt also nicht verloren. Sky wird's freuen. Und seine Fans auch. Zumindest die, die bereit sind, für ihn zu zahlen.