Anfangs wurde er kritisert, weil er permanent von seinen Moderationskarten ablesen musste. Und jetzt? Nun, meistens wegen seiner flotten Sprüche und überdrehten Kommentare. "Ich musste auch erst lernen, mich auf das Format einzulassen", erklärt Schreyl seine Wandlung. Und mit Blick auf so manche Schlaftablette im deutschen Fernsehen ist das zu begrüßen. Die Bühne von "Deutschland sucht den Superstar" ist enorm groß - tatsächlich und bildlich gesprochen. Entweder man lässt sich von ihr einschüchtern oder man erobert sie. Das hat Schreyl inzwischen getan.
Ein Jauch etwa wäre völlig verloren. Ein Pflaume auch, wie dieser erst bei der auch noch reichlich peinlich geratenen Sat.1-Show "Yes we can dance" feststellen musste. Beide sind eben keine Rampensau. Es ist so eine Sache mit den Kritiken und Kritikern: Wie kann man sich beklagen, dass TV-Deutschland im Sumpf der braven Schiegermütter-Lieblinge versinkt, wenn man die, die gegen den Strom schwimmen, dafür kritisiert? Auch wenn zwischen ihm und einem Matthias Opdenhövel noch Welten liegen: Die beiden sind gekommen um zu bleiben. Anders etwa als ein Oliver Geissen, der bei RTL inzwischen nur noch die Reste wegmoderieren darf.
Persönlich kann man über Schreyl natürlich denken was man will. Aber aufregen sollte man sich bei "Deutschland sucht den Superstar" über andere Dinge. Etwa über die Frage, wie RTL bei den Castings mit den Kandidaten und dem Wettbewerb umgeht, wenn nachträglich Szenen umgeschnitten werden. Doch darüber will sich so recht niemand empören. Nur die Fachpresse und einige Aufsichtsgremien. Aber die Zuschauer? Nein, die lachen sich kaputt. Die Castings von "Deutschland sucht den Superstar" sind zu komisch als dass man sich mit der Frage nach Moral und Verantwortung beschäftigt.
Nein, da muss schon etwas Einfacheres her, was sich kritisieren lässt. Denn auch wenn jeder "DSDS" schaut - gut findet es offiziell niemand. Stichwort: Wenn das die Nachbarn wüssten! Die Amerikaner sprechen lockerer von Guilty Pleasure und schämen sich nicht dafür. Doch das geht in Deutschland nicht. Du bist, was du schaust. Und wehe jemand erfährt, dass Du "DSDS" schaust. Dann muss man sich distanzieren. Und die Kritik an Marco Schreyl - oder jedem, der die Sendung moderieren würde - erscheint da immer ein bisschen wie der kleinste gemeinsame Nenner.
Deshalb und nicht aus Arroganz kann Marco Schreyl inzwischen manche Kritik leichter nehmen als früher bei seiner unsicheren Kartenableserei. Das hat sich geändert. Für Kritiker schwer zu ertragen, aber wahr: Er ist inzwischen nach Zuschauern die Nummer 2 der Samstagabend-Moderatoren in Deutschland hinter Thomas Gottschalk. Wer daraufhin kritisiert, dass Schreyl ohne "DSDS" ein Niemand wäre, dem sei die Gegenfrage gestellt: Was wäre Thomas Gottschalk ohne "Wetten, dass..?"?