Die Corona-Pandemie, vor allem aber der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, hat eine gewaltige Inflationsspirale in Gang gesetzt, die in vielen Bereichen zu beobachten ist. Viele Unternehmen haben unter anderem reagiert, indem sie die Menge oder Größe ihrer Produkte reduziert haben - bei gleichbleibenden Verkaufspreisen. Dieser Vorgang hat als Shrinkflation in den deutschen Sprachgebrauch Eingang gefunden. Einige Unternehmen verringerten die Menge und hoben gleichzeitig sogar die Preise an, das alles war vor allem beim Blick ins Supermarktregal sichtbar. Aber auch in der Medienbranche gibt es ganz ähnliche Entwicklungen.
Schon seit vielen Jahren beschweren sich Agenturen und Werbekunden, dass die Preise etwa für TV-Werbung stetig steigen, während die in den Werbeblöcken erzielten Reichweiten immer weiter sinken - ganz einfach, weil allgemein die Reichweiten des linearen TV zurückgehen. Und während das Thema seit einiger Zeit brodelt, ist es vor wenigen Wochen aus einigen Agenturchefs herausgebrochen.
Als sich die Kollegen vom Branchenmagazin "Horizont" bei verschiedenen Mediaagenturen zu den Themen des Jahres 2025 umhörten, war auch oft von der sogenannten Mediainflation die Rede - also den steigenden Preisen für Werbung. Das las sich teils drastisch. "Grundsätzlich ist die Mediainflation seit Jahren viel zu hoch, da sie häufig entkoppelt wird von der Leistungsentwicklung", erklärte etwa Georg Berzbach, CEO Media von Dentsu Deutschland & DACH. Matthias Brüll, Global CEO Mediaplus Group, sprach von einer "außergewöhnlich hohen Inflation in TV" zum Start des Jahres. Teilweise sollen die Preise bei einzelnen Sendern und für spezielle Zielgruppen um 30 Prozent gestiegen sein. Und für Dominik Scholta, Geschäftsführer von Hearts & Science Germany, offenbarten die Preissteigerungen in Anbetracht von sinkenden Reichweiten und "herausfordernder Qualität der Inhalte ein interessantes Selbstverständnis der handelnden Akteure".
Und tatsächlich führen die höheren Preise für TV-Werbung zu gleich mehreren Problemen: Die Agenturen müssen nicht nur mehr Werbeplätze buchen, um das gleiche Ergebnis wie früher zu erzielen. Sie zahlen dafür auch noch mehr. Dadurch werden für die Werbekunden andere Medien potenziell interessanter. Klar, die Big Spender bleiben dem Fernsehen auf absehbare Zeit erhalten. Sie profitieren aber auch von besonders hohen Rabatten. Für TV-Sender und ihre Vermarkter ist das eine besorgniserregende Entwicklung.
Vermarkter halten dagegen
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Ob die Kunden allein mit Meta, TikTok, Google und den US-Streamern ihre Ziele erreichen, bezweifle ich.
Stephan Karrer, Geschäftsführer El Cartel Media
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Nachdem Shop-Apotheke in den zurückliegenden Wochen ein Fixstarter im Werberanking war und es zuletzt mehrfach auf Platz zwei der reichweitenstärksten Marken brachte, zog man in der vergangenen Woche von jetzt auf gleich den Werbestecker. Nur noch 22 Spots liefen in sieben Tagen auf den verschiedenen Sendern. Mit den erzielten 18 XRP verpasste man den Einzug in die Top 25 freilich sehr deutlich. Zum Vergleich: Eine Woche zuvor warb Shop-Apotheke noch fast 2.000 Mal und erreichte mehr als 1.000 XRP.
Die reichweitenstärkste Marke war in der vergangenen Woche erneut Kinder aus dem Hause Ferrero. Direkt dahinter platzierte sich die Konkurrenz von Milka, wobei die unterschiedliche Werbestrategien sofort ins Auge stechen: Während Ferrero mit 1.254 Kinder-Spots auf 990 XRP kam, brauchte Mondelez mehr als 2.100 Spots, um Milka auf 869 XRP zu bringen. Das zeigt: Milka war vor allem auch in den Werbeblöcken von kleineren Sendern zu sehen. Das Treppchen komplettiert hat in der letzten Woche McDonalds mit 814 XRP.
Das Werberanking kurz erklärt
All Eyes On Screens (früher: AdScanner) stellt für das Ranking eine Liste aller in der vergangenen Woche im deutschen TV ausgestrahlten Werbespots zusammen und ermittelt für diese die in Summe erzielte Reichweite in den gemessenen Vodafone-Haushalten. Da hier die sekundengenaue Reichweite statt der bislang branchenüblichen Werbeinselreichweite als Grundlage dient, spricht All Eyes On Screens von XRP (Exact Rating Points). Da es sich um Brutto-Reichweiten handelt, werden dafür die Einzel-Reichweite jeder Ausstrahlung aufaddiert. Zur Veranschaulichung: Läuft ein Spot zehn Mal und erreicht dabei jeweils fünf Prozent der gemessenen Vodafone-Haushalte, ergibt das für die gesamte Woche 50 XRP - auch wenn es immer die gleichen fünf Prozent gewesen wären.