TV-Formate, in denen Promis den Kochlöffel schwingen, hat es in den vergangenen Jahren wahrlich nicht zu wenige gegeben. "Kitchen Impossible" hat das Genre dann mit einem cleveren Twist auf ein neues Level gehoben - und nun kommt der "Dinner Club" von Prime Video, der das Kochen im Fernsehen (bzw. Streaming) nochmal neu definiert. Und wer beim Vox-Format dachte, das Maximum am filmischen Erzählen sei erreicht, der sollte dringend in die Sendung schalten, die Potatohead Pictures in Zusammenarbeit mit EndemolShine Germany umgesetzt hat.
Die beiden Produktionsfirmen setzen beim "Dinner Club" voll auf cineastische Optik. Vor allem die Einspieler, in denen Profikoch Andreas Caminada mit jeweils einem Promi in einem Land unterwegs ist, um sich kulinarisch inspirieren zu lassen, sind so opulent und wuchtig inszeniert, dass man sich zwischenzeitlich im Kino wähnt. Herausgerissen wird man dabei nur von den Szenen, in denen die beiden plus die übrigens Promis, die an dem Format teilnehmen, beim anschließenden Abendessen gezeigt werden. Dabei wird eben das aufgetischt, was man in dem Land entdeckt hat.
Das alles ist schon deshalb so gut gemacht, weil es keinen zwanghaften Wettbewerbscharakter gibt. "Wir kochen miteinander und nicht gegeneinander", wird direkt zu Beginn der ersten Ausgabe erklärt. Und tatsächlich wird im "Dinner Club" eher ein wohliges Wir-Gefühl vermittelt. Das gilt einerseits für die Roadtrips durch die Länder, aber eben auch für die Szenen am Tisch.
Starker Cast, skurrile Geschichten
Und wie das eben so ist, wenn die ganze Rasselbande zusammen isst: Da werden Späße gemacht und viel gelacht. In der ersten Folge ist das vor allem auf Teddy Teclebrhan zurückzuführen, der seine Promi-Kollegen zunächst fragt, wer jetzt endlich Fleisch haben will. Und als sich einige in der Runde melden, eröffnet er ihnen: Gibt’s heute aber nicht, denn Teddy ist Vegetarier. Als der Comedian beim Dreh in Portugal von fremden Personen angehupt wird, tut er das als Selbstverständlichkeit ab und unterstreicht damit mal wieder, was einen richtig guten Komiker ausmacht: Spontanität.
Beim Abendessen in feucht-fröhlicher Promi-Runde kann Teddy aber natürlich froh sein, einen Profi-Koch an seiner Seite zu haben. Die Sauce Hollandaise wäre ohne Andreas Caminada nämlich nichts geworden. In der Folge mit Franka Potente wird die Schauspielerin ermahnt, die Avocados dünner zu schneiden. Am Tisch kommen Moritz Bleibtreu, Caro Daur, Karoline Herfurth, Kurt Krömer und Franka Potente derweil von Höcksken auf Stöcksken. Dauer betet freimütig ihre Krankenakte herunter: Darmverschluss, Gallenblase, Blinddarmdurchbruch. Moritz Bleibtreu hatte mal eine Kakerlake im Ohr und sowohl Daur als auch Herfurth sind mal gegen Laternen gelaufen.
Wenig Zeit = viel Inhalt
Das fügt sich alles so locker leicht in die nur etwas mehr als 30 Minuten ein, dass "Dinner Club" in der Tat eine sehr kurzweilige und unterhaltsame Sendung ist. Das Format ist außerdem unglaublich schnell: In Folge eins hält man sich nicht mit unnötigen Erklärungen auf, es geht direkt los. In den Einspielern geht’s für Caminada und die Promis zudem nicht nur zu kulinarischen Zielen, da wird manchmal auch einfach Musikern zugehört oder ein kleines Offroad-Rennen veranstaltet. In vergleichsweise wenig Zeit passiert unglaublich viel. Das muss man auch aktiv wollen, endlos in die Länge gezogene, lineare Sendungen beweisen in schöner Regelmäßigkeit das (schlechte) Gegenteil.
Dadurch lernt man hier und da auch Land und Leute kennen, teilweise erinnert "Dinner Club" sogar eher an Travel-Formate - ehe es dann zurück zum Abendessen geht und die Zuschauerinnen und Zuschauer daran erinnert werden, worum es eigentlich geht. Das Prime-Video-Format lotet diese Grenze gekonnt aus und bewegt sich immer wieder an der Schnittstelle zwischen Reise- und Food-Sendung.
Mit der ganz eigenen Bildsprache hat der "Dinner Club" in jedem Fall ein Alleinstellungsmerkmal und es ist den Verantwortlichen ebenfalls hoch anzurechnen, dass sie mit Andreas Caminada einen Profi-Koch engagiert haben, der zwar schon TV-Erfahrung gesammelt hat, dessen Präsenz aber noch nicht so überstrapaziert ist, wie das vielleicht bei anderen Spitzenköchen der Fall gewesen wäre. Prime Videos "Dinner Club" fügt dem Genre der Kochshows also auf gleich mehreren Ebenen etwas Neues hinzu - und das im besten Sinne.
Die sechs Folgen von "Dinner Club" stehen ab dem 3. Januar bei Prime Video zum Abruf bereit.