Foto: ZDFDenn ob Kerner oder Pilawa: Sie wurden von ihren DailyTalks aus gleich von den Öffentlich-Rechtlichen verpflichtet. Die tägliche Talkshow als Trainingscamp? So in etwa. Denn an dem Mangel der Programmplätze für neue Nachwuchstalente krankt das deutsche Fernsehen seit einiger Zeit. Dokusoaps, zumindest in der Daytime, brauchen keinen Moderator. Und das deutsche Musikfernsehen ist auch längst nicht mehr so ergiebig wie früher, weil auch dort die moderierten Formate zusammengekürzt wurden.

Aus der Not heraus rekrutieren die privaten und öffentlich-rechtlichen Sender deshalb seit einiger Zeit ihre möglichen neuen Moderationstalente aus dem Comedy-Sektor. Ganz nach dem simplen Gedankengang: Wer das Stadttheater Wermelskirchen zum Kochen bringt, kann auch ganz Deutschland unterhalten. Das klappt mal mehr, mal weniger gut und wird inzwischen leider völlig überstrapaziert. Kaum eine Show, die nicht irgendwie auch lustig sein soll oder muss - allein weil der Moderator nichts anderes kann.
 

 
Wenn jetzt also RTL am Nachmittag erneut die Chance verpasst, mit Innovationen die Marktführerschaft auf diesen Timeslots zu gewinnen und stattdessen nur mit geskripteten Dokusoaps dem anhaltenden Sat.1-Erfolg hinterrennt, dann ist das doppelt tragisch: Einmal für die aktuelle Programmvielfalt. Aber auch für die Zukunft. Weil wir dann weiterhin umfunktionierte Comedians oder die immer gleichen Gesichter vor der Kamera erleben werden. Wo soll auch der Nachwuchs, wo sollen neue Gesichter sich auch etablieren - ohne die entsprechenden Spielflächen?

Foto: VOXVielleicht ja demnächst bei VOX. Geschäftsführer Frank Hoffmann beweist angesichts seiner schlechten Einschaltquoten am Nachmittag den Mut, der seiner Kollegin Schäferkordt angesichts höherer zu erzielender Marktanteile fehlt: Er setzt auf ein beinahe totgelaubtes Genre. Die tägliche Talkshow. Doch es wird kein klassischer DailyTalk wie in den 90er Jahren, sondern eine Adaption des britischen Formats "Loose Women" von ITV. Die deutsche Fassung wird künftig tagesaktuell von Granada produziert: Vier Moderatorinnen sprechen in der Sendung miteinander, mit dem Studiopublikum und einem prominenten Gast über die Themen des Tages und all das, was sie immer schon einmal besprechen wollten.

Und auch wenn bis auf einen kurzen Trailer aus einem vorläufigen Studio bislang noch nicht viel von dem Format gesehen hat: Es ist neu und eine wirkliche Alternative. Neben einer etablierten Moderatorin wie Bettina Böttinger soll ein ganzer Pool an eher unbekannteren TV-Damen zum Einsatz kommen. Sollte die Sendung im Nachmittagsprogramm von VOX Erfolg haben, dann wäre das ein Lichtblick: Für etwas mehr Abwechslung und eine neue Ära der "Nachwuchstalente" im deutschen Fernsehen.