Die Ausreden, Entschuldigungen und Beteuerungen von n-tv und N24 kennt man. Zu oft gab es schon solche Situationen, so ein Versagen. Besonders der dann gern angeführte Verweis auf Informationen via Laufband und Website hat Humor, ist er doch die Bankrott-Erklärung des Nachrichtenfernsehens. Dass das Genre jedoch lebt, zeigte in der Nacht eben Al-Jazeera aber in weniger ausführlicher Form auch die anderen internationalen, englischsprachigen Nachrichtensender. Da könne man nicht mithalten, so die seit Jahren offen und ehrliche Reaktion sowohl von N24-Geschäftsführer Torsten Rossmann wie n-tv-Geschäftsführer Hans Demmel. Dazu sei der deutsche Markt zu klein.
Natürlich muss sich privat finanziertes Nachrichtenfernsehen rechnen. Wenn man aber vor diesem Hintergrund eigenen journalistischen Ansprüchen wiederholt nicht gerecht werden kann, darf man nach dem Sinn fragen. Ein Produkt, das inhaltlich nicht überzeugt und nicht wirtschaftlich genug ist, um mehr Geld ins Programm zu stecken, steckt in einer Sackgasse fest. Da sind weder Rossmann und Demmel zu beneiden. Sie sind, wie ihre Mitarbeiter, gefangen zwischen dem, was sie wollen und dem, was sie können. Sie wissen, dass sie sich in solchen Nächten wie diesen nur blamieren können. Und ändern wird sich auch diesmal nichts: Solange n-tv und N24 ein bisschen Geld abwerfen, hat sich ihr Zweck erfüllt.
Welche Zynik, dass Phoenix als öffentlich-rechtlicher Ereigniskanal in der Nacht zwar eine mehrstündige Sendung mit dem passenden Titel "Historische Ereignisse" zeigte - die sich jedoch mit dem Mauerbau in Berlin 1961 beschäftigte. Es ist nur bedingt die Schuld der Kollegen dort. Phoenix ist kein Nachrichtensender, weil die Privatsender seit Jahren Sturm laufen gegen jeden Gedanken eines öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender. Den gibt es inzwischen zwar zeitweise - eingeführt durch die Hintertür beim Digitalkanal EinsExtra der ARD. Doch das Live-Programm dort gibt es nur tagsüber und mit Handbremse. Nächte wie diese aber zeigen, dass Deutschland einen öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender braucht. Weil wir sonst gar keinen haben, wenn es darauf ankommt.