"Eine für alle" lautet ab Montag das Motto auf dem Problemsendeplatz am Vorabend im Ersten. Es ist nicht nur der Titel der Sendung, sondern auch auch so etwas wie der Schlachtruf, mit dem die ARD in den Kampf um die Quoten und das junge Publikum zieht. Statt eines halbherzigen Versuchs setzt man nach mehreren Misserfolgen nun auf Langfristigkeit und wohl auch auf den Faktor Gewohnheit. Gleich 200 Folgen wurden von der neuen Soap bestellt, in der die Belegschaft - allen voran Schweißerin Lilly - ihren von der Schließung bedrohten Betrieb retten wollen.
Viel wurde am Vorabend experimentiert. Auf dem Sendeplatz nach "Verbotene Liebe" und "Marienhof" wollte allerdings nichts so richtig in die Gänge kommen. "Türkisch für Anfänger" wurde von der Kritik mit Lob überschüttet und mit Preisen beworfen, doch beim Publikum konnte die Serie auch in ihrer Dritten Staffel nicht landen. Zu schnell waren die wenigen Folgen bei einer nahezu täglichen Ausstrahlung versendet.
Im vergangenen Jahr versuchte man es dann zudem mit Doku-Inhalten: Ein Publikumsliebling aus dem Privatfernsehen und eine fragwürdige Kuppelshow sollten den Vorabend retten. Dafür hagelte es Kritik - auch aus den eigenen Reihen. Die inhaltliche Qualität der Sendungen "Bruce" und "Ich weiß, wer gut für Dich ist" brachte der damalige Programmdirektor Günter Struve vor genau einem Jahr auf den Punkt: "Tralala, bei dem wir amateurhaft daherkommen", nannte er die unbeholfenen Versuche.
Nun also wieder Fiktion, deren Produktionsqualität mit Blick auf das Budget rein optisch mit dem öffentlich-rechtlichen Vorabends-Niveau mithalten kann. Hier wackeln keine Wände, wenn eine Tür zugeschlagen wird. Die ARD setzt alles auf eine Karte. Während der warmen Monate bricht man sogar das Sendeschema für "Eine für alle" auf. Das Großstadtrevier" nimmt montags eine Auszeit, die neue Serie wird zunächst an fünf Tagen die Woche durchprogrammiert. Der Nebeneffekt: Mehr Arbeit für Jörg Pilawa, der dann eine Ausgabe "Das Quiz" mehr wegmoderieren muss.
Das Erste preist seine neue Vorabendserie als „aktuell und an der Lebenswirklichkeit orientiert“ an. In Zeiten der weltweiten Rezession ein sicherlich nicht ganz abwegiger Gedanke – obwohl die Serie laut ARD ausdrücklich keine „Serie zur Finanzkrise“ sein soll. Es geht vielmehr um das seit Jahren präsente Thema der Finanzinvestoren im Mittelstand - die auch in der ARD undifferenziert als "Heuschrecken" bezeichnet und in entsprechende Glanz-Anzüge gewandet dargestellt werden.
"Wir streben hier kein Stück des sozialistischen Realismus' an, sondern eine klassische Vorabend-Daily, in der es um große Emotionen – Beziehungen, Aufstieg und Fall, Liebe, Glück, Verlust und Trauer – geht", kündigte ARD-Programmdirektor Volker Herres bereits im Dezember im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de an.
Der Plot ist nicht neu. David kämpft gegen Goliath: Als Finanzinvestoren drohen, die „Wetzmann-Werke“, einen schwäbischen Mittelstandbetrieb im fiktiven Ort Dorach, dicht zu machen, ringt die gesamte Belegschaft um ihre Arbeitsplätze und ihr gewohntes Leben.
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