Geplante und letztlich gescheiterte Zusammenschlüsse, spektakuläre Personalwechsel oder auch ganz generell die schwierige Lage der TV-Werbung: die TV-Vermarkter haben im vergangenen Jahr für viele Schlagzeilen gesorgt. Es waren aber längst nicht nur die Dickschiffe Ad Alliance und Seven.One Media, die 2024 für Aufsehen gesorgt haben. Bei Goldbach Germany nutzte man die zurückliegenden Monate für eine umfassende Neuaufstellung.

Goldvertise vermarktet mehr als 45 Special Interest TV-Sender, dazu zählen neben den AXN-Kanälen unter anderem auch Euronews, Sportdigital Fußball, Motorvision+ oder auch Spiegel Geschichte und Bibel TV. Kürzlich konnte man das Portfolio um die Pay-TV-Angebote ProSieben Fun, Sat.1 Emotions und Kabel Eins Classics ergänzen. Doch wenn sich schon die größeren Vermarkter im Bereich der klassischen TV-Werbung schwer tun, wie hart trifft die aktuelle Werbekrise dann einen vergleichsweise kleinen Vermarkter wie Goldvertise - und wie wichtig ist lineares TV perspektivisch überhaupt noch, wenn Online-Video und CTV immer wichtiger werden?
"Die linearen TV-Sender sind weiterhin ein zentraler Bestandteil unseres Portfolios, die Werbeinvestments im Special Interest TV bleiben weiterhin stabil", sagt Frank Möbius gegenüber DWDL.de. "Gleichzeitig ist für all unsere TV-Mandanten auch die digitale Distribution und damit einhergehend deren Kapitalisierung von großem Interesse." Generell bleibe Bewegtbild ein dynamischer und wachstumsstarker Markt, sagt der Goldvertise-Chef. "Entscheidend für den generellen Werbemarkt ist, dass wir uns von einer rein device-zentrierten Betrachtung lösen und den Fokus stärker auf den Content selbst richten – unabhängig vom Endgerät, über das er konsumiert wird."
Goldvertise vermarktet Vevo im DACH-Raum
Dieser Perspektivwechsel sei essenziell, um Synergien zu nutzen und die Effizienz von Media-Kampagnen durch gemeinsame Standards und transparente Messmethoden nachhaltig zu maximieren, zeigt sich Möbius überzeugt. Das vergangene Jahr bezeichnet er als "insgesamt sehr erfolgreich". Möbius: "Insbesondere in unserem Wachstumsmarkt Connected TV und Online Video". Durch die Bewegtbild-Fokussierung im neuen Unternehmen könne man die eigenen Ressourcen besser einsetzen, sagt der Geschäftsführer. "Die schlankere Struktur ermöglicht eine agilere Entscheidungsfindung, eine noch präzisere Kundenansprache aus einer Hand und eine fokussierte Weiterentwicklung unseres Portfolios."
Vor allem fernab des klassischen, linearen Fernsehens hat man in den zurückliegenden Monaten mehrere große Deals abgeschlossen. So konnte das damalige Goldbach im Oktober 2024 eine Partnerschaft mit dem Musikvideo-Netzwerk Vevo verkünden. Goldvertise ist hier für die Vermarktung der Inhalte in der DACH-Region zuständig. Neu im Goldvertise-Portfolio ist darüber hinaus auch O2 TV. Auch angesichts dieser neuen Partnerschaften verzeichnete Goldbach einigen Rückenwind zum Start ins neue Jahr. Frank Möbius spricht von einem "dynamischen" Start ins Jahr.
"Die schlankere Struktur ermöglicht eine agilere Entscheidungsfindung, eine noch präzisere Kundenansprache aus einer Hand und eine fokussierte Weiterentwicklung unseres Portfolios."
Frank Möbius, Geschäftsführer Goldvertise Media GmbH
Generell, so der Goldvertise-Chef, stehe der Werbemarkt von "spannenden, aber auch herausfordernden Entwicklungen". Möbius: "Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage in Deutschland wie auch der weltpolitischen Lage. Dennoch sehen wir insbesondere im digitalen Bewegtbild, allen voran Connected TV, weiterhin ein starkes Wachstumspotenzial, da Marken verstärkt auf flexible und datengetriebene Werbelösungen setzen." Auch bei Goldvertise geht der Trend also in diese Richtung, wenngleich klassisches TV wichtig bleiben soll.
