
Die Premierensendung war ein Musterbeispiel für eine gut geplante Zusammenstellung der Gäste: Vom selbsternannten "Unterhaltungsfaktor" Verona Pooth über zwei Betreiber eines Elite-Kindergartens bis zum Überlebenden des ICE-Unglücks von Eschede vor zehn Jahren. Anders als bei Kerner spricht hier niemand miteinander, der nicht miteinander sprechen soll: Bei "Markus Lanz" kommen die Gäste einzeln und nacheinander ins deutlich intimere Studioset. So ist anders als bei Kerner und seiner eher klassischen Theateranordnung von Publikum und Bühne in jeder Gesprächssituation auch stets Publikum im Hintergrund zu sehen.
Erster Gast des Abends war Verona Pooth, die es bei Lanz nicht so einfach hatte wie beim letzten Besuch in Kerners Talkshow. Und es fiel schon hier schnell auf: Bekommt Lanz nicht sofort die Antwort, die er hören will oder zumindest eine Antwort mit Bezug auf seine Frage, fragt er weiter nach. Immer und immer wieder. Eine erschreckend seltene Eigenschaft für einen Talkmaster in heutiger Zeit.
Als Pooth dies merkte, wurde sie skeptischer. Was Lanz bei einer Frage zum schönen Nachsatz bewegte: "Ich mein's nett - an der Stelle". Hartnäckig blieb Lanz besonders beim Dubai-Urlaub von Franjo und Verona Pooth. Und es war die Art von Hartnäckigkeit, die aus ehrlichem Interesse entsteht, was ihn in dieser Position durchaus glaubwürdig machte. Er fragte Pooth z.B. auch offen nach der Fähigkeit ihres Mannes überhaupt ein Unternehmen zu leiten.
Wo andere Gäste angesichts solcher Fragen schon längst in die Defensive geraten wären, war Verona Pooth ganz der kluge Medienprofi. Wortgewandt und clever hatte sie für alles eine überlegte Antwort parat. Und dann war da auch noch Insolvenzverwalter Heiko Neumann, der ihr in mehreren Punkten Rückendeckung geben konnte. Das Gespräch endete mit Umfragewerten, die Verona unveränderte Sympathiewerte bescheinigte. Versöhnliches Ende für ein teils hartes Gespräch.
Offensichtlich ein Markenzeichen von Markus Lanz ist sein Fazit nach jedem Gespräch. Da heißt es dann "Wir haben gelernt...". Das haben die Zuschauer insbesondere beim zweiten Thema des Abends. Es ging dabei um das private Kinderkrippen- und Kindergarten-Unternehmen ”Little Giants“. Die Gründer des Projekts, Jelena und Peter Wahler, waren bei Markus Lanz zu Gast und hatten schon nach einem erklärenden Einspieler Beschwerde, dass der Film sehr einseitig gewesen sei.
Wo andere Gäste angesichts solcher Fragen schon längst in die Defensive geraten wären, war Verona Pooth ganz der kluge Medienprofi. Wortgewandt und clever hatte sie für alles eine überlegte Antwort parat. Und dann war da auch noch Insolvenzverwalter Heiko Neumann, der ihr in mehreren Punkten Rückendeckung geben konnte. Das Gespräch endete mit Umfragewerten, die Verona unveränderte Sympathiewerte bescheinigte. Versöhnliches Ende für ein teils hartes Gespräch.
Offensichtlich ein Markenzeichen von Markus Lanz ist sein Fazit nach jedem Gespräch. Da heißt es dann "Wir haben gelernt...". Das haben die Zuschauer insbesondere beim zweiten Thema des Abends. Es ging dabei um das private Kinderkrippen- und Kindergarten-Unternehmen ”Little Giants“. Die Gründer des Projekts, Jelena und Peter Wahler, waren bei Markus Lanz zu Gast und hatten schon nach einem erklärenden Einspieler Beschwerde, dass der Film sehr einseitig gewesen sei.
"Sie wissen doch wie Fernsehen ist - wir haben doch keine Zeit", sagte Lanz auf den Einwand. An Härte mangelte es diesem Gespräch wahrlich nicht. So musste das Betreiber-Paar die frühkindliche Förderung mit Lesen, Rechnen, Spracherwerb und viele andere Förderangebote schon für Dreijährige regelrecht verteidigen. Lanz war an dieser Stelle spürbar voreingenommen, wollte in dem Kindergarten-Projekt nur allein eine Eliten-Förderung für Kinder reicher Eltern sehen. Er hatte auch spürbar kein Interesse daran, seine Gesprächspartner zu Wort kommen zu lassen, wenn sie etwas kontern wollten. Stattdessen festigte ein Psychologe im Studio die Haltung von Lanz.
Der schwankte bei diesem Thema zwischen ehrenwertem Anwalt der Zuschauer und moderierendem Moralapostel mit unausstehlichem Willen um die Gunst des Studiopublikums. Das gipfelte nach offener Kritik am Konzept des Kindergartens in der Frage, ob denn wirklich alle Kinder Abitur machen müssten und Lanz Aussage: "Harrison Ford war auch mal Zimmermann". Lauter Applaus im Publikum. Die Subjektivität war am Ende aber doch noch deutlich erträglicher als die Gleichgültigkeit eines Johannes B. Kerner.
Beim letzten Gespräch des Abends mit zwei Betroffenen des ICE-Unglücks von Eschede vor genau zehn Jahren und einem Trauma-Experten versuchte Lanz es auf die ruhige Tour. Er interessierte sich für die Stille unmittelbar nach dem Unglück und bat immer wieder um Schilderung von kleinsten Details. Den Wunsch der beiden Opfer nach einer Entschuldigung durch die Bahn sah Trauma-Experte Georg Pieper kritisch: Eine Entschuldigung für so ein Ereignis ist seines Erachtens gar nicht möglich, viele Betroffene würden auch das dann als Hohn empfinden. Dementsprechend habe die Bahn alles richtig gemacht. Eine klare Aussage, die mit einem klassischen Betroffenen-Gespräch bricht, in dem man dem Gast alles durchgehen lässt. Lanz selbst ließ dies so stehen. Und zeigte damit auch hier Mut zur Konfrontation, wo Kerner längst beschwichtigt hätte.
Störend ist bei Lanz' Art und Weise der Gesprächsführung nur eins: Während seine Gäste antworten, hört man Lanz permanent leise zustimmen bzw. widersprechen. Es ist diese Art von leisem "hmhm" mit der man seinem Gegenüber signalisieren will, dass man versteht was er sagt. Egal ob im Radio oder Fernsehen sollte man sich dies aber abgewöhnen. Oder ist es einfach die Ungeduld, dazwischen gehen zu wollen? Seine eigene Meinung in das Gespräch einzubringen, macht den Talk deutlich ehrlicher. Auch wenn man ihm nicht immer zustimmen würde.
Störend ist bei Lanz' Art und Weise der Gesprächsführung nur eins: Während seine Gäste antworten, hört man Lanz permanent leise zustimmen bzw. widersprechen. Es ist diese Art von leisem "hmhm" mit der man seinem Gegenüber signalisieren will, dass man versteht was er sagt. Egal ob im Radio oder Fernsehen sollte man sich dies aber abgewöhnen. Oder ist es einfach die Ungeduld, dazwischen gehen zu wollen? Seine eigene Meinung in das Gespräch einzubringen, macht den Talk deutlich ehrlicher. Auch wenn man ihm nicht immer zustimmen würde.
Lanz entpuppte sich bei seiner Premiere mehrfach als Wolf im Schafspelz. Viele seiner Fragen hatten einen sehr subjektiven Ansatz ("Was ich vermisse", "Was ich bemängel"). Seinem Image als braver Schwiegermutter-Sohn mit Moralapostel-Ambitionen wurde er beim Talk mit den Kindergarten-Betreibern gerecht. Unterhaltsam war es dennoch. Und bei Verona Pooth wie auch dem Gespräch über das Unglück von Eschede bewies Lanz, dass er mehr ist als nur eine würdige Urlaubsvertretung für Kerner, wenn er nur die richtige Ausdauer hat, um das hohe Tempo der ersten Sendung zu halten. Am Ende der Premierensendung stand Lanz der Schweiß auf der Stirn.