Seit Jahren schon sehnt sich die Fernsehbranche nach einem neuen Hit. Entsprechend groß waren die Hoffnungen bei RTL, als man sich im vergangenen Jahr die Rechte an "Die Verräter" sicherte - einer ursprünglich aus den Niederlanden stammenden Show, die spätestens nach dem Überraschungserfolg der britischen Adaption auf dem internationalen Markt heiß begehrt war. Doch so groß das Lob auch war - es gab eine Nominierung für den Grimme-Preis und jüngst sogar eine Auszeichnung mit dem Fernsehpreis -, so mäßig fiel die Quoten-Bilanz der ersten Staffel aus.

Mit gerade einmal acht Prozent Marktanteil in der Zielgruppe ging die Staffel damals zu Ende und von einem Erfolg oder gar einem Hit wollte in Deutschland plötzlich niemand mehr sprechen. Verloren haben die Verantwortlichen des Senders den Glauben in "Die Verräter" gleichwohl nicht. "Wir glauben hier ein Ass im Ärmel zu haben und das geben wir nicht so leicht auf", gab sich Inga Leschek, Chief Content Officer bei RTL Deutschland, jüngst im DWDL.de-Interview kämpferisch. Dass die Produktionsfirma Tower für gleich zwei weitere Staffeln beauftragt wurde, unterstreicht die Ambitionen.

Martin Wegner © RTL / Anne Werner Martin Wegner
An diesem Donnerstag nun startet die zweite, als "Halloween-Special" gebrandete Staffel des Formats - mit einer Preview im Programm von RTL, ehe die restlichen Folgen bei RTL+ zu sehen sein werden. Die dritte Staffel wiederum soll im kommenden Jahr auch im linearen Fernsehen wieder eine größere Fläche erhalten. Und auch wenn die Show selbst ziemlich geheimnisvoll anmutet - dass es Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr geben wird, ist alles andere als ein Geheimnis. Man habe sich das Feedback des Publikums genau angesehen, sagt Martin Wegner, Executive Producer bei RTL, zu DWDL.de. "Ein Kritikpunkt, auch in der Medienforschung, war, dass die erste Staffel sehr langsam begann. Das haben wir uns zu Herzen genommen. In diesem Jahr starten wir schneller ins Spiel und machen mehr Tempo."

Daneben dient ein neues Gruselschloss als Location der Show. Es steht diesmal nicht in Frankreich, sondern in Belgien. Und noch etwas ist anders. "Durch ein konsequentes und verstärktes Nutzen der Remote-gestützten Kameratechnik geben wir den Spielern in diesem Jahr mehr Raum, ungestört ihre Strategien und Vermutungen untereinander zu besprechen", so Wegner über die technischen Anpassungen, die ihren Beitrag zum Gelingen der neuen Folgen leisten sollen.

An der Auswahl der Prominenten wolle man dagegen festhalten. "Die Zusammenstellung, die uns wieder viel Freude gemacht hat, sorgt auch in diesem Jahr dafür, dass neben den Emotionen auch der Humor nicht zu kurz kommt, was uns mit dem Halloween-Special wieder gut gelungen ist", betont der Executive Producer. Tatsächlich war es eine große Stärke der ersten Staffel, dass nicht die "üblichen Verdächtigen" zum Cast gehörten, sondern auch jene, die man nicht in einem Reality-Format erwarten würde. In der nun startenden zweiten Staffel sind mit Gerda Lewis und Jessica Haller zwar auch eine ehemalige "Bachelorettes" mit dabei, doch Bruce Darnell, Schauspieler Oliver Korritke und Unternehmerin Dana Schweiger sind durchaus überraschende Besetzungen.

Die Verräter © RTL / Stefan Gregorowius Am "runden Tisch" treffen die Prominenten ihre Entscheidungen.

Dass sich RTL, anders als anfangs die Briten, für Promis anstelle von Normals entschied, ist durchaus Kalkül. "Die Zuschauer haben von einer prominenten Person ein vorgefertigtes Bild. Und so können sie jederzeit sehen, wie diese sich in der Rolle des Verräters oder der loyalen Seite schlägt", sagt Martin Wegner gegenüber DWDL.de. "Unser Publikum sollte ab der ersten Minute ein Gefühl der Vertrautheit haben und verfolgen können, wie etwa ChrisTine Urspruch, bekannt als Gerichtsmedizinerin aus dem Münster-Tatort oder Ulrike von der Groeben als renommierte Sportjournalistin in die Rollen der Loyalen schlüpfen und die Verräter entlarven können." Gleichwohl sei die Lust am Spiel die Grundvoraussetzung, "sonst würde es nicht funktionieren".

Doch ein Blick über die Grenzen kann bei der Weiterentwicklung des Formats sicher nicht schaden, immerhin bringt es "Die Verräter" inzwischen auf 30 Versionen - und erst jüngst sorgte die Show auf dem indischen Fernsehmarkt für Aufsehen. "Natürlich schauen wir auch auf unsere Vergleichsmärkte, welche Plot-Twists in ihren Versionen auftauchen", betont Wegner. "Da unsere Zuschauerinnen und Zuschauer heute leichter internationale Adaptionen sehen können, müssen wir darauf achten, dass das Überraschungselement für unsere Teilnehmenden erhalten bleibt. Durch den Austausch mit Produzenten und Kreativen aus anderen Ländern erhalten wir Einblicke in alternative Erzählstrukturen, interessante Wendungen und Sichtweisen auf das Konzept der Show. So können wir stetig neue Ideen für die deutsche Version entwickeln."

Doch bei aller Feinjustierung steht auch weiterhin der Spaß am Rätseln über Verräter und Loyale im Vordergrund. Ob die Fangemeinde wachsen wird, bleibt indes freilich abzuwarten. Manchmal stellt eben auch das Publikum die Sender vor ein großes Rätsel.

Die Auftakt-Folge von "Die Verräter - Vertraue Niemandem" läuft am Donnerstag um 20:15 Uhr bei RTL, die weiteren Folgen danach wöchentlich bei RTL+