Neben den "Verrätern" gilt "Destination X" derzeit als eines der international am heißesten gehandelten neuen TV-Formate. Beide eint der Spaß am Rätseln: Während es in der einen Show darum geht, besagte Verräter zu enttarnen, gilt es in der anderen, einem gesuchten Ort möglichst nahe zu kommen. "Destination X" ist also, wenn man so will, wie gemacht für all jene, die schon in der Schule gerne Zeit damit verbracht haben, sich im Diercke-Atlas zu verlieren.

In der deutschen Version von "Destination X", die jetzt bei ProSieben angelaufen ist, sind es acht Prominente, die unter Beweis stellen müssen, wie gut sie sich in Europa auskennen – darunter Schauspielerin Tina Ruland, "Let's Dance"-Tänzerin Ekaterina Leonova, die Reality-Stars Ley Lahouar und Max Bohrmann sowie Magazin-Moderatorin Madita van Hülsen. Der Clou: Sie alle reisen tatsächlich an den zu erratenden Ort, können unterwegs allerdings nur selten die Aussicht genießen, weil der Reisebus, mit dem sie sich fortbewegen, blickdicht ist – und nur ganz selten einen Blick nach außen freigibt.

"Es wird ein abenteuerlicher Trip durch Europa, wie Sie ihn noch nie gesehen oder selbst erlebt haben", orakelt der Sprecher gleich zu Beginn und verspricht eine "Grenzerfahrung" und "fiesige Intrigen". Davon ist zumindest in der ersten halben Stunde jedoch nicht viel zu spüren. Mühsam quält ProSieben sein Publikum mit der Vorstellung der Protagonisten und einem wenig kreativen Spiel, bei dem es für vier Zweierteams geht, den jeweiligen Koffer so zu packen, dass er möglichst genau 20 Kilogramm wiegt. So erfahren die Zuschauer zwar, dass Ex-Dschungelcamperin Leyla ihren Schlüpfer vergessen hat – abseits davon hält sich der Erkenntnisgewinn allerdings in Grenzen.

Destination X © Joyn Der ProSieben-Bus auf dem Weg zu "Destination X".

Das eigentliche Ratespiel gerät auf diese Weise leider erstmal zur Nebensache und kommt auch danach nur langsam in Fahrt. Wobei die beiden Gewinner-Teams des Kofferspiels zunächst gar nicht fahren, sondern fliegen und zumindest einen Teil der Reise sehenden Auges verbringen dürfen, was einen kleinen Vorteil verspricht, bevor spezielle Brillen die blinden Passagiere dann doch noch im Dunkeln tappen lassen. Die anderen Teams wiederum werden zunächst in einem Wohnmobil zum ersten Zwischenziel kutschiert und gar in eine - fingierte – Grenzkontrolle, in der sich, wie später klar wird, schon erste Hinweise auf den späteren Zielort verbergen.

Angekommen in einer kleinen Hütte, hält Philipp Boy – aktuell übrigens auch bei den "Verrätern" zu sehen – dann auch schon die Lösung in den Händen: Eine kleine Nachbildung des schiefen Turms von Pisa verrät inmitten einiger falscher Fährten, wohin es geht. Auf diesem Pfad bewegt sich "Destination X" dann auch weiter: Beim wenig später gespielten Labyrinth-Spiel gilt es - Achtung, Achtung! - einen Turm zu bauen und kurz vor der Ankunft taucht der prägende Bau der toskanischen Stadt dann auch noch als Wandgemälde auf, was Reality-Star Max jedoch lieber für sich behält, um sich einen Vorteil zu verschaffen, weil am Ende jeder Folge derjenige rausfliegt, dessen Kreuz auf der Landkarte am weitesten vom Ziel entfernt ist.

Doch so unterhaltsam das Rätseln auch sein mag, leider will bei "Destination X" der Funke zum Auftakt nicht so recht überspringen - was vielleicht auch daran liegt, dass sich die neue Show ein wenig zu sehr in Nebensächlichkeiten wie einen kurzen Sex-Talk verliert; ganz so, als trauten ProSieben und die Produktionsfirma Redseven Entertainment der simplen Grundidee nicht ganz über den Weg. Vielleicht fehlt es dem Neustart auch an einem Moderator, wie es ihn in anderen internationalen Versionen des Formats gibt. Sein Fehlen versucht ProSieben zwar mit dem Off-Sprecher auszugleich. Der erweckt allerdings bisweilen den Eindruck, als käme er gerade von der Vertonung einer Flugzeugabsturz-Doku für N24 Doku. Ganz davon zu schweigen, dass seine Kommentare zwar oft lustig gemeint sind, die große Pointe aber regelmäßig vermissen lassen.

So bleibt "Destination X" zum Start leider ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Manchmal ist der direkte Weg eben doch der beste. Das gilt für Busfahrten gleichermaßen wie für Showkonzepte.

"Destination X", donnerstags um 20:15 Uhr bei ProSieben