Rachs RestaurantschuleWieso sieht Staudensellerie aus wie Fenchel? Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen sauer und bitter? Fragen über Fragen - und dennoch wollen zwölf Menschen mit kaum bis überhaupt keiner Kocherfahrung gemeinsam mit Christian Rach ein Restaurant eröffnen.

Keine einfache Aufgabe für den Sternekoch, aus Ex-Häftling und Teddybär-Sammlerin ein geeignetes Team zusammenzustellen. In "Rachs Restaurantschule" versucht er es dennoch. Doch es geht um mehr als die bloße Unterscheidung von Lebensmitteln und Gerüchen; wer Erfolg haben möchte im Job, muss auch wissen, wie man ein Unternehmen aufbaut. Und bereit dazu sein zu putzen.



Denn die ehemalige "Weinhexe" im Hamburger Chilehaus bedarf tatkräftiger Arbeit, ehe sie als neue Wirkungsstätte von Rachs Schützlingen dienen kann. So mancher von ihnen hat sich das sicherlich ein wenig anders vorgestellt. Allzu viel war davon zwar in der ersten Folge der neuen RTL-Dokusoap noch nicht zu sehen, dafür im Gegenzug allerdings so manches aus dem Leben der überwiegend jungen Kandidaten. Da wäre die 18-Jährige, die sich sowohl um ihren zweijährigen Sohn kümmert als auch um ihre künstlichen Fingernägel.

Oder Jasmina, die gleich am ersten Tag fünf Stunden zu spät kommt und mit ihrem Verhalten verständlicherweise für wenig Begeisterung bei Christian Rach sorgt. Stirnrunzeln statt Freudensprünge - so sah man den 53-Jährigen auch schon in seiner Rolle als "Rach, der Restauranttester", die dem Sternekoch erst vor wenigen Monaten die Goldene Kamera einbrachte. In seiner "Restaurantschule" ist er allerdings gefragter denn je, schließlich ist sein Ziel äußerst ehrgeizig: Bis zur Eröffnung des neuen Restaurants bleiben nämlich nur zwei Monate.

Dass es trotz Zeitmangels durchaus menschlich zugeht, ist verständlich - einerseits, weil die Doku bei RTL läuft und andererseits, weil Rach ganz genau weiß, wie er zu handeln hat. Er trifft den Ton; sagt, was zu tun ist. Für die meisten der zwölf Teilnehmer zwischen 17 und 44 dürfte das ein ganzes neues Gefühl sein. Und dennoch hören sie ihm zu. Sie wissen, dass Rach authentisch ist - und auch, dass die ihnen gegebene Chance einmalig ist. Klar: Die Kandidaten wurden sicherlich auch deshalb ausgewählt, weil ihre Lebensgeschichten spannend sind. Damit verbunden ist allerdings obendrein ein durchaus ernst gemeinter Appell, den Rach an die Gesellschaft richtet.

Nicht die Lebensgeschichte alleine ist wichtig für einen Job - es sind vor allem Engagement und Leidenschaft, auf die es ankommt. Plötzlich wird es unwichtig, dass einer der Kandidaten drei Jahre wegen Betrugs im Gefängnis saß: In der Eingangsprüfungs war er der Beste. Abitur ist plötzlich nicht mehr wichtig, wenn der abgebrochene Hauptschüler das Rührei mit viel mehr Ehrgeiz zubereitet. Es ist ein spannendes Experiment, auf das sich RTL und Christian Rach eingelassen haben, doch voyeuristisch und verletztend ist es nie. Man könnte auch sagen: "Rachs Restaurantschule" ist gutes Fernsehen. Und eine Schule für's Leben.