Seit mehr als zehn Jahren lässt sich Steffen Henssler, mit kurzer Unterbrechung wegen seines ProSieben-Intermezzos, nun schon von Promis grillen – mit dem meist besseren Ausgang für ihn. Dass nach inzwischen mehr als 150 Folgen mitunter ein wenig die Luft raus ist, lässt sich wohl kaum vermeiden, macht allerdings von Zeit zu Zeit frische Impulse erforderlich. Solche erhoffen sich Vox und die Produktionsfirma ITV Studios Germany neuerdings durch ein Spin-Off der Kochshow, das sich zwar anfühlt wie "Grill den Henssler", aber im Detail doch einige Unterschiede aufweist.
In vier Folgen heißt es ab sofort: "Deutschland grillt den Henssler". Zwar bekommt es der TV-Koch auch hier wieder mit prominenten Herausforderern zu tun, doch anders als im Original müssen diese ein Gericht aus ihrem Heimat-Bundesland auf den Teller bringen – wenn auch mit freundlicher Unterstützung eines sogenannten "Traditionskochs", der ebenfalls aus der Region stammt, und dafür sorgen soll, zumindest ein wenig Ordnung ins Küchenchaos zu bringen.
"Auf jeden Fall schwieriger" als sonst sei es, stapelt Steffen Henssler noch vor dem ersten Duell tief, schließlich sei bei den Gerichten in den regulären Ausgaben mehr Raum für Improvisation. Beim Pannfisch vom Schellfisch mit Bratkartoffeln, einer Bremer Spezialität, die es in der ersten Runde zu kochen gilt, zeigt sich allerdings, dass es durchaus unterschiedliche Herangehensweisen gibt – und die Promis trotz der professioneller Hilfe im Nachteil sein können. Vor allem, wenn der Promi Ailton heißt.
"Ailton braucht noch 35 Minuten, bis er die Bratkartoffeln fertig geschält hat", lästert Henssler von der anderen Seite über den früheren Fußball-Star - und zeigt schließlich auch noch Moderatorin Laura Wontorra, dass ihm bei Bratkartoffeln niemand so schnell etwas vormacht. Als er sein "großes Geheimnis von geilen Bratkartoffeln" lüften will, legt Wontorra erkennbare Langeweile an den Tag. "Ich höre es mir auch gern zum zehnten Mal an", sagt sie - ehe Henssler gedankenschnell mit der Aufforderung kontert, dass sie dann doch bitte das Rezept erklären soll. "Nein, Laura! Doof! Doof!", entfährt es ihr daraufhin angesichts ihrer trotz mehrfacher Erklärungen durch den Spitzenkoch noch immer bestehende Kartoffel-Ahnungslosigkeit.
Die kleine Szene zeigt ganz gut, dass es in einer Kochshow wie dieser auch auf die Chemie ankommt. Und die stimmt zwischen Henssler und Wontorra. So gesehen war Vox auch gut beraten, bei "Deutschland grill den Henssler" im Vergleich zum Original allenfalls dezent an den Stellschrauben zu drehen - was sich im Übrigen auch in der gewohnten Besetzung der Jury um Jana Ina Zarrella, Reiner Calmund und Christian Rach niederschlägt. Letzterer tritt in der Premieren-Ausgabe übrigens gleich selbst für sein Heimat-Bundesland, das Saarland, an. Ein Duell, das Henssler dann auch entsprechend auflädt: "Heute ist der Tag der Abrechnung!", lässt er Rach gewohnt vollmundig wissen - und holt mit seiner Interpretation der "gefillde Hoorische", typisch saarländischer Kartoffelklöße, wenig später tatsächlich die nächsten beiden Punkte für sein Konto, das sich in den nächsten Wochen weiter füllen soll.
Den Spannungsbogen hat sich Vox nämlich bei "Schlag den Star" abgeschaut: Um über die gesamte Staffel hinweg für eine gewisse Unberechenbarkeit zu sorgen, steigert sich die Zahl der zu erkochenden Punkte von Runde zu Runde, analog zur Größe der Bundesländer. Das ist ein einfacher Kniff, der jedoch den vom Sender erwünschten Event-Effekt unterstreicht. Mag sein, dass es allenfalls Kleinigkeiten sind, die "Deutschland grillt den Henssler" von den üblichen Henssler-Grill-Shows unterscheidet; weil sie sich allerdings gut ins Konzept einfügen, sind sie ein schönes Beispiel dafür, wie sich ein TV-Dauerbrenner wie dieser auch nach mehr als zehn Jahren noch gelungen optimieren lässt.
"Deutschland grillt den Henssler", sonntags um 20:15 Uhr bei Vox