Bei der strukturellen Neuaufstellung der ehemaligen Goldbach Germany ist es in den vergangenen Wochen übrigens nicht geblieben. Bei Goldvertise haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neue Büros bezogen. Zwar firmiert man nach wie vor in Unterföhring, allerdings nicht mehr in der Feringastraße, sondern in der Beta-Straße. "Natürlich werden wir im Zuge der Neuaufstellung auch interne Strukturen und Prozesse optimieren. Die Zusammenarbeit mit unseren Kundinnen und Kunden setzen wir auf die bewährte Art und Weise fort", sagt der Geschäftsführer gegenüber DWDL.de.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beginnt damit auf gleich mehreren Ebenen ein neues Kapitel - und das übrigens nicht zum ersten Mal in den vergangenen 24 Monaten. Im Oktober 2023 verstarb Robert Stahl, Mitgründer und Co-Geschäftsführer von Goldbach Germany, überraschend. Frank Möbius führt das Unternehmen seither allein, dabei wird es auch unter dem neuen Label bleiben.
Trend-Themen: Messung & Künstliche Intelligenz
Neben dem Thema von neuen Standards in der Bewegtbild-Messung über alle Geräte hinweg hat Möbius Künstliche Intelligenz als Thema für 2025 ausgemacht. "Sie verändert nicht nur die Art und Weise, wie Inhalte erstellt und personalisiert werden, sondern auch, wie Werbekampagnen optimiert und Zielgruppen noch präziser angesprochen werden können. Die Herausforderung besteht darin, diese Technologien sinnvoll und datenschutzkonform zu integrieren."
Der Umbau bei der ehemaligen Goldbach Germany ist übrigens auch vor dem Hintergrund von Veränderungen bei der Konzernmutter zu sehen. Goldbach gehört zur Schweizer TX Group - und die hat ihren Vermarkter zuletzt neu ausgerichtet. Das Österreich-Geschäft wurde verkauft, in Deutschland trieb man die Aufspaltung in zwei Gesellschaften voran. In der Schweiz selbst haben Tamedia und "20 Minuten" ihre Vermarktung größtenteils selbst übernommen, vorher war Goldbach zuständig. Man wolle die Flexibilität von Goldbach erhöhen und Kosten reduzieren, erklärte die TX Group im Zuge der Veränderungen. Jetzt muss sich die neue Aufstellung, gerade auch in Deutschland, dem Praxistest unterziehen.
Insgesamt haben die Top 25 der reichweitenstärksten Marken in der vergangenen Woche weniger Bruttoreichweite eingefahren als in der Vorwoche. Sowohl Shop-Apotheke und Enpal warben deutlich weniger, weshalb sich auch ihre erzielten Reichweiten verringerten. Im Fall von Shop-Apotheke reichte es aber noch zu Platz zwei im Ranking. Ganz vorne landete McDonalds mit fast 2.200 Spots und 743 XRP. Die meisten Fast-Food-Spots waren bei Comedy Central zu sehen, aber auch Nick, Home & Garden TV sowie ProSieben, TLC und RTLzwei wurden häufig belegt.
Die Online-Handelsplattform Vinted hält den Werbedruck derweil hoch, in der vergangenen Woche sorgten mehr als 2.000 Spots für 587 XRP. Damit landete man noch vor Lidl, Haribo, Edeka und anderen großen Marken. Volkswagen hat seine Werbebuchungen zuletzt nochmal nach oben geschraubt: Am Samstag und Sonntag liefen jeweils rund 300 Spots der Autobauers in den Werbeblöcken der TV-Sender - mehr als an allen anderen Tagen des noch jungen Jahres. Insgesamt erreichte VW mit 1.436 Spots eine Bruttoreichweite in Höhe von 436 XRP. Gesucht hat das Unternehmen vor allem männliche Zuschauer, die Spots liefen zu großen Teilen bei N24 Doku, Welt, Sport1 und DMAX.
Das Werberanking kurz erklärt
All Eyes On Screens (früher: AdScanner) stellt für das Ranking eine Liste aller in der vergangenen Woche im deutschen TV ausgestrahlten Werbespots zusammen und ermittelt für diese die in Summe erzielte Reichweite in den gemessenen Vodafone-Haushalten. Da hier die sekundengenaue Reichweite statt der bislang branchenüblichen Werbeinselreichweite als Grundlage dient, spricht All Eyes On Screens von XRP (Exact Rating Points). Da es sich um Brutto-Reichweiten handelt, werden dafür die Einzel-Reichweite jeder Ausstrahlung aufaddiert. Zur Veranschaulichung: Läuft ein Spot zehn Mal und erreicht dabei jeweils fünf Prozent der gemessenen Vodafone-Haushalte, ergibt das für die gesamte Woche 50 XRP - auch wenn es immer die gleichen fünf Prozent gewesen wären.