Dass natürlich nicht ganz auf die eine oder andere Geschichte aus dem Leben der Kandidaten verzichtet wird, kann man verzeihen - die für "Supertalent" & Co. fast schon obligatorischen Grab-Besuche gab es jedenfalls am Donnerstag nicht. Dafür aber einige offensichtlich gestellte Einladungen zu den Blind Auditions, die man sich gut hätte sparen können, und gleich mehrere Auftritte von Kandidaten, die sich teilweise schon seit Jahren im Musikgeschäft bewegen. Von der Musical-Darstellerin über den früheren Quizshow-Moderator bis hin zum Kandidaten, der bereits vier Plattenverträge hatte, war die Spanne groß. Man darf da wohl fragen, warum ein Kandidat es diesmal schaffen soll, wenn er doch schon mehrfach gescheitert war.

Überraschend angenehm fällt die Jury aus: Wer dachte, Xavier Naidoo sei in der Runde ähnlich leise wie in seinen Songs, der sieht sich getäuscht. Mit Reamonn-Frontmann Rea Garvey lieferte er sich zum Auftakt den einen oder anderen  Schlagabtausch und zögerte auch nicht, mal klare Worte zu finden. "Du liegst oft daneben", mäkelte er einmal und fügte hinzu: "Das darf auf diesem Niveau nicht passieren." Ein anderer Kandidat traf dagegen nicht den Geschmack von Nena. Nur deren Argument wirkte angesichts des betont von "DSDS" unterscheidenden Konzepts leicht kurios: "Ich hätte dich sehen müssen."

Grundsätzlich dürfte es allerdings keinen allzu großen Unterschied gemacht haben, ob die Kandidaten nun zu sehen waren oder nicht - und das ist das schon erwähnte "Aber". Unter den Sängern war niemand, der optisch so besonders aus der Reihe gefallen wäre, dass man ihn eventuell anders beurteilt hätte, wenn man ihn hätte sehen können. Jetzt gilt es aber abzuwarten, wie sich  "The Voice of Germany" nach der Startphase mit den Blind Auditions entwickeln wird und ob es gelingen kann, gleich zwei Sender damit zu pushen.

Dann wird es spannend werden zu sehen, wie sich "The Voice of Germany" im Gespräch halten wird. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass gute Stimmen alleine zwar aller Ehren wert sind aber noch keinen Quoten-Hit ausmachen. ProSieben und Sat.1 dürfen allerdings gerne das Gegenteil beweisen.