SPDEs ist die Schlussfolgerung der SPD-Medienkommission, die fragwürdig klingt. Wörtlich heißt es in dem Antrag: "Die Auflagen und Reichweiten der regionalen Tageszeitungen sinken kontinuierlich - und im Ergebnis - dramatisch. Vor allem Jüngere verzichten immer häufiger auf die Nutzung der Tageszeitung. Dies bestätigt die aktuelle JIM-Studie 2008. Auf die Frage, auf welches Medium Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren am wenigsten verzichten können, hat das Internet das Fernsehen mit 29 Prozent zu 16 Prozent deutlich hinter sich gelassen. Das Schlusslicht bilden die Tageszeitungen. Lediglich drei Prozent der Jugendlichen  erklären die Tageszeitung zum Favoriten. Im Jahr 2000 waren es immerhin noch 9 Prozent - und das Fernsehen war in jenem Jahr mit 34 Prozent einsamer Spitzenreiter. Wie lässt sich dieser Trend stoppen, wenn er sich schon nicht umkehren lässt? Ein Patentrezept gibt es nicht. Aber deshalb sollte nicht auf alle Therapiemöglichkeiten verzichtet werden."

Unglücklicher kann man sich insbesondere wenige Tage vor der Bundestagswahl nicht ausdrücken. Die Medienkommission der Sozialdemokraten will die zunehmende Internetnutzung der jungen Menschen stoppen und spricht dabei von "Therapiemöglichkeiten" als wäre die Verlagerung von Print-Medien zu Online-Medien eine krankhafte Entwicklung. Da verwundert es auch nicht, dass sich im weiteren Text des Antrages alle Rettungsvorschläge für den Qualitätsjournalismus allein auf Print-Journalismus beziehen.
 

 
Foto: Jürgen Rüttgers / CDUWährend die Online-Branche sich beispielsweise auf der gerade in Köln stattfindenden Fachmesse Dmexco intensiv und heftig mit sich selbst auseinandersetzt, hört man aus der Verlagswelt unisono ein Klagen und Fordern. Hier und da stößt das bei der Politik ganz offenbar auf Gehör. Der blinde Aktionismus zur Rettung von Verlagen, die sich zu lange zu sicher fühlten und jetzt die Schuld und Rettung nur bei Anderen suchen, grassiert aber nicht nur bei der SPD. Beim medienforum.nrw in Köln im Juni setzte sich auch CDU-Mann Jürgen Rüttgers (Foto),  Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, für eine Unterstützung der Verlage ein und schlug ähnlich wie jetzt auch die SPD vergünstigte Zeitungsabonnements für Schüler vor.

Seit seiner Rede im Juni wurde es um diese Idee allerdings schnell wieder still. Dabei wären die Ansätze zur Rettung des Qualitätsjournalismus ja ehrenhaft, wenn damit nicht eigentlich etwas anderes, nämlich nur der Print-Journalismus, gemeint wäre. Von unbestrittener Bedeutung ist, dass auch künftig zuverlässiger und qualitativ aufbereiteter Journalismus zu den Menschen transportiert werden muss. Ob jetzt aber via Pferdekutsche oder Automobil - das entscheidet der Lauf der Zeit und nicht die Pferdenarren in der Politik, welcher Partei auch immer sie angehören.