
Dieter Kronzucker erhielt den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten. Kronzucker sei ein journalistisches Urgestein. Seit mehr als 40 Jahren bringt er dem deutschen Fernsehpublikum die Welt nahe - glaubwürdig und einfühlsam, informativ und unterhaltsam - und vor allem stets aus erster Hand. Verwirrend allerdings, dass er neben seinen Verdiensten bei "Weltspiegel", "Monitor" und natürlich dem von ihm gegründeten "heute journal" auch für seine Tätigkeit bei ProSiebenSat.1 geehrt wurde, wo er als Synonym für "Infotainment" stehe, so die Jury. Wer z.B. die N24-Sendungen kennt, die Kronzucker dort anmoderieren darf, weiß, dass man den Preis dafür eigentlich bereits wieder aberkennen müsste.
Ohnehin war manche Entscheidung der Jury nur sehr schwer nachzuvollziehen. So erhielt auch Thomas Präkelt als Autor und Produzent für "Der Arbeitsbeschaffer" (RTL) eine Auszeichnung. Präkelt verstehe es auf einfühlsame Weise, das Vertrauen der Betroffenen zu gewinnen, so dass sie offen über ihre Probleme, Ängste und Hoffnungen vor der Kamera sprechen. "Der Arbeitsbeschaffer" ist - laut Juryurteil - ein gelungenes Beispiel dafür, wie sich das Fernsehen immer mehr auch zum Instrument der Lebensberatung entwickelt. Die Quote der Sendung war allerdings schlecht - wie auch die Kritiken.

Zwei völlig verdiente Auszeichnungen gab es im Bereich der Comedy. Da erhielten Anke Engelke (Foto) und Bastian Pastewka nach dem Grimme-Preis nun auch den Bayerischen Fernsehpreis für ihre Sat.1-Show "Fröhliche Weihnachten mit Wolfgang & Anneliese". Die Jury sagt, die beiden werfen einen ganz anderen, aber dennoch jederzeit liebevollen Blick auf das Fernsehschaffen unserer Zeit - vom "Schuldenberater" über "Die Supernanny" bis zu den "Volksmusikanten" wird dabei die Fernsehlandschaft in ihrer ganzen Bandbreite von ihnen abgedeckt. "Fröhliche Weihnachten" sei ihr ganz spezielles Weihnachtsgeschenk für die gesamte Familie.
Ebenfalls ausgezeichnet wurde am Freitagabend Hape Kerkeling für seine unglaublich unterhaltsam geratene Buchlesung "Kerkeling liest - Ich bin dann mal weg", mit der RTL eine sehr gewagte Darstellungsform probierte und überzeugen konnte. Ein Mann, ein Buch, eine Bühne: Das sind die scheinbar einfachen Zutaten, aus denen mit "Hape liest" ein außergewöhnliches Unterhaltungsprogramm entstanden ist, sagt auch die Jury. "Hape liest" ist eine Sendung mit Seltenheitswert, die auf große Kulissen und die üblichen Zutaten der Unterhaltungsindustrie verzichtet und trotzdem ein Millionenpublikum begeistert.

Scherze über Dr. Edmund Stoiber konnten sich übrigens weder Bastian Pastewka (via Einspieler) noch Hape Kerkeling verkneifen und sorgten für Erheiterung - selbst beim amtierenden bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein. Für die größten Lacher sorgte allerdings Axel Milberg (Foto), der für die ZDF-Serie "Doktor Martin" mit einem Blauen Panther als Bester Schauspieler in einer Serie/Reihe ausgezeichnet wurde. "Ich habe schon oft einen Preis in Händen gehalten. Aber ob Sie es glauben oder nicht, ich habe sie immer überreicht", sagte Milberg bei seiner Dankesrede. "In langen Nächten" habe er sich die Aufzeichnungen diverser Preisverleihungen sogar schon rückwärts angesehen, um endlich einmal Nehmender und nicht Gebender zu sein, scherzte er.
In der Kategorie "Beste Schauspielerin in einer Serie/Reihe" gewann Alexandra Neldel für ihre Rolle in der neuen ProSieben-Serie "Unschuldig". Da hat es sich für den Sender gelohnt, schon Monate vor dem Start der Serie im TV eine Folge einzureichen. "Alexandra Neldel meistert mit dieser Figur erfolgreich den Spagat zwischen Authentizität und künstlerischer Überhöhung und steht mit dieser modernen Spielweise exemplarisch für eine neue Ausprägung zeitgemäßen Serienschauspiels", urteilte die Jury. Noch ein zweiter Preis ging an ProSieben: In der Kategorie Informationssendungen wurde "Galileo"-Chefreporter Karsten Scheuren für sein Drehbuch und die Regieführung des "Galileo Spezial: Grab in eisigen Höhen - Bergung aus der Todeszone" ausgezeichnet.

Der neue ProSieben-Geschäftsführer zeigte sich entsprechend zufrieden: ProSieben-Geschäftsführer Thilo Proff: "Ich freue mich sehr für Alexandra Neldel (Foto) und Karsten Scheuren und gratuliere den beiden ganz herzlich! Es ist großartig, dass gleich zwei unserer Formate mit dem renommierten Bayerischen Fernsehpreis geehrt wurden! Die Jury-Begründungen könnten nicht treffender sein." In den Kategorien Bester Schauspieler bzw. Beste Schauspielerin in einem Fernsehfilm hatte das Privatfernsehen allerdings nichts zu melden - es waren ausschließlich Leistungen in öffentlich-rechtlichen Produktionen nominiert. Es gewannen Edgar Selge für seine Rolle in der BR-Produktion "Angsthasen" und Katharina Wackernagel für ihre Rolle in dem hervorragenden Zweiteiler "Contergan" sowie dem ZDF-Film "Mein Mörder kommt zurück".
Die weiteren Auszeichnungen gingen an Wolf von Lojewski als Autor und Regisseur "Meine Heimat, Deine Heimat - mit Wolf von Lojewski durch Ostpreußen" (ZDF), Hermine Huntgeburth für die Regie in "Teufelsbraten" (WDR/NDR/ARTE/ARD), Detlef Michel als Autor "Eine folgenschwere Affäre" (ZDF) und Thomas Weidenbach und Shi Ming als Autor, Regisseur und Produzent "Chinas Größenwahn am Yangtse" (Arte/ARD). Der Nachwuchsförderpreis der LfA Förderbank Bayern ging an Janina Stopper für den den "Tatort" "Kleine Herzen", produzier vom BR. Der Sonderpreis, dotiert mit 20.000 Euro, ging an Trixter Film GmbH Michael Coldewey und Simone Kraus für die Entwicklung und Umsetzung virtueller Figuren in dem Film "Das Wunder von Loch Ness" (Sat.1).