Foto: VOX/Stefan MenneNein, das hier ist keine Modeberatung für Dirk Bach. Doch was zuerst auffällt, wenn man sich die neue VOX-Gameshow „Power of 10“ oder die Werbung dafür anschaut, ist das ungewohnte Outfit von Gastgeber Dirk Bach der in Nadelstreifen-Anzug und völlig übertriebenem MakeUp im Gesicht unfreiwillig aussieht wie ein Hütchen-spielender Mafiosi an einer Strandpromenade auf Sizilien. Dabei soll es doch seriös wirken, das Outfit.

Immerhin geht es bei „Power of 10“ um eine Million Euro. Theoretisch zumindest. Praktisch gesehen ist die Chance darauf sehr gering. Das allein tut der Sendung aber keinen Abbruch. Auch bei „Wer wird Millionär?“ wird höchst selten die Million gewonnen. Was unterscheidet die neue VOX-Gameshow, produziert von Sony Pictures, von allen anderen? Wie Dirk Bach in der Sendung mehrfach erwähnt: Der Hauptpreis ist nur fünf Schritte entfernt.
 
Noch schleppender als (das deutsche) "Deal or no Deal"
 
Doch diese fünf Schritte ziehen sich noch länger als das Koffer öffnen bei „Deal or no Deal“. Würde man die Show auf das Wesentliche reduzieren - es wären nur wenige Minuten. Das Spielprinzip: Erraten, wie die Deutschen ticken. Nach einer Vorrunde in der zwei Kandidaten um den Einzug ins eigentliche Spiel um die Million kämpfen, gilt es unter Mithilfe von einem mitgereisten Verwandten oder Bekannten fünf Runden durchzustehen.

Das Spektrum der Fragen, bei denen der Kandidat oder die Kandidatin einschätzen soll, wie die Deutschen in einer repräsentativen Forsa-Umfrage wohl geantwortet haben, ist sehr breit. Von absurd über langweilig bis hochpolitisch. Oder einfach auch nur sehr persönlich. Immer dann interessiert sich das Publikum im Studio besonders. Es darf auch Hilfestellung geben und dank Eingabegerät an jedem Sitz ein Votum abgeben, das für die Entscheidung des Kandidaten mal mehr, mal weniger hilfreich ist.
 
Grundprinzip spannend, Ausführung mangelhaft
 
Anfangs bleibt ihm bei der Suche nach der richtigen Prozentzahl noch ein Spektrum von 40 Prozentpunkten - doch mit jeder Runde werden es zehn Prozentpunkte weniger. Und wer die eine Million Euro gewinnen will, der muss letztlich eine genaue Prozentzahl treffen. Immerhin aber aus dem vorher richtig geratenen Spektrum. Das Grundprinzip ist durchaus spannend. Doch leider zieht sich die Show teilweise wie ein lästiges Kaugummi unter der Schuhsohle. Und das liegt am Konzept, der deutschen Mentalität, dem Moderator und den ausgewählten Fragen.
 


Zunächst einmal ist „Power of 10“ auch international kein großer Erfolg geworden. Verkauft wurde es zahlreich. Doch in den USA wurde die Sendung vorzeitig vorerst vom Sender genommen und in Frankreich und Australien wurde die Show wegen schwacher Quoten ebenfalls bereits wieder abgesetzt. Es gibt dagegen aber auch erfolgreiche Versionen. Die stehen und fallen u.a. mit der Auswahl der Fragen. Hier setzt die VOX-Variante auf ganz unterschiedliche Themengebiete. Doch nicht alle davon funktionieren.

Foto: VOXOb ich eher zu jemandem ins Auto steigen würde, der gekifft als gesoffen hat? Die Masse des Publikums vor dem Fernseher würde die Frage mit „Weder noch“ beantworten - und das Interesse verlieren. Spannung kommt auf bei moralischen und ethischen Fragen. Würde man in einen Pool steigen, wenn man wüsste, es schwimmt ein HIV-positiver Mensch darin? Liest man heimlich auf dem Handy seiner Partnerin oder seines Partner die SMS?
 
Lasst Dirk Bach Dirk Bach sein

Dirk Bach wirkt in allem völlig deplatziert. Leider, will man sagen. Schön ist es, dass er auch mit seiner eigenen Meinung nicht hinterm Berg bleibt, doch das allein nützt nix. Bach steckt irgendwo zwischen dem festen Rahmen der Show und den eben weniger enthusiastischen Kandidaten fest - und wirkt in seinem Anzug auch nicht wie er selbst. Stattdessen verkündet er gleich mehrfach ganz verzückt die möglichen Gewinnsummen - und wirkt dabei eben wie ein hütchenspielender Mafiosi in Palermo.

Es gibt drei Stellschrauben an denen man „Power of 10“ durchaus verbessern kann: Dirk Bach muss Dirk Bach sein dürfen, die Fragen sollten persönlicher und das Tempo höher sein. Ein Blick auf die Quoten der Eventprogrammierung in dieser Woche - „Power of 10“ läuft täglich um 22.15 Uhr - wird zeigen, ob man sich darüber überhaupt Gedanken machen muss. Am Ende ist die Show selbst eine Gewinnspielfrage für VOX-Chef Frank Hoffmann: Wieviel Prozent der TV-Zuschauer interessieren sich heute Abend für diese Gameshow? Bitte loggen Sie Ihren Tipp ein. Sie spielen um den Aufstieg in die erste Liga.