Neben dem traditionellen Familienbild aus leiblicher Mutter, leiblichem Vater und Kind gibt es inzwischen immer mehr Modelle, in denen Kinder groß werden. Und da geht’s gar nicht primär um homosexuelle Paare, die ebenfalls einen Kinderwunsch hegen. Auch Familien fernab von romantischen Beziehungen kommen immer wieder vor - so wie in der neuen ZDFneo-Serie "BFF - Best Family Forever", produziert von Bantry Bay.
In der Serie stehen Nikita (Karmela Shako) und Lena (Anna Schimrigk) im Mittelpunkt. Während die eine (Lena) als zufriedener Single das Partyleben genießt, wünscht sich Nikita nichts sehnlicher als Mutter zu werden. Schwanger wird dann jedoch Lena. Nikita dagegen erfährt, dass sie auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen kann. Und so entscheiden sich die beiden Freundinnen, das Kind gemeinsam großzuziehen - als Co-Parents. Erzählt wird aber erst einmal die Zeit der Schwangerschaft und dabei werden Ängste thematisiert, die in solchen Situationen entstehen können.
"BFF - Best Family Forever" gelingt es häufig, wichtige Themen humorvoll zu verpacken. "Ich lasse mich hier seit eineinhalb Jahren wundvögeln und bei ihr klappt es nach zwei Versuchen?", entfährt es Nikita, als sie hört, dass eine Freundin (Juli), die mit den zwei schwulen Männern Raùl (Nico Stank) und Flo (Anton Weil) ein Kind großziehen will, schwanger ist. Sie ist so in ihrem Kinderwahn, dass sie sogar ihren Freund vergrault, als der die Frage in den Raum stellt, ob sie nicht auch ohne Kinder glücklich sein könnten. Das Potenzial, das in dieser Geschichte liegt, haben die Macherinnen und Macher aber zugunsten der Co-Parenting-Geschichte rund um Nikita und Lena geopfert.
Und trotz der Tatsache, dass es sich um eine Comedyserie handelt, hat das Buch-Team rund um Nina Rathke (Headautorin), Anna Schimrigk (Headautorin) und Johannes Rothe nicht vergessen, auf ernste Themen einzugehen, zu denen es in solchen Familienmodellen kommen kann. Als Juli mit ihrem Ex zusammenkommt, fürchten Raùl und Flo in der neuen Konstellation keine Rolle mehr zu spielen. Und auch zwischen Lena und Nikita kracht es immer wieder, weil sich beide auf ihre eigene Art und Weise alleingelassen fühlen. Und das nicht nur, weil die jeweils andere im Laufe der Zeit neue Liebesbeziehungen eingeht.
Ein Klischee nach dem anderen
Teilweise ist "BFF - Best Family Forever" aber auch ziemlich klischeebeladen. Da steht dann tatsächlich eine Gruppe Demonstranten vor der Abtreibungsklinik und versucht die Frauen davon zu überzeugen, die Kinder zu bekommen. Ausgerechnet diese Szene ist aber wie ein Spiegelbild für die gesamte Serie: Einerseits wirkt sie aufgesetzt, andererseits gibt’s hier einen der größten Lacher. Als sich Nikita und Lena vor der Klinik in die Arme fallen, fangen die Demonstranten plötzlich an zu jubeln - aber nur bis sie bemerken, dass es sich um zwei Frauen handelt. Da seziert man in wenigen Sekunden wunderbar die Scheinheiligkeit solcher Personen.
Aber auch sonst wirkt die Serie in Teilen so, als wolle man auf Teufel komm raus Vielfalt zeigen. Vor allem im Regenbogencafé, in das Nikita und Lena gehen, um sich dort auf die bevorstehende Zeit mit Kind vorzubereiten. Hier tauchen auch Raùl und Flo auf - zwei völlig überzeichnete Figuren, die auch nicht davor zurückschrecken, ihre Freundin Lena zu erpressen, ihnen die Wohnung zu überlassen - was kurioserweise keinen Bruch der Freundschaft zur Folge hat.
Generell wirft "BFF - Best Family Forever" ein paar zu viele Bälle hoch und handelt Themen zu schnell ab. Dass Lena nichts mit ihren Eltern zu tun haben will, sie durch einen Zufall aber trotzdem wieder in ihrem Leben sind, ist höchstens eine Randnotiz. Und obwohl Lena neben ihrem Studium als Taxifahrerin arbeitet, sieht man sie erst in der dritten Folge in einem Auto sitzen. Nikita hat derweil Geldprobleme und generell ein interessantes Verhältnis zu Finanzen - aber auch das wird überraschend schnell abgehandelt. Alle diese Themen hätten gerne etwas vertieft werden können.
Derber Humor
Den frechen Humor der neuen ZDFneo-Serie kann man in jedem Fall guten Gewissens als "derb" bezeichnen. "Wird’s ne Arschgeburt oder was?", fragt Lena, als Florian plötzlich auch "Schwangerschaftssymptome" bekommt. Und als die Wehen bei Lena auf sich warten lassen, versucht sie mit Sex nachzuhelfen - ausgerechnet mit einem Ex-Geliebten. Und auch das Serienfinale ist gelungen, denn beim zunächst vermuteten, kitschigen Ende bleibt es nicht.
Humoristisches Highlight ist neben den Sprüchen von Lena aber definitiv auch die Frauenärztin Dr. Sharma, gespielt von Gisa Flake. Der fehlt es zwar an Empathie und immer wieder stellt sie die Frauen vor vollendete Tatsachen, mit ihrem platten und schlagfertigen Humor ist sie aber eine totale Sympathieträgerin in einer Serie, in der man die Hauptfiguren durchaus zwiespältig betrachten kann. Zusammen mit den wichtigen Themen, die angesprochen werden, hat "BFF - Best Family Forever" durchaus einen Platz in der deutschen Serienlandschaft verdient - und das trotz aller Klischees und anderer Schwächen.
Alle Folgen von "BFF - Best Family Forever" stehen zum Streaming in der ZDF-Mediathek bereit. Die lineare Ausstrahlung erfolgt ab dem 5. November wöchentlich jeweils ab 21:45 Uhr in Doppelfolgen.