Dumm nur, dass nach einer knappen Viertelstunde überhaupt keine Zeit mehr zum Atmen blieb. Denn da war es plötzlich: Das Problem der "Todeszone". Plötzlich folgten im Minutentakt Werbeblöcke - mal ein Splitscreen, mal ein Spot, ein anderes Mal ein Werbeblock vor dem in die Sendung integrierten Wetter mit Karsten Schwanke. Spätestens hier darf man fragen: Interessiert sich ein Zuschauer, der Thomas Gottschalk sehen möchte, tatsächlich in dem Moment dafür, ob es morgen regnet oder die Sonne scheint? Wohl eher nicht. Recht ungünstig fiel auch Michael "Bully" Herbigs Besuch bei Gottschalk aus. In weiten Teilen des Gesprächs stand dessen neuer Film im Zentrum - man fühlte sich hier fast an alte "Wetten, dass..?"-Zeiten erinnert, glücklicherweise das einzige Mal während der Sendung.
Und wenn es gerade mal nicht um den Film ging und Bully einen Witz erzählen wollte, war ärgerlicherweise schon wieder Werbung angesagt. Die Platzierung der Werbeblöcke kann man Gottschalk gewiss nicht zum Vorwurf machen, wohl aber der ARD. Hierin besteht ohne Frage das größte Ärgernis, denn nach den durchaus guten ersten 15 Minuten wurde "Gottschalk Live" schlicht fast unguckbar. Besonders ärgerlich: Selbst für die Abmoderation blieb kaum Zeit, weil die letzten zehn Minuten vor der "Tagesschau" mit dem Börsenbericht und erneuter Werbung zugepflastert werden mussten. Daher ein gut gemeinter Rat: Fangt fünf Minuten früher an oder lasst zumindest Wetter und Börse weg. Wenn man möchte, dass die Zuschauer Thomas Gottschalk zuhören, muss man ihm zumindest die Gelegenheit geben, das Wort zu ergreifen.
Auch an der versprochenen Interaktivität während der Sendung kann noch gearbeitet werden. Immerhin: Nach der Show stand Gottschalk den Zuschauern im Chat fleißig Rede und Antwort, gab zu, sich in das im Vergleich zu "Wetten, dass..?" doch recht enge Zeitkorsett "noch reinwurschteln" zu wollen und erklärte, sich den ganzen Tag vorbereitet zu haben. Gottschalks augenzwinkender Kommentar hierzu: "So geht das nicht weiter." In der Sendung selbst scherzte er bereits: "Wir haben mehr Klicks als Zuschauer." Und er versprach, um jeden einzelnen von ihnen kämpfen zu wollen. Deutlich gelungener als die Interaktivität während der Show da schon das Studio. "Habt ihr Bodenheizung?", wollte Bully schließlich von Gottschalk wissen, woraufhin der Moderator verneinte: "Das wäre ein Gebührenskandal."
Wie wenig Zeit für kleine Plaudereien blieb, wurde dann in den letzten Sekunden zwischen Werbung und Abspann deutlich: "So Bully, jetzt zügig", sagte Gottschalk - und nannte hierbei das Problem der Show beim Namen. Es muss zügig gehen. Zu zügig. Ein Studio-Publikum fehlte jedenfalls nicht. Zeit zum Klatschen war angesichts der unsäglichen Werbeunterbrechungen ohnehin nicht vorhanden. Was also bleibt von Gottschalks Vorabend-Premiere hängen? Die Sendung hat gewiss viel Potenzial - das wurde in den ersten 15 Minuten deutlich. Thomas Gottschalk hat das Zeug dazu, der Nation zu erklären, was los ist mit den Klums und Seals dieser Welt. Wer, wenn nicht er, wäre für ein solches Format besser geeignet?
Man sollte ihm und seinem Team also die Zeit geben, "Gottschalk Live" zu entwickeln und die Zuschauer damit zu überraschen. Am ehesten würde das für den Anfang mit mehr Zeit und weniger Unterbrechungen gelingen. Schade, dass bei der ARD darauf im Vorfeld offenbar niemand gekommen zu sein scheint. Einen Gefallen hat man sich und vor allem Thomas Gottschalk damit jedenfalls nicht getan. Die gute Nachricht: "Gottschalk Live" sendet täglich. Und so gibt es auch täglich die Möglichkeit, an der Show zu arbeiten. Das stimmt optimistisch und sollte Grund genug sein, auch weiterhin einzuschalten. Erst recht, weil Gottschalk versprach, in seiner Sendung nicht kochen zu wollen. Wir werden es überprüfen.