Angela Merkel und Frank-Walter SteinmeierZiemlich schnell war am Sonntagabend klar, wer künftig regieren würde. Nach nicht einmal einer Stunde, schon vor 19 Uhr, sahen Hochrechnungen aller Institute eine Mehrheit für Schwarz-Gelb - auch ohne die fragwürdigen Überhangmandate, die es bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr geben wird. Für die berichterstattenden Fernsehsender nicht gerade das, was einen ergiebigen Wahlabend mit viel Spannung ausmacht. Spätestens als gegen 19.30 Uhr auch alle Spitzenkandidaten vor ihre Anhänger getreten sind und das Wahlergebnis kommentierten, war die Luft raus. RTL verabschiedete sich zu diesem Zeitpunkt deshalb verständlicherweise von der Wahlberichterstattung. Unverständlich hingegen, dass auch der eigene Nachrichtensender n-tv ab 20 Uhr lieber auf die Dokumentation "Mythos Apokalypse" setzte, was zwar wie eine Doku zur historischen Wahlschlappe der SPD klang; es aber nicht war.
 

 
Konkurrent N24 konnte dafür überraschend punkten. Dort sendete man durchgehend Wahlberichterstattung mit recht hochkarätiger Besetzung. Mit dabei waren etwa Sabine Christiansen, Stefan Aust, Hajo Schumacher, Michel Friedman und Hans-Hermann Tiedje. Aus der Not machte man dort eine Tugend: Weil die Spitzenpolitiker eben doch immer noch klar ARD und ZDF den Vorzug geben, hat man bei N24 die clevere Nische gesucht und gefunden: Starke Meinungen und Einschätzungen statt der manchmal hoffnungslosen Jagd nach Statements der Spitzenpolitiker, für die das Privatfernsehen abseits der "TV Total Bundestagswahl" kaum eine Rolle spielt.

Für Verwirrung sorgte am Sonntagabend Sat.1. Der Sender hatte sich mit einem eigenen Polittalk mit Sabine Christiansen und Stefan Aust in den vergangenen Wochen angestrengt, um Relevanz und Informationsanspruch zu beweisen. Die Einschaltquoten der Polittalks waren jedoch katastrophal und so hat man offenbar auch am Wahlabend bei Sat.1 die Reichweite förmlich in den Keller sinken sehen. Die Konsequenz: Notbremse ziehen und eher aus der Berichterstattung aussteigen als in den Programmzeitschriften und auf der eigenen Website angegeben: Statt bis 20 Uhr auf Sendung zu bleiben, gab es kurz nach 19 Uhr die "24 Stunden Reportage - Jagdrevier Autobahn". Bei Sat.1 heißt es, man habe schon im Vorfeld beschlossen je nach Wahlausgang möglicherweise eher auszusteigen aus der Berichterstattung.