Das war sie nun also, Thomas Gottschalks erste Woche als Moderator einer Vorabend-Show im Ersten. Und man liegt sicherlich nicht falsch damit, wenn man sagt, dass es eine Woche der gemischten Gefühle für den Mann gewesen sein muss, der mehr als zwei Jahrzehnte lang ein Millionenpublikum mit dem größten Gemischwarenladen unterhielt, den das ZDF zu bieten hatte. Nun also Gemischtwaren am Vorabend im Ersten - ohne Wetten, ohne Studiopublikum. Und mit deutlich weniger Zuschauern vor dem Fernseher. Nicht mal mehr zwei Millionen sahen am Donnerstag zu.
Einen deutlichen Quotenrückgang hat man erwartet, doch insgeheim wird sich das Team um Gottschalk nach der ersten Woche mehr erhofft haben als die 1,8 Millionen Zuschauer, die am Donnerstag noch übrig blieben und der Dinge harrten, die da kommen. Dass das Potenzial für eine Show wie "Gottschalk Live" grundsätzlich vorhanden ist, hat der Montag gezeigt, als über vier Millionen mehr oder weniger neugierige Zuschauer eingeschaltet hatten. Der Start verlief jedoch zumindest mit Blick auf die unglücklich platzierten Werbeblöcke alles anderes als gut - als das Problem am Tag danach korrigiert wurde, hatte man allerdings schon fast zwei Millionen Zuschauer wieder verloren.
Überraschender als der Zuschauerrückgang ist jedoch eine ganz andere Tatsache: "Gottschalk Live" gleicht auch inhaltlich einer wahren Wundertüte: Auf eine solide, aber unspektakuläre Premiere folgte eine launige zweite Ausgabe, in der Gottschalk gleich zu Beginn das Werbe-Problem offensiv thematisierte und die erste Sendung augenzwinkernd als "technische Probe" bezeichnete. "Sie werden sich die Werbung noch wünschen", drohte Gottschalk und stieg ein in ein unterhaltsames, aber letztlich doch etwas kurzes Gespräch mit Schauspieler Armin Rohde, der als Gastgeschenk zwei Flaschen Wein mitbrachte. Zum trinken kam er nicht - das überließ er Gottschalk und dem wenig später geladenen Franz Beckenbauer, der bekanntlich für jeden Spaß zu haben ist.
Die positive Überraschung des Dienstags: Nur wenige Stunden nach Bekanntwerden der Oscar-Nominierung des Films "Pina" war Regisseur Wim Wenders live zugeschaltet. Ergiebig fielen die Erkenntnisse des Gesprächs zwar nicht aus, doch zumindest den eigenen Anspruch der Aktualität konnte Gottschalk damit wahren. Wie man es künftig besser nicht mehr machen sollte, stellte dagegen die Mittwochs-Sendung eindrucksvoll unter Beweis. Mit den jungen Schauspielern aus "5 Freunde" versuchte Thomas Gottschalk gleich zu Beginn abermals die Trennung von Heidi Klum und Seal zu thematisieren - sonderlich viel hatten die Kids dazu aber erwartungsgemäß nicht zu sagen.
Der Ansatz, mit Gästen über den Tag zu sprechen, ist gewiss der richtige. Und doch waren die Kinder dafür sicherlich nicht die richten. Das spätere Gespräch mit den Opern-Stars Anna Netrebko und Erwin Schrott brachte indes ebenfalls wenig Erhellendes, dafür aber viel Langeweile. Vielmehr fühlte man sich an die oft vorhersehbaren Couch-Gespräche bei "Wetten, dass..?" erinnert. Nur: Wo zum Teufel blieben die Wetten? Die Zuschauer blieben jedenfalls zunehmend fern, denn auch am Mittwoch war das Interesse des Publikums weiter rückläufig - sehr zu Gottschalks Leidweisen, wie er am Donnerstag nach der Sendung im Chat zugab.