Als DWDL.de am Mittwochabend über das neue RTL II-Format "Tatort Internet - Schützt endlich unsere Kinder" berichtete, war das Online-Echo innerhalb weniger Stunden riesig und der Tenor eindeutig: Die Erwartungshaltung an eine solche Sendung von RTL II war katastrophal. Und Stephanie zu Guttenberg als Patin und Co-Moderatorin des Formats sorgte darüber hinaus für massiven Unmut, weil ihr Verein "Innocence in Danger" in Sachen Internet-Sicherheit und Schutz vor Kinderpornografie den fragwürdigen Kurs von Ursula "Zensursula" von der Leyen unterstützte. Ohne also das eine Minute des Formats gelaufen wäre, war "Tatort Internet" vorverurteilt.
Am Donnerstagabend dann die vorgezogene TV-Premiere bei RTL II. Zur persönlichen Kritik an Frau zu Guttenberg kam dann bei Twitter - einem interessanten wenn auch nicht repräsentativen Live-Barometer für die Meinungen der Zuschauer - scharfe Kritik an der Machart der Sendung sowie gegenüber der Sendung wertfreie schockierte Äußerungen angesichts der Thematik. Sehr oft hieß es aber einfach: "Typisch RTL II". Haupt-Ansatzpunkt der Kritik sind die dramaturgisch, auf die Zielgruppe des Senders abgestimmt aufbereiteten Fälle. Schneller Schnitt, dramatische Musik. Ist aber allein das verwerfllich?
Bei der Pressekonferenz in Berlin, bei der der Sender sowie die am Format Beteiligten das Projekt am Donnerstagmittag vorstellten, betonte insbesondere die Produzentin Danuta Harrich-Zandberg auf Nachfrage ob diese Inszenierung notwendig sei, dass dieses Format für Diskussionen sorgen werde, während schon so viele andere Dokumentationen gar nicht wahrgenommen wurden. Auch Stephanie zu Guttenberg spielt da mit offenen Karten: So wie bei ihrer oft gescholtenen, regelmäßigen Zusammenarbeit mit der "Bild" gehe es ihr einfach um die größtmögliche Reichweite, um auf das Thema Kindesmissbrauch hinzuweisen.
Heiligt der Zweck also alle Mittel? Ist eine dramaturgische Aufbereitung des Themas angemessen oder verwerflich? Die politisch korrekte und bequeme Antwort wäre: Das gehört sich nicht. Das muss biederer, ruhiger und sachlicher sein. Und natürlich wäre das wünschenswert. Wahr ist aber leider auch: Arte ist nicht Deutschlands meistgesehener Fernsehsender. In Umfragen oder bei der Forderung nach qualitativ hochwertigem Fernsehen ist einzelnen Personen keine Verlogenheit vorzuwerfen, wenn sie Qualität fordern und Arte scheinbar das Maß der Dinge ist, nur in der Masse kann da etwas nicht stimmen.