SprengsatzDie nominierte “Wahlarena” hat beim Fernsehpreis, so nett sie gemeint war, nichts zu suchen: Sie war eine liebevolle Selbstdarstellungsarena für Merkel und Steinmeier. Der Erkenntnisgewinn war gering bis Null. Über das “ZDF-Wahlforum” kann man sicher reden. Es war auch deshalb so lebendig, weil die zwei Hauptverdächtigen fehlten. Der “RTL-Wahlbus” ist wohl in erster Linie wegen des Proporzes nachnominiert worden.

Die beiden besten Sendungen wurde leider nicht nachnominiert: die Dreierrunde der ARD mit Guido Westerwelle, Jürgen Trittin und Oskar Lafontaine und die Talkshow von Anne Will am vergangenen Sonntag. Sie waren eindeutig die informativsten Sendungen. Die Dreierrunde war deshalb so gut, weil am Tag nach dem TV-Duell endlich einmal die Unterscheidbarkeit von Parteien deutlich wurde, weil die drei Politiker ungewöhnlich gut aufgelegt waren. Und auch deshalb, weil sich die Moderatoren Sigfried Gottlieb und Jörg Schönenborn zurücknahmen und die Diskussion mit den richtigen Fragen klug laufen ließen. Sie hätte auf jeden Fall nominiert gehört.

Die zweite Sendung, die sich im TV-Wahlkampf gelohnt hat, war tatsächlich eine von Anne Will (mancher wird überrascht sein).  Das lag aber weniger an Frau Will, als vielmehr an Peer Steinbrück und Karl-Theodor zu Guttenberg. Deren sachliche, faire, dennoch aber ungewöhnlich spannende Auseinandersetzung lieferte bisher den einzigen - wenn auch kleinen - Blick auf die ziemlich schreckliche Wahrheit nach der Wahl. Es fielen immerhin die Worte “Stürme drohen”, “hartes Jahr” und “Verzicht”. Der Finanzminister gab zu, dass es nach der Wahl “garantiert Veränderungen auf der Einnahmen- und Ausgabenseite” geben werde. Und der Wirtschaftsminister räumte ein, dass sich die Deutschen von “liebgewonnenen Gewohnheiten” verabschieden müssen. Auch hier zeigte sich: die besten TV-Diskussionen sind diejenigen, bei denen der Moderator möglichst wenig sagt.

Falls Angela Merkel die Sendung gesehen hat, wird ihr das Blut gestockt haben. Bei Peer Steinbrück ist die SPD ja Kummer und der Wähler Wahrheit gewohnt. Die beiden scheuten zwar die ganze Wahrheit, es war im Wahlkampf aber das einzige Mal, dass Vertreter von CDU/CSU und SPD bereit waren, die Zumutungen wenigstens ansatzweise zu thematisieren, die nach der Wahl auf die die Bürger zukommen. Das war in diesem Wahlkampf mehr, als alle anderen Sendungen boten. Das war preiswürdig.

Diesen und weitere Kommentare von Michael H. Spreng finden Sie auf seinem Blog www.sprengsatz.de - Dem Politblog aus Berlin.