Media-Update vom 20. Oktober
Werbemarkt wächst, Eumann will Agenturen regulieren
© Nielsen
Von Januar bis September hat der deutsche Werbemarkt um 2,9 Prozent zugelegt, im dritten Quartal sogar um 5 Prozent. Außerdem: NRW-Staatssekretär Marc Jan Eumann liebäugelt mit einer gesetzlichen Regulierung der Media-Agenturen.
© Nielsen Ein Plus von fünf Prozent steht unterm Strich, wenn Marktforscher Nielsen den deutschen Werbemarkt im dritten Quartal bilanziert. Über die ersten neun Monate des Jahres verzeichnet der Gesamtmarkt im Vorjahresvergleich ein Plus von 2,9 Prozent mit Bruttoausgaben von 19,96 Milliarden Euro. Mobile Werbung bleibt demnach mit 57,2 Prozent Zuwachs die am stärksten wachsende Mediengruppe. Fernsehen konnte von Januar bis September rund 9,2 Milliarden Euro brutto an Werbeeinnahmen verbuchen. Das entspricht fast der Hälfte (46 Prozent) des deutschen Werbemarkts – und einem Wachstum um 5,1 Prozent gegenüber 2014. Während Außenwerbung (7,1 Prozent) und Kino (9,7 Prozent) deutlich zulegen konnten, blieben für Radio (0,8 Prozent) und Internet (1,0 Prozent) nur geringe Wachstumsraten. Die Bruttoausgaben in Zeitungen und Fachzeitschriften blieben mit 0,2 bzw. 0,1 Prozent stabil, die Publikumszeitschriften dagegen verloren 3,4 Prozent. Den höchsten Werbedruck wies in den ersten neun Monaten der E-Commerce-Markt auf, dessen Bruttowerbeausgaben um 20,6 Prozent auf 2,33 Milliarden Euro stiegen. Davon flossen 70,5 Prozent in TV-Werbung. Innerhalb des E-Commerce steht die Reisebranche mit 529,2 Milliarden Euro an der Spitze, gefolgt von Entertainment & Medien (225,0 Milliarden Euro) und Finanzen (164,7 Milliarden Euro).
© NRW-SPD SPD-Medienpolitiker Marc Jan Eumann will eine gesetzliche Regulierung der Media-Agenturen in Deutschland prüfen. Er hege "hohe Sympathie" für das französische Anti-Korruptionsgesetz "Loi Sapin", so Eumann gegenüber dem Fachmagazin "Werben & Verkaufen". Der Medien-Staatssekretär von Nordrhein-Westfalen weiter: "Wir sollten uns dieses Modell einmal näher ansehen. Und dafür ist jetzt der richtige Zeitpunkt." In Frankreich wurde das Gesetz – benannt nach dem damaligen Wirtschaftsminister Michel Sapin – vor 22 Jahren eingeführt und regelt seither die Geschäfte zwischen Media-Agenturen, Werbekunden und Vermarktern. Es schreibt den Agenturen etwa völlige Transparenz gegenüber den Kunden vor, sämtliche Vergütungen und Verträge müssen offengelegt werden. Rabatte und Kickbacks dürfen Agenturen nur bei ausdrücklicher vertraglicher Vereinbarung einbehalten, Trading-Deals sind komplett verboten. Neben Eumann beschäftigen sich auch andere Medienpolitiker aus den Bundesländern mit dem Thema. "Der Ball liegt im Feld der Medienpolitik", so Eumann zu "W&V". "Es ist nicht auszuschließen, dass die Marktmacht von Media-Agenturen die Vielfalt von Medien verändert, denn private Medien finanzieren sich über Werbung. Wir müssen deshalb die Frage stellen, was es für die Medien bedeutet, wenn Werbung wegen Trading und Kickbacks immer billiger wird und ob die Möglichkeit der wirtschaftlichen Abhängigkeit so groß wird, dass es zu direktem oder indirektem Einfluss auf Programm und Inhalte kommt."
© AGF Das "Dashboard Videostreaming" der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) ist online. Auf dem langen, komplizierten Weg zur Konvergenzreichweite weist die AGF seit Anfang 2014 regelmäßig Leistungswerte aus der Messung der Videostreaming-Nutzung ihrer Lizenzsender aus. Ab sofort können hierfür nun im Dashboard individuelle Auswertungen für die Angebote von ARD, ZDF, ProSiebenSat.1 und Mediengruppe RTL Deutschland durchgeführt werden. Diese sind nach Zielgruppen (Geschlecht, Alter) für Leistungsindikatoren wie Anzahl der Videos, Netto-Reichweite (in Millionen) und Strukturanteil (in Prozent) per Konfigurator möglich. Die Anwendung findet sich auf der AGF-Website unter www.agf.de/dashboard. Das Dashboard enthält auch die bisher schon veröffentlichten wöchentlichen Hitlisten und monatlichen Strukturdaten.
© Disneymedia+ Mit der Steigerung der Zuschauer-Marktanteile beim Disney Channel geht für den Vermarkter Disneymedia+ eine positive Zwischenbilanz des Werbegeschäfts einher. Von Januar bis September kletterte der Kinder-Marktanteil in der Daytime durchschnittlich um 16 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum, der Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen in der Primetime um 28 Prozent. "Damit entwickelt sich der Disney Channel deutlich positiver als der Markt", frohlockt Thorsten Braun, General Manager Disneymedia+. "Unsere Mitbewerber müssen hier teils deutliche Rückgänge verkraften." Seit Jahresbeginn sei die Zahl der Werbungtreibenden stark gestiegen. Zu den Neukunden des Disney Channel in der Daytime zählen Markenartikler wie Procter & Gamble, Müllermilch oder Centerpark, in der Primetime kamen Media-Saturn, Ikea, Unilever, Iglo und Reckitt Benckiser neu hinzu. Auf den digitalen Kanälen gehören Fiat, Microsoft, Philips, Opel und Tchibo zum Kreis der Neukunden.
El Cartel Media, der Werbevermarkter von RTL II, hat den Product Placement Award (PPA) in der Kategorie TV gewonnen – und zwar für die crossmediale Integration der italienischen Käsemarke Grana Padano in das Format "Die Kochprofis – Einsatz am Herd". Im Zentrum des Konzepts stand die persönliche Empfehlung durch die Kochprofis. Dabei wurde den Köchen im Umgang mit dem Produkt laut El Cartel "maximale Freiheit" gewährt. RTL II arbeitet bereits seit 2013 mit dem Konsortium Grana Padano zusammen und hat seither mehrere Product Placements realisiert. Ziel der Kampagne war die Steigerung der Markenbekanntheit als Qualitätsmarke mit geschützter Ursprungsbezeichnung sowie die Abgrenzung zum direkten Konkurrenzprodukt Parmesan.
© BVDW Deutsche Online-Audio-Angebote können bis 2016 mit einer Verdopplung ihrer Werbeeinnahmen im Vergleich zu 2014 rechnen. Dies prognostiziert der "Webradiomonitor 2015" der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW). Knapp 10.000 Online-Audio-Angebote zählt die Erhebung hierzulande. 52 Prozent der werbefinanzierten Anbieter unter ihnen verzeichnete 2014 eine spürbar erhöhte Werbenachfrage, bei Anbietern mit über 10.000 Euro Werbeumsatz liegt dieser Anteil soagr bei 83 Prozent. Während 56 Prozent der Hobby-Anbieter ausschließlich auf Eigenvermarktung setzen, liegt der Anteil bei professionellen Anbietern bei lediglich 27 Prozent. Fast drei Viertel (73 Prozent) der Anbieter erwarten durch eine einheitliche Reichweitenmessung eine Verbesserung der Vermarktungsmöglichkeiten; im Vorjahr lag dieser Wert bei 55 Prozent. Gut ein Drittel (34 Prozent) der professionellen Online-Audio-Anbieter arbeitet kostendeckend, bei Hobby-Anbietern liegt der Anteil bei 20 Prozent.
Werbemarkt wächst, Eumann will Agenturen regulieren
